Indien

Vorbereitungen

 

Seit fast nunmehr 3 Monaten arbeiten wir uns durch die einschlägige Reiseliteratur, machen uns mit Religion und Kultur dieses Landes halbwegs vertraut und doch gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken.

 

Ich genieße hier nun noch meine gewohnte und sehr geliebte Ruhe und fürchte mich ein wenig vor der Masse Mensch, der man in Indien wohl kaum entgehen kann. Ich sehe bereits den ungeordneten Lebensraum, höre den von allen Seiten auf einen eindringenden Lärm und spüre schon jetzt die Hilflosigkeit, mit der man der Armut begegnen wird. Aber ich nehme die sich nun doch stark aufbauende Neugierde und die Spannung wahr. Es geht in gut drei Wochen los und so langsam gilt es die letzten Vorbereitungen für die 16-tägige Reise zu organisieren.

 

Das letzte Wochenende vor dem Start:

 

Heute, Samstag vor der Reise, haben wir bereits die Unterlagen gesichtet, die Reisedokumente kopiert und das erste Mal die Reiseroute verinnerlicht, haben wir uns eigentlich bisher eher mit der Literatur, der Religion und Kultur, den Lebensumständen beschäftigt, so wird es nun Zeit sich intensiver auch mit den Sehenswürdigkeiten des Landes zu beschäftigen.

 

Gestern konnte ich unsere Reiseapotheke bestücken, die Malaria gilt es „stand by „ zu bekämpfen, für die Prophylaxe ist „“Antibrumm“ eingepackt. Das Problem der Kolibakterien soll Pentofuryl erfolgreich bekämpfen, damit konnte ich bereits in Ägypten diese erfolgreich in den Griff bekommen. Natürlich sind Antibiotikum und das sterile Spritzenbesteck ebenfalls mit im Koffer. In Anbetracht der noch recht hohen Temperaturen und Sonneneinstrahlung habe ich mich auch für ein Sonnenschutzmittel mit einem LSF 25 entschieden.

 

Die Reiseunterlagen verrieten bereits eine Teilnehmerzahl von 15 Personen, ich denke dies ist eine gesunde Größe, der Reiseleiter heißt Dr. Roland …, ein Indologe laut Google.

 

Donnerstag, der 31.10.2012 – die letzten Vorbereitungen

 

Heute Morgen tat ich noch meinen Dienst in der Apotheke und ab 13.00 Uhr konnte ich mich ganz den Vorbereitungen widmen.

Die Koffer waren bereits von Stefan vom Boden geholt und nun hieß es diese mit sommerlicher Kleidung zu bestücken. Ich nutzte die Gelegenheit und entsorgte einige Blusen und Schuhe etc.

Die Sommerkleidung war dann schnell gepackt und was sollte ich denn nun für die doch recht kühlen Abende mitnehmen, Pullover, Strickjacke? Und dann die Hosen, Jeans oder doch lieber ein leichtes Teil?

Nachdem ich die Kleidungsfrage geklärt hatte, hieß es die elektronischen Geräte, wie Laptop und Videokamera aufzuladen und mit dem notwendigen Zubehör zu bestücken.

 

Freitag, der 01.11.2012

-Abflug-

 

Heute geht es nun endlich los!

 Die Koffer sind gepackt und wir stehen Punkt 12.00 Uhr parat.

 

Ohne Unterbrechung oder Stau (trotz des „Westfalentages“) sind wir ca. 20 Minuten später am Flughafen.

Unsere Flugzeit wurde noch um 30 Minuten vorerlegt und wir starten bereits gegen 13.15 Uhr von Münster Richtung München.

Nach eine kurzen Stunde landen wir bereits in München. Im Flugzeug hatten wir leider durch einen Fehler des Bodenpersonals keine Plätze in unmittelbarer Nähe, was jedoch einen regen Austausch von Informationen von Stefan zu seinem Sitznachbarn ermöglichte, der überraschender Weise ebenfalls nach Delhi fliegt. Er arbeitet für eine Firma in Osnabrücker Raum und versucht Druckmaschinen zu verkaufen.

 

Nach der Landung in München heißt es zunächst „Warten“. Unser Anschlussflug nach Delhi geht erst um 19.50 Uhr. Aber die Zeit vergeht und wir checken ein. Natürlich hält man schon mal Ausschau nach weiteren „Studiosus-Reisenden“, erkennbar an ihren weißen Kofferanhängern. Stefan hatte unseren Reiseführer schnell ausmachen können und die restlichen Teilnehmer gehören dann doch mehr der „Seniorenklasse“ an. Wir sind dann wohl die „Küken“.

 

Trotz eines sehr angenehmen Fluges mit der Lufthansa, 2 Glas Rotwein und eine halben Schlaftablette mache ich kein Auge zu. Die letzten 21/2 Stunden werden somit zur Qual.

 

Samstag, der 02.11.2012

Neu Delhi

 

Nach 5609 Kilometern und 6 Stunden und 40 Minuten landen wir pünktlich um 7.15 Uhr bei diesiger Luft aber Sonnenschein in Delhi.

Die Passkontrolle verläuft widererwartend reibungslos und zügig. Unsere Gruppe sammelt sich am Kofferband und nun wird es amtlich, wir sind deutlich die Jüngsten. Ich bin mal gespannt, ob es wirklich mehrheitlich Lehrer sind; die Wette mit meiner Freundin zählt- um ein Essen.

