Israel- Bibelreise

Die Reise nach Israel war wohl die nachhaltigste Reise, die wir je gemacht haben und noch heute kommen recht oft die Erinnerungen an die vielen tollen und teilweise sehr berührenden Momente hoch.

 

Keineswegs bibelfest, weder vor noch nach dieser Reise, entschieden wir uns im Jahr 2008 für eine Reise nach Israel, von manchen Menschen motiviert, von vielen jedoch auch gewarnt.

 

Da wir beide aus christlich geprägten Elternhäusern stammen, möchte ich unseren biblischen Hintergrund mit zufriedenstellend beschreiben und entschieden uns auch deshalb für eine geführte Reise durch das Land. Dies erwies sich als eine weise Entscheidung, erst recht, wenn man diese Region das erste Mal bereist.

 

Unser Veranstalter war nun Phoenix Reisen und vor Ort wurden wir von Amiel Tours betreut.

 

Wir starteten recht früh morgens vom Flughafen Münster/ Osnabrück bis Frankfurt und anschließendem Weiterflug nach Tel Aviv.

 

Unser Gepäck konnten wir leider nicht am Vorabend einchecken, uns wurde gesagt, wegen der bestehenden Bombengefahr, nun gut.

 

 

 

In Frankfurt gibt es für Reisen nach Israel einen separaten Abfertigungsschalter. Wir wurden vom Bodenpersonal davon in Kenntnis gesetzt, dass die Maschine überbucht sei und ca. 30 Leute keinen Platz in der Maschinen finden würden. Man lobte eine Prämie in Höhe von 500,- € aus; es meldeten sich vorwiegend junge Leute. Wir überlegten auch einen Moment, doch für uns machte es wenig Sinn, da unsere Rundreise bereits früh morgens startete und dann der erste Tag im Eimer gewesen wäre, also nahmen wir von diesem Angebot Abstand.

 

In Tel Aviv angekommen, fuhren wir mit dem Bus ca. 20 Minuten zu unserem Hotel, Marina Hotel, direkt am Hafen von Tel Aviv gelegen. Das Zimmer ist OK, mit Seeblick, naja. Es war nun bereits früher Nachmittag und wir machten uns auf den Weg zum Strand. Hier tobte das Leben, es war Sabbat. Wir bekamen den Eindruck, in Tel Aviv lebten nur junge Leute; wir traffen am Strand nur sportliche und sehr gut aussehende jungen Menschen, noch dazu waren alle super gebräunt und mega gut drauf. Wir kamen uns doch schon recht alt vor.

 

Gegen 17:00 Uhr ging die Sonne unter, nein sie raste gen Horizont. In einer Strandbar nahmen wir Platz und gönnten uns ein schönes Makabi-Bier, vielleicht waren es auch mehr als eine Flasche. Gut gelaunt traten wir den Heimweg zum Hotel über eine der Hauptstraßen der Stadt an. Die Bars und Restaurants sind sehr gut frequentiert, auch hier vorwiegend von jungen Leuten. Gegen 19:00 Uhr waren wir dann wieder im Hotel und wir begaben uns direkt ins Restaurant, wo wir angewiesen wurden, uns zu der deutschen Gruppe zu setzen, bestehend aus einem Schweizer Ehepaar, einem Frankfurter Paar, einer Studentin und einem Paar, welches sich nicht outen mochte.

 

Das Essen war mäßig, aber machte satt.

 

Nach dem Essen machten wir noch einen kleinen Gang durch die Stadt, da wir leider keine weitere Gelegenheit haben würden uns Tel Aviv näher anzusehen, schlafen konnten wir später noch.

 

Am nächsten Morgen klingelte bereits um 6:00 Uhr der Wecker des Handys und nach einem Frühstück im Hotel standen wir pünktlich um 8:00 Uhr vor dem Eingang des Hotels und warteten auf unseren Bus.

 

Unser Reiseleiter heißt Michael, ist Baujahr 1945 und kommt aus Ashdod, einer Stadt mit gu 200.000 Einwohnern ca. 30 km südlich von Tel Aviv gelegen. Seine Eltern stammen aus Berlin, genauer gesagt aus Neukölln und sind 1938 ausgewandert. Michael wurde in Haifa geboren. Er hat nun 3 Kinder und 1977 in Ashdod ein Grundstück gekauft.

 

Unsere Gruppe umfasste 30 Leute und wir reisten mit vielen "Ossis", die fast alle bereits "Orient-Erfahrung" hatten. (Jordanien, Syrien, Ägypten, Suez etc.)

 

Wir starteten mit unserem Fahrer David dann doch noch gegen 8.45 Uhr in Richtung Jaffa, südlich von Tel Aviv gelegen. Jaffa ist die Hafenstadt, die 1950 mit Tel Aviv vereint wurde, sie war ursprünglich muslimisch geprägt, im Gegensatz zu Tel Aviv, welches jüdisch geprägt ist.

 

Jaffa ist der alte arabische Hafen und heute haben sich hier viele Künstler angesiedelt.

 

Nach einem Gang durch das Viertel, auf dem wir von Michael bereits mit vielen kleinen Details zum Leben in Israel versorgt wurden, machten wir wieder kehrt und fuhren wieder nördlich durch Tel Aviv, Richtung Cesarea.

 

Cesarea ist die wohl größte Ausgrabungsstätte in Israel in der man die Festung des Herodes mit dem Hippodrom für annähernd 20000 Menschen, sowie das Amphitheater und das Aquädukt besichtigen kann. Wir waren nun das erste Mal sprachlos und genossen die vielen Erklärungen, die wir von Michael erhielten mit den visuellen Eindrücken. Am Horizont zogen Gewitterwolken auf, doch laut unserem Reiseleiter hatte es hier seit nunmehr fast 7 Jahren nicht mehr geregnet, wir ließen uns also dadurch keineswegs hetzen.

 

Mit dem Bus ging es weiter entlang des Mittelmeeres Richtung Norden. Mittags gelangten wir in ein Dorf, welches von Drusen bewohnt wird und dort wurden wir in einem großen Garten von der Hausherrin köstlich bekocht. An langen Tischen genossen wir köstliche Speisen, wie Salate und kleine Fleischspieße und warmes Fladenbrot, ganz typisch auf den runden Kupferkugeln auf offenem Feuer gebacken und dann noch selbst gebackenen Kuchen und Kaffee.

 

Drusen ist eine Glaubensgemeinschaft, die dem Islam zuzuordnen ist, Grundlage des Glaubens ist die Seelenwanderung und die Reinkarnation.

 

Bevor wir uns wieder auf den Weg machten, wurden wir gebeten uns ihr Haus anzusehen. Es ist zweigeschossig und ganz schön edel eingerichtet, mit Ledersofas und schweren antiken Möbeln. Wir waren schon mal recht beeindruckt. Unsere Fahrt ging weiter Richtung Haifa, wo wir jedoch nur einen Blick auf die Stadt unter uns genießen konnten, die Lage ist genial am Meer und vom Gebirge eingerahmt.

 

Haifa ist die drittgrößte Stadt im Norden Israels gelegen und arabisch geprägt. Sie liegt direkt am Mittelmeer, eingerahmt vom Karmelgebirge im Osten. In Haifa befindet sich mit dem Schrein des Bab eine der wichtigsten Pilgerstätten der Bahai, einer monotheistischen Glaubensgemeinschaft mit nahezu 8 Millionen Menschen. Der Schrein des Bab mit seinen wunderschönen Gärten liegt an einem Hang oberhalb von Haifa und ist seit 2008 Welterbe der UNESCO. Wir wagten einen kleinen Blick in die Gärten.

 

Weiter fuhren wir noch nach Akko, nördlich von Haifa in einer Bucht gelegen und von der Festungsanlage geprägt.

 

In Akko hatte es in der Woche vor unserer Abfahrt noch Unruhen gegeben, da Araber die Festtagsruhe an einem jüdischen Feiertag störten. Dies wurde sogar bei uns in den Medien berichtet, doch hier war es friedlich und wir bekamen davon nichts mit.

 

In der Altstadt von Akko leben vorwiegend arabische Israeliten und das merkten wir auch. Die Bevölkerung lebt doch in deutlich ärmeren Verhältnissen. Die Altstadt von Akko, eine Kreuzritterstadt, ist super und stetig neue Ausgrabungen werden hier gemacht. Nach einem Videovortrag besichtigten wir die Festung und gelangten durch unterirdische Gänge und auf der Hafenmauer zurück zum Hafen und zum Bus. Gegen 17:00 Uhr begann es zu dämmern und innerhalb von 30 Minuten war es stock-dunkel.

 

Nun fuhren wir noch ca. 1 Stunde zu unserem Kibbuz-Gästehaus im Kibbuz Lavi in Galiläa.

 

Heute gibt es noch ca 270 Kibbuzim in denen ca 120000 Kibbuznikim leben, die Zahl nimmt deutlich ab, da viele junge Leute diese Lebensform nicht mehr wählen. Der Grundgedanke war sozialistischen Ursprungs, die Menschen sollten in einer klassenlosen Gesellschaft, gleichberechtigt und ohne Privateigentum leben.

 

Das Gästehaus ist komfortabel ausgestattet, mit Schwimmbad und die Zimmer mit Balkon, doch es hat den Charme einer hiesigen Jugendherberge in den 70er Jahren. Im Speisesaal saßen wir wieder neben "Ossis" und ließen uns von der großen, weiten Welt erzählen. Das Essen war koscher; Fleisch, genauer gesagt Huhn und Rind, jedoch keine Milch. Als Dessert wurde Kuchen gereicht. Anschließend saßen wir noch an der Bar, tranken ein Bier und kamen noch mit einigen Israelis, auch orthodoxen Juden, ins Gespräch.

 

Durch den Weckruf des Reiseleiters wurden wir gegen 6:30 Uhr geweckt. Nach dem reichhaltigen Frühstück sammelten wir uns vor dem Gästehaus und wurden von Henry, einem Kibbuznik empfangen. Wir erhielten von Henry einen ersten Einblick in das Leben und die Gemeinschaft im Kibbuz.

 

Henry war 1938 ohne seine Eltern nach England deportiert worden und hat so den Holocaust überlebt. In England wurden die jungen Menschen auf das bevorstehende Leben im Kibbuz vorbereitet und 1949 gründete er mit 60 weiteren Juden den Kibbuz Lavi. Die Lage des Kibbuz wurde vom Staat bewusst an dieser Hauptstraße zwischen zwei arabischen Dörfern gelegen, gewählt und zur Verfügung gestellt. Man hatte die Juden in England mit der Landwirtschaft vertraut gemacht und geschult, doch die klimatischen Verhältnisse in Israel ließen sich keineswegs mit denen in England vergleichen und so machten sie in den ersten Jahren sehr negative Erfahrungen. Der heutige Kibbuz macht einen ausgesprochen fruchtbaren und grünen Eindruck, zu Zeiten der Gründung war es eher ein steiniges und wenig fruchtbares Land. Heute leben hier in der Gemeinschaft 630 Kibbuzniks, der Kibbuz erwirtschaftet seinen Unterhalt durch den Bau von Synagogenmöbel und durch das Gästehaus, welches wir auch bewohnen.

 

Wir sehen auf dem Rundgang durch den Kibbuz die verschiedenen Einrichtungen, wie die Synagoge, den Kindergarten und die Gemeinschaftsräumlichkeiten, wie den Essensraum und einen großen Raum für Festivitäten. Die Häuser sind klein und eingeschossig und jeweils mit einem Schutzraum ausgestattet. Es ist eine Oase der Ruhe.

 

Nach diesem ausführlichen Rundgang fuhren wir mit unserem Bus zum See Genezareth. Es ging erst durch eine hügelige Landschaft und dann durch eine eher verdorrte Gegend. Am See angekommen stiegen wir in ein so genanntes "Jesusschiff". Auf dem offenen Deck nahmen wir Platz und schipperten so ca. 1 Stunde auf dem See Richtung Kafarnaum. Naja, ob sich zu Jesus Zeiten diese Fahrt über den See auch so angefühlt hat und die Schiffe so ausgestattet waren, wage ich doch zu bezweifeln. Aber schön war es trotzdem zumal wir auch noch super Wetter hatten und die kühle Brise nicht so schlecht kam.

 

Der See Genezareth ist mit etwa 210 Meter unter dem Meeresspiegel der tiefstgelegene Süßwasseree der Welt, jedoch weist er selbst nur eine Tiefe von maximal 43 Metern auf. Im Norden fließt der Jordan in den See Genezareth, der im Süden weiter in das Tote Meer fließt.

 

In Kafarnaum angekommen ging es zur Kirche der Brotvermehrung und ich hatte Glück und konnte mich unauffällig unter eine italienische Gruppe mischen, die das Abendmahl empfingen. Doch, es war ein sehr bewegender Moment für mich und ich werde es immer in guter Erinnerung bewahren.

 

Wir kamen dann zur "Verkündigungskirche" und zum "Haus des Petrus", von wo man einen sensationellen Blick auf den See hat. Es war nun schon recht warm und weiter ging es im klimatisierten Bus Richtung Kafanaum.

 

 

 

Gegen 14:00 Uhr trafen wir in einem typischen Touristenlokal, direkt am See gelegen, ein. Wir saßen im Garten unter einer Beschattung und bekamen den "Petrusfisch" serviert. Naja, vom Geschmack war er ok, doch so viele Gräten, wie sich in diesem Fisch befinden, hatten mir den Appetit auf dieses Tierchen gänzlich verdorben. Ich labte mich an den köstlichen Beilagen aus Salaten und Brot.

 

Am Nachmittag fuhren wir auf den Golan und machten unweit der Jordanischen Grenze einen Stopp. Die Golanhöhen sind seit 1967 unter israelischer Verwaltung, die Syrer beanspruchen jedoch ebenfalls dieses Gebiet; ein Konflikt, der wohl kaum durch die Friedensverhandlungen beigelegt werden kann. Michael versuchte uns von den Bemühungen Israels um die Golanhöhen zu überzeugen. Ich denke, die Israelis haben vorwiegend Angst vor Angriffen seitens der Syrer von der Anhöhe. Schließlich geht es hier ja auch um das höchst wichtige Wasserreservoir des Sees Genezareth. Auffällig war, wie wenig präsent das Militär während unseres Aufenthaltes war, lediglich 2 Militär-Patrouillen haben wir wahrgenommen.

 

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit trafen wir dann in Tiberias ein, der Stadt am Westufer des Sees, die wohl mit ihren 40000 Einwohnern, darunter eine Vielzahl orthodoxer Juden, eine der "jüdischsten Städte" ist. Es war eine tolle Begegnung.

 

Wir schlenderten durch die Altstadt und wir waren umgeben von orthodoxen Juden mit ihren Familien, teilweise in Kutschen, vielfach mit einer ganzen Horde Kindern.

 

In Tiberias wohnen gefühlt wohl die meisten orthodoxen Juden in Israel.

 

Es war ein lauer Sommerabend in Tiberias und wir haben gerade diesen Abend sehr genossen, da es hier so herrlich entspannt war.

 

Am nächsten Morgen ging es dann schon wieder um 6:30 Uhr los und wir fuhren nach Nazareth. Die Stadt mit den ca 72000 Einwohnern liegt im Norden Israels, in Galiläa. Die Stadt hat alttestamentarisch keine Bedeutung, lediglich gilt sie in den Evangelien als Heimatstadt von Maria und Josef, daher wird Jesus dort auch als Nazarener bezeichnet.In Nazareth besichtigten wir zunächst die Kirche der Verkündigung, eine ausgesprochen schöne Kirche mit einer ganz besonderen Stimmung. Zunächst kommt man in die obere Kirche, die sehr schlicht gehalten ist und durch die sehr bunten Fenster in einem sehr freundlichen, gedämpften Licht getaucht ist. Bei unserem Eintreten hatten wir wieder mal das Glück einer Messe beiwohnen zu dürfen. Leider reicht die Zeit nicht aus und wir hatten nur einen kleinen Moment der Besinnung. Weiter ging es in die Unterkirche mit der Verkündigungsgrotte. In der Unterkirche befinden sich sehr viele Wandbilder, wodurch sie etwas überladen wirkt.

 

Von Nazareth ging die Fahrt dann Richtung Süden nach Bet Shean, einer recht bedeutenden Ausgrabungsstätte 115 Meter unter dem Meeresspiegel gelegen, aus byzantinischer Zeit (500 n.Chr.) bzw. aus der Zeit Justinians (518-527 n. Chr.). Wir sahen uns das Amphitheater und die Schwefelbäder etwas genauer an.

 

Als nächsten Tagespunkt stand der Kibbuz Nir David, einer der ältesten Kibuzzim in Israel. Wir sahen uns die sehr schön gelegen Anlage mit einem Fluss und vielen Grünflächen an und tauchten einen kleinen Moment in das Leben im Kibbuz ein. Hier hatten wir die Gelegenheit in dem Gemeinschaftraum das Mittagessen mit den Kibbuznik einzunehmen. Es ist ein einfaches Essen mit Salaten, etwas Fleisch, Pommes und Nudeln, jedoch wirklich sehr lecker.

 

Die Bewohner zahlen für das Essen, wodurch sich tatsächlich nur jeder so viel auf den Teller gibt, wie er im Stande ist zu verzehren, eine sinnvolle Regelung, wie ich finde. Hierdurch werden die Kosten für die Speisen in einem erträglichen Rahmen gehalten und man vermeidet so die Masse an Essensresten. Ein Gedanke, den man mal in den vielen Kantinen und Mensen bei uns im Lande aufgreifen sollte.

 

Nun folgte die Fahrt in Richtung Jericho, leider ist Jericho für uns nicht zugänglich, sie ist umgeben von Grenzanlagen in Form hoher Stacheldrahtzäune und wird durch Militär bewacht, sie liegt an der Westbank. Jericho ist mit 250 Meter unter dem Meeresspiegel gelegen nicht nur die tiefstgelegene Stadt, sie ist auch die ältestete Stadt der Welt, sie zählt heute ca 25000 Einwohner. Sie liegt in den Palästinensischen Autonomiegebieten und es leben dort ca 85% palästinensische Araber. Weiter ging es an der Jordanischen Grenze entlang. Bei einem Stopp an einem Kiosk trafen wir auf israelische Soldaten mit Maschinengewehren, die sich problemlos von und mit einigen Mitreisenden fotografieren ließen. Unser Weg führte nun durch die Wüste und erst kurz vor der Stadt Jerusalem trafen wir auf Beduinenstämme. Sie hausen in Blechhütten oder Zelten unter sehr ärmlichen Verhältnissen. Bei bewölktem Himmel erreichten wir nun Jerusalem. Der erste Eindruck war überwältigend. Wir hielten auf dem Ölberg und von dort hat man einen grandiosen Blick auf die Altstadt, der sich geradezu in meinem Kopf eingebrannt hat. Es gab zwei Momente auf dieser Reise, bei denen mir die Tränen in den Augen standen, der eine Moment war hier auf dem Ölberg. Vor uns die Altstadt mit dem Felsendom in einen Ockerton gehüllt und hinter uns der Garten Getsemani mit der Kirche der Nationen. Den Garten Getsemani hatte ich mir etwas großzügiger vorgestellt, doch die Jahrhunderte alten Ölbäume zeugten mir einen gehörigen Respekt vor dem Alter ab. Wenn man sich vorstellt, was die so alles schon erlebt haben. Es war bereits später Nachmittag und außer unserer Gruppe befanden sich dort kaum noch Menschen, wir konnten also den Augenblick genießen.

 

Wir besichtigten noch die Kirche der Nationen, die durch die finanzielle Unterstützung vieler Nationen ausgeschmückt wurde. Wohl fast jedes Völkchen dieser Erde hat sich hier mit einer edlen Spende in Form eines Fensters, einer Skulptur, Wandmosaiken oder wie die Deutschen mit einem Taufbecken hier verewigt.

 

Gegen 18:30 Uhr trafen wir in unserem Hotel etwas außerhalb der Stadt ein, dem Schalom Hotel. Das Essen im Hotel war nicht gerade der Knaller und so nahmen wir noch ein, zwei Bierchen an der Bar. Leider war der Weg in die Altstadt zu weit.

 

Am nächsten Tag war Sabbat, das heißt genauer gesagt eigentlich vom letzten Sonnenuntergang bis zum darauffolgenden Sonnenuntergang.

 

Im Hotel gibt es einen separaten Sabbat-Aufzug, also einen Aufzug, der stetig die einzelnen Stockwerke anfährt, damit man keinen Knopf bedienen muss. Auch gibt es heute keinen Kaffee aus der Espressomaschine, der Kaffee wurde bereits vorgekocht. Leider war auch das Frühstück eher mäßig, das Hotel entspricht keineswegs unserer Mittelklasse. Waren keine Touristen im Land, diente dieses Hotel als Flüchtlingsunterkunft, leider ist es sehr heruntergekommen.

 

Nach dem Frühstück saßen wir um 8:00 Uhr pünktlich, wie es sich für eine deutsche Reisegruppe gehört, was Michael im Übrigen sehr schätzte, wieder im Bus. Wir fuhren in die Weststadt zur Knesset. In En Kerem, dem Herzl Berg liegen die Knesset, das Israel Museum und die Universität. Michael erklärte uns zunächst die Hintergründe zur Menora, dem neunarmigen Leuchter, die vor der Knesset steht und das Wahrzeichen der Stadt Jerusalem ist.

 

Die Innenräume der Knesset konnten wir leider nicht besichtigen und da das Museum an Sabbat erst um 10:00 Uhr öffnete, nutzten wir die uns verbliebene Zeit für einen Besuch in der Besuchskirche.

 

Wir gelangten dann doch noch ins Museum um uns dort die geschichtsträchtigen Qumran-Rollen anzusehen. Die Schriftrollen der Thora sind über 2000 Jahre alt und wurden in den Höhlen am Toten Meer gefunden. Die Thora ist ja im täglichen Leben der Juden allgegenwärtig, uns wurde die Bedeutung für diese Schriftrollen schnell bewusst.

 

Das Museum hat auch eine beeindruckende Impressionisten-Sammlung, dazu hatten wir dann doch leider keine Zeit mehr, also beim nächsten Mal.

 

Nun war es fast 12:00 Uhr und die Fahrt ging weiter Richtung Bethlehem. Wir kamen der Stadt mit dem Bus immer näher und auch den Befestigungs- und-oder Abwehranlagen rund um die Stadt. Eine 8 Meter hohe Mauer mit entsprechenden Wehrtürmen umgibt die Stadt Bethlehem ,von den Grenzeinrichtungen ganz zu schweigen. Bereits ein ganzes Stück vor den Grenzanlagen verließ Michael als Israeli und ehemaliger Offizier unseren Bus und David brachte uns zunächst im Bus direkt zu den Grenzanlagen. Die Pässe werden noch im Bus kontrolliert. Wir verließen den Bus und wir wurden von einem Palästinenser empfangen, natürlich werden unsere Taschen eingehend begutachtet. Wir liefen zwischen den Zäunen durch das Grenzgebiet und auf der Stadtseite nahm uns unser arabischer Führer Nabil in Empfang. Wir stiegen in einen Bus und fuhren bis zur Altstadt, dann gingen wir zur Geburtskirche. Nach längerem Warten wurden wir durch die Grotte geschleust, es herrscht eine eher hektische Atmosphäre. Es ist alles sehr eng und der eigentliche Stein, auf dem dem Jesus nach der , ist von denKreuzigung gelegen haben soll wurde durch Liebkosungen der Gläubigen schon sehr specksteinartig gerundet. Hier bist du nicht Gläubiger, hier wird einem das touristische Dasein ganz bewusst und ich fühle mich beschämend. Gerade hier in Bethlehem hatte ich vermutet, überkommen mich meine Gefühle, doch weit gefehlt, man ließ sie nicht in einem wachsen, es herrschte ein zu reges Treiben.

Anschließend ging es noch in die Katharinenkirche direkt nebenan, hier findet immer am 24.12. die Mitternachtsmesse statt, die wir ja auch verfolgen können.

Es folgte ein kurzer Marsch durch die Altstadt zu unserem Restaurant, wo wir Falafel aßen. Das Essen war ok und anschließend wurden wir zu unserem Bus begleitet, der zu einem riesigen Devotionaliengeschäft außerhalb der Altstadt, quasi fast im Mauerbereich liegt.

 

Wir, bzw. ich kaufte einige sehr schöne Anhänger aus Olivenholz für unseren Tannenbaum und wieder konnten wir nur in Begleitung in Richtung Mauer gehen, wo uns dann nach einiger Zeit der Bus wieder auffischte und zu den Grenzanlagen brachte. Nun hatten wir noch ein gehöriges Problem, da von uns die Pässe verlangt wurden, wir diese jedoch nicht hatten, da David diese gesammelt im Bus verwahrte, wo sie ja auch kontrolliert wurden. Wir diskutierten nun mit den vermeintlich wichtigen Grenzern und konnten dann doch nach einiger Zeit die Grenze passieren. David erwartete uns bereits und wir waren wirklich höchst erfreut ihn mit dem Bus zu sehen. Auch Michael stieg dann etwas abseits des Grenzstreifens wieder zu. Natürlich wurde unser Bus auch noch von zwei Grenzern kontrolliert. Das heutige Besuchsprogramm war eigentlich beendet, doch wir konnten Michael zu einer Fahrt auf den Berg Zion überreden. Wir sahen die Kirche Dormitio St. Maria an, dort soll Maria begraben sein. Direkt nebenan besichtigten wir noch den Saal, wo das letzte Abenddmahl stattgefunden haben soll. Mein Akku war leer, nicht nur der in der Kamera.

 

Es ging zum Abendessen und für eine kurze Dusche ins Hotel und gegen 20:00 Uhr trafen wir uns zu einer Fahrt nach Jerusalem und einem nächtlichen Gang durch die Altstadt. Zunächst hielten wir wieder an der Aussichtsterrasse nahe des Ölbergs und genossen einen fantastischen Ausblick auf Jerusalem bei Nacht, unbeschreiblich schön! Die Stadt ist sehr schön eluminiert.

Wir fuhren weiter zum Jaffator, wo uns unser Fahrer David rausspringen ließ. Es ging etwas hinauf und wir erhaschten einen Blick auf den Tempelberg und die beleuchtete Klagemauer. Mit Michael streiften wir durch die Altstadt von Jerusalem, es herrschte ein geschäftiges Treiben. Anschließend ging es noch ein Stück durch die Neustadt und danach wieder mit dem Bus zurück ins Hotel. Wir gönnten uns noch ein kühles Bier und dann das Bett.

Es war am Sonntagmorgen, wir mussten ganz pünktlich am Bus sein, da es mit diesem zum Jaffator ging, von wo wir die Altstadt betraten. Morgens in der Frühe hat man mit dem Bus noch die Möglichkeit recht zügig in die Innenstadt von Jerusalem zu gelangen. Wir stiegen also am Jaffator, einem von sieben Stadttoren von Jerusalem aus. Da für Christen der Tempelberg ab 10.00 Uhr nicht mehr zu begehen ist, mussten wir uns etwas sputen.

Nach dem riesigen Tor passierten wir die bereits beachtliche Menschenschlange, die sich vor den allgemeinen Sicherheitskontrollen gebildet hatte. Wir gingen also daran vorbei und passierten ebenfalls die für uns erste Sicherheitskontrolle bei der der Inhalt unserer Taschen kontrolliert wurde. Nach etwa 200 m gelangten wir zur zu einem etwas abschüssigen Platz, an dessen Ende sich die Klagemauer befindet. Wir nahmen zunächst einmal die etwas eigenwillige Atmosphäre auf und orientierten uns. Die Klagemauer ist in zwei Sektoren durch einen Lattenzaun unterteilt, links die Männer, rechts die Frauen.

 

Die Männer, insbesondere die orthodoxen Juden, sind weitaus interessanter für unser Auge, sind diese doch mit den weiten Hüten oder der Kipa, den seitlichen Locken und den Gebetschals gekleidet. Vielfach tragen sie auch noch die beiden Gebetsriemen. Die Gebetsriemen haben je eine kleine Büchse mit den Gebetspsalmen, wobei die eine auf der Stirn, die andere auf dem linken Arm getragen wird. Der Riemen wird siebenmal um den Arm gebunden und dreimal um den Zeigefinger. Die Büchsen (Tefillin= Gebets) sollen den Geist und das Herz beim Gebet unterstützen. Die Frauen tragen lediglich, und dies auch nur teilweise, ein locker gebundenes Kopftuch.

Ich versuchte also mit dem Strom zu gehen und wurde kurz vor dem Bereich der Männer von einem Aufseher zurückgepfiffen. Also orientierte ich mich zur Zone der Frauen und insgeheim beneidete ich Stefan um die Möglichkeiten an tolle Aufnahmen zu kommen. Es waren deutlich mehr Männer an der Klagemauer, als Frauen, ist doch auch die Zone für die Männer deutlich größer, als die der Frauen.

 

Wir beobachteten das Gebaren an diesem Ort und einige unserer Mitreisenden hatten ebenfalls kleine Zettel mit ihren Wünschen vorbereitet und steckten diese in die kleinen Spalten und Lücken in der Mauer. Sollen doch die Wünsche auf diesen Zetteln in Erfüllung gehen. Ich gebe zu, dass mich viel mehr die Menschen und hier auch insbesondere die Orthodoxen Juden interessierten und ich hier noch Stunden hätte zuschauen können.

Aber uns blieb mal wieder viel zu wenig Zeit und es ging wieder zurück zur nächsten Kontrolle, die Schlange war bereits deutlich länger geworden und nun wurde auch etwas intensiver durchsucht, es ging schließlich in Richtung Tempelberg. Wir kamen in eine Art Baracke und hier arbeitete man auch schon mit einigen Apparaturen zur Kontrolle. Weiter ging es dann über eine Brücke, vorbei an der Klagemauer und der Al Aqsa Moschee auf den Tempelberg. Wir kamen durch eine kleine Parkanlage, hier langweilten sich einige junge Leute in Uniform, die dem Israelischen Militär angehörten und alle auch mit Waffen, teils mit Maschinengewehren ausgestattet waren. Alle waren gut gelaunt an diesem sonnigen Tag und man konnte sie sogar zu Fotoaufnahmen ermuntern, was unsere Mitreisenden auch in Anspruch nahmen.

 

Der Tempelberg ist ein fast quadratischer Platz, dem praktisch die Stadt zu Füßen liegt. Es könnte alles so einfach sein, hier, wo sich die Religionen treffen. Es wäre ein idealer Ort für den Austausch und den Dialog. Vielleicht kann unsere nachfolgende Generation später Mal mehr Toleranz aufbringen. Was für eine geniale Vorstellung, dass sich hier die Familien treffen und die Kinder der unterschiedlichen Religionen miteinander spielen, die Frauen miteinander tratschen und die Männer über so banale Dinge wie Fußball oder Basketball (fach)simpeln. ich glaube, wir werden dies nicht mehr erlaben. Aber an den Mauerfall hat zu Beginn der 80er Jahre ja auch kein Mensch so wirklich geglaubt. Wir hoffen mal!

Nun war es hier und jetzt jedoch ganz anders und der Felsendom leuchtet mit seiner goldenen Kuppel und den mit Mosaiken verzierten Wänden in der Sonne. Leider durften wir weder in die dem Felsendom gegenüber liegende Al Aqsa Moschee, noch in den Felsendom.

 

Nein, wir wurden sogar um kurz nach 10:00 Uhr aufgefordert den Tempelberg zu verlassen, dieser gehörte zu den Gebetszeiten ganz den Moslems. Christen und Juden hatten hier nun keinen Zutritt mehr. Also verließen wir diesen Ort oberhalb der Moschee in Richtung Altstadt und kamen durch den arabischen Basar. Es ging weiter etwas ansteigend auf der Via Dolorosa mit dem Kreuzgang, also den einzelnen Stationen des Kreuzganges, die durch kleine Steintafeln in der Mauer gekennzeichnet sind. Uns bietet sich das einmalige Schauspiel, bei dem Pilgergruppen sich große Holzkreuze am unteren Beginn der Via Dolorosa für gut 100 Euro ausleihen, diese mühselig die Gassen hinauftragen und dort wieder abgeben, bevor sie wieder für die nachfolgende Gruppe nach unten geschleppt werden. Gelobt sei der (Pilger-)Tourismus mit all seinen merkwürdigen Auswüchsen.

Nachdem wir das Labyrinth der Gassen durchquert hatten, kamen wir zu einem winzigen Platz, an dessen Mauer sich ein kleiner Eingang befand, es war der Zugang zur Grabeskirche. Die Kirche ist von außen eher unscheinbar und wir wären ohne Michael ganz sicher daran vorbei gelaufen. Vor der Kirche standen einige Armenier in ihren typischen schwarzen Gewändern und mit den langen dunklen Bärten im Gespräch.

 

Wir betraten die Grabeskirche als Gruppe, hier befinden sich übrigens die letzten vier Stationen des Kreuzweges, den wir zuvor über die Via Dolorosa gegangen waren. Die Atmosphäre in der Kirche war für mich sehr enttäuschend, es herrschte eine ausgeprägte Hektik und von religiösen Gefühlen, wie in der Kirche der Seligpreisung am See Genezareth, war keine Spur.

Ich ließ meinen Gefühlen freien Lauf und legte, wie so viele andere Gläubige, mein Kreuz meiner Kette auf den Stein, auf dem Jesus nach der Abnahme vom Kreuz gesalbt worden sein soll. Viele Pilger knien hier nieder legen ihre Bilder und Kreuze darauf und küssen den Boden, ich nahm davon Abstand, soweit geht es mit dem Glauben an den Glauben nun doch nicht. Die Grabeskirche ist eine Kirche mit vielen Kirchen und wir sahen uns die einzelnen Kirchen so gut es ging an, es herrschte noch immer eine maßlose Hektik. Die kleine Ecke der Christen mit einem eher winzigen Altar besuchten wir natürlich auch.

 

Ich hätte mir ein bisschen mehr Ruhe und Andacht gewünscht, aber das ist wohl der Tribut, den man als Tourist bezahlen muss. Ich hatte mal von der moslemischen Familie gelesen, die den Schlüssel zur Grabeskirche bereits seit Generationen verwaltet und der von Mann zu Mann weitergegeben wird. Dabei schließen sie Ordensträger der verschiedenen Glaubensrichtungen abends in der Kirche ein. Was für eine reizvolle Vorstellung, hier in der Grabeskirche, allein mit den Steinen und Gedanken, die Nacht zu verbringen.

Im arabischen Viertel suchten wir einen Freund von Michael auf, einen Araber, er hier ein kleines Lokal betreibt. Michael klärte uns darüber auf, dass er viele Araber als Freunde hat und es ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis besteht. Wir konnten hier unbehelligt unseren Tee trinken und unsere Falafel essen, sein Freund macht eben halt Umsatz mit uns. Alles gut! Wir wurden sehr freundlich bedient und es war noch dazu ganz köstlich in diesem bunten Treiben zu sitzen und es zu beobachten.

 

Wir gingen aus der Altstadt und auf einem größeren Platz, auf dem wir auf den Bus warteten, wurden wir auch noch, wie bereits des Öfteren zuvor von orthodoxen Juden auf unsere Herkunft und unseren Aufenthalt in Israel angesprochen. Es kam während unseres Aufenthaltes immer mal wieder zu kleineren Gesprächen und unsere anfängliche Zurückhaltung war schnell gewichen. Ich war überrascht, wie viele Juden in orthodoxe Juden hier in Israel noch ein ganz hervorragendes Deutsch sprechen. Dies hätte ich mir vor dieser Reise kaum vorstellen können.

Mit dem Bus ging es nun raus aus der Stadt nach Yad Vashem. Als Michael uns auf unseren nächsten Stopp mit einigen Erklärungen zu Yad Vashem und dessen Bedeutung für die Juden einstimmte, schlug die Stimmung im Bus schlagartig von etwas beschwingt in sehr nachdenklich um. Vor dem Zugang zur Gedenkstätte hatten sich einige Rekruten versammelt, es ist die Pflicht eines jeden Armeeangehörigen diesen Ort zu besuchen. Sicher eine gute Entscheidung, ich weiß nicht, ob auch die Deutschen Jugendlichen den Besuch eines z.B. Konzentrationslagers auf dem Ausbildungsplan stehen haben. Ich muss dies mal in Erfahrung bringen, es würde mich interessieren. Wenn nicht, sollte man mal darüber nachdenken, vielleicht gäbe es dann weniger Idioten.

 

Wir gingen zunächst durch die Allee für die Nichtjuden, die für Juden ihr Leben riskierten, blieben am Baum Schindlers stehen. Wir kamen in das Zelt mit dem ewigen Feuer und der Asche der getöteten Juden aus allen Konzentrationslagern. Vor dem Licht liegt ein Kranz des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten, der kurz zuvor diesen hier niedergelegt hatte.

Es ging weiter durch eine kleine Gasse, die leicht abschüssig war, in den Gedenkbau für die 1,5 Millionen Kinder, die im Holocaust zu Tode gekommen sind. Der Weg führt durch eine angedeutete Grotte, in den Fels gehauen ein Kindergesicht. Man betritt eine abgedunkelte Räumlichkeit mit tausenden von Kerzenlichtern, Stimmen lesen die Namen und das Alter der Kinder vor. Es brennt übrigens nur eine einzige Kerze und deren Vervielfältigung wird durch gezielte Spiegelung erzeugt. Nach einiger Zeit verlassen wir durch den Ausgang den Raum und haben eine tolle Aussicht auf Jerusalem unter uns. Wir sind tief ergriffen, alle schweigen. Die meisten wenden sich ab, alle Frauen haben Tränen in den Augen und keiner ist imstande etwas zu sagen. Michael gab uns die Zeit und noch heute kommen mir beim Schreiben dieser Zeilen die Tränen.

Wir kamen dann noch zu der Gedenksäule, die ehemals von jedem Punkt der Stadt Jerusalem sichtbar war, heute ist dieser Blick leider fast vollständig verbaut.

 

Michael brachte uns anschließend nun zu dem eigentlichen Museumsbau, dieser wurde wie ein Dreieck angelegt. Der Bau erinnert an das in Osnabrück befindliche und von Liebeskind erbaute Museum für den jüdischen Maler Felix Nußbaum.

In diesem Museum befinden sich Zeugnisse des Holocaust und zeugen von dem „Aufstieg“ der Nationalsozialisten. Ich konnte es nicht mehr ertragen und widmete mich dem Museum der durch den Holocaust umgekommenen Jüdischen Künstler. Zu meinem Erstaunen gibt es hier eine beachtliche Sammlung an Werken Felix Nußbaums, was für mich dessen Bedeutung in der jüdischen Kultur nachdrücklich unterstreicht.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass für mich der Besuch Yad Vashems der wohl emotionale Höhepunkt dieser Reise war, nicht der Tiefpunkt, was man ja denken sollte. Ich habe, so glaube ich, erst dort in Yad Vashem, genauer in der Gedenkstätte für die getöteten Kinder, verstanden, was diesem Volk angetan wurde.

 

Der Bus brachte uns nochmals in die Altstadt und wir bummelten durch die Gassen und den Basar und erstanden noch einige Seidenschals, angeblich einer handgenäht von den drusischen Frauen und einer aus Bethlehem.

Stefan hatte keine große Lust mehr auf das Feilschen mit den Arabern im Basar und wir nahmen uns ein Taxi für den Weg zurück zum Hotel. Mit einigen netten Menschen aus unserer Reisegruppe verbringen wir einen lustigen und feuchtfröhlichen Abend an der Hotelbar.

Am nächsten Morgen ging es wieder pünktlich um 8:30 Uhr weiter Richtung Totes Meer. Unser Bus fuhr auf der Schnellstraße aus Jerusalem heraus und schon erblickten wir die zahlreichen Beduinenlager an den Straßenrändern in den Hügeln gelegen. Die Beduinen leben in kleineren Gruppen in Hütten aus zusammengesteckten Blechen. Es sind Nomaden und sie leben von Gelegenheitsarbeit.

Nach weniger als einer halben Stunde waren wir bereits in der Wüste, sehr beeindruckend! Israel ist ein Land der kurzen Wege, sie könnten noch kürzer sein, könnte man unbehelligt von den kreuz und quer durchs Land fahren.

 

Wir fuhren noch einen Kibbuz am Toten Meer an und kauften dort Ahada-Kosmetik, bzw. ein Peeling-Duschgel. Es ging weiter am Toten Meer entlang zur Festung Masada. Eine ganz moderne Seilbahn brachte uns hinauf zu den Festungsüberresten von Herodes Palastanlage. Die Badehäuser, die Zisternen und die Synagoge konnte man ganz gut erahnen. Nach gut 2 1/2 Stunden kamen wir dann in unserem Hotel Hod am Toten Meer an, es machte einen sehr guten Eindruck, ein moderner Hotelkomplex mit direktem Zugang zum Meer. Bereits aus dem Fenster unseres Hotelzimmers konnten wir die zahlreichen sich liegend auf dem Wasser befindlichen Menschen sehen, die so vor sich hin dümpelten. Dies wollten wir auch. Wir kleideten uns entsprechend in Badeklamotten und es ging über Holzstege zum Wasser. Auf einem, mit einem Baldachin, überdachten Holzsteg ging es dann ganz langsam in das Wasser, wobei Badeschuhe wegen des etwas pieksigen Untergrundes ratsam waren. Wir waren sehr beeindruckt von dem Auftrieb des Wassers. Ganz langsam ließen wir uns nach hinten fallen und schwups, bewegen sich die unteren Extremitäten gen Himmel. Der Körper befindet sich in einer Art Schwerelosigkeit, wobei man andauernd darauf Acht geben muss, dass kein Wasser in die Augen dringt. Ich hatte den fatalen Fehler begangen und mir die Beine rasiert, es brannte höllisch!

Man lag da ebenso regungslos rücklings auf dem Wasser und amüsierte sich über die zahlreichen Versuche sich zu drehen oder auch Schwimmbewegungen auszuführen. Natürlich konnte man sich auch mit dem Salz einreiben. Unser Schweizer Mitreisender blieb noch weitere 2 Wochen und ließ hier seine Schuppenflechte behandeln. Wir genossen am Abend ein sehr gutes Abendessen und anschließend bei dem lauen Klima einige Flaschen Wein auf der Terrasse.