Wir stehen um kurz nach 8 Uhr vor dem Flughafen und erwarten unseren Bus, ein fast neuer Volo, reichlich Platz für die gerade 16 Leute.

Unser Fahrer, ein Sikh, und sein Beifahrer bringen uns sicher durch das Verkehrschaos zu unserem Hotel, dem Trident Gurgaon. Im Stadtteil Gurgaon wird eine ganz neue Region aus dem Boden gestampft, hier soll, laut Reiseführer, das neue wirtschaftliche und finanzielle Zentrum Delhis entstehen.

Bereits während der Fahrt fällt uns die diesige Luft auf, unser Reiseführer erklärt uns, dass dies an den stark schwankenden Temperaturen zur Nacht und am Tag liegt und durch die Nähe des Flusses Yamuna .

Heute wird sich die Sonne nicht mehr durch diesen Dunst durchsetzen können, welches uns eine ganz außergewöhnliche Stimmung beschert.

Nach dem recht zügigen Einchecken gehen wir zunächst mal zum Frühstück. Das Hotel ist sehr futuristisch und im 5 Sterne-Bereich angesiedelt. Das Frühstück ist reichhaltig und der Joghurt und die Früchte köstlich.

Nach dem Frühstück überlegen wir uns, uns noch bis zum vereinbarten Treff um 12.00 Uhr noch auszuruhen, doch wir versuchen dem Schlaf mit einer Dusche ein Schnäppchen zu schlagen.

Punkt 12 Uhr ist unsere Reisegruppe am Bus versammelt, eben typisch Deutsch. Der Vorteil einer Reisegruppe mit „Senioren“ ist zweifelsfrei deren Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Wir konnten uns die erste Reihe erobern und tauchen ein in ein unbeschreibliches Gewusel Mensch mit den verschiedensten fahrbaren Utensilien, wie Autos, Busse, Fahrräder und Rikschas, letztere hier übrigens mit Erdgas betrieben.

Es soll wohl auch Verkehrsregeln geben, doch für einen Europäer sind diese überhaupt nicht erkennbar.

Unser erster Besichtigungspunkt ist Qutb Minar – die Säule des Sieges

Diese Siegessäule aus dem 12. Jahrhundert ist ein Monument von 73 Meter Höhe und sollte der höchste Turm der damals bekannten Welt sein. Erbaut als Zeichen der Macht und Beginn einer 800-jährugen Fremdherrschaft der Muslime über Nordindien. Es heißt: „ Dieser Turm wurde errichtet, um den Schatten Gottes über Ost und west zu werfen.“

Wenige Schritte entfernt steht die Moschee Quwwat ul Islam mit der Eisernen Säule. Es heißt die Moschee sei aus 2/3 Bauteilen aus Hindu- und Jain-Tempeln errichtet. Gemäß dem muslimischen Bilderverbot sind die Gesichter aus dem Stein herausgeschlagen, die Hindu-symbole. Wie das Rad, die Glocke oder die Lotusblüte , sind jedoch deutlich bis in unsere Zeit zu sehen.

Unser zweites Ziel am heutigen Tag ist das Grabmal des Humayuns, der Vorläufer des Taj Mahal.

Humayuns war ein etwas glückloser Mogulherrscher aus der Mitte des 16 Jahrhunderts. Es liegt eingebettet in eine sehr gepflegte Gartenanlage und ist die erste Anlage dieser Art in Indien, deshalb auch von großer Bedeutung und somit zum Welterbe der UNESCO erklärt.

Der Verkehr hält uns bei der Heimfahrt zum Hotel im Stadtteil Gurgaon sehr auf. Gurgaon ist eine aufstrebende „Sonderwirtschaftszone“, vo 30 Jahren noch ein Dorf und bereits 2009 arbeiten und wohnen ca. 2 Millionen Menschen dort. Hier sind auch deutsche Landesbanken und seit 2008 das „German Center“ beheimatet; hier machen Deutsche Gechäfte( 2008 über 7 Milliarden Euro).

Das Hotel heißt „Trident“ und gehört zur Oberoi-Gruppe, ein wahres „Nobelhotel“. Hier steigen Politiker und Manager ab, wie wir dann auch hautnah erleben können: Abends wird ein Minister Indiens von einem Filmteam interviewt, morgens unterhalten sich zwei deutsche Manager, über das Fliegen im Flugzeug des Ministers, bzw. wie die Flüge mit dem damaligen Kanzler Schröder so verliefen. Für uns Touirs sehr unterhaltsam! Es stellt sich heraus, dass die wichtigen Menschen Teil eines Kongresses in Gurgaon sind, die APK „Asien-Pazifik-Konferenz“, unter Leitung unseres Wirtschaftsministers Philip Rösler, den wir jedoch nicht zu Gesicht bekommen.

Nach einem ausgiebigen Besichtigungsprogramm am ersten Tag fallen uns auf der Rückfahrt bereits die Augen zu und wir beschließen im Hotel eine Runde zu schwimmen um in den hiesigen Tagesrhythmus zu kommen.

Um 19.30 Uhr trifft man sich mit der Gruppe im Restaurant, verteilt auf zwei Tische und wir kommen mit einem Teil der Gruppe näher ins Gespräch, wobei sich herausstellt, dass wir wohl die Einzigen sind, die zum ersten Mal Asien bereisen, nimmt man großzügig Israel mal heraus.

Das Essen wird in Buffet-Form angeboten und die Auswahl ist sehr exklusiv und reichhaltig, aber für unseren Gaumen auch sehr scharf, obwohl wir die Variante „Spicy“ wohlweislich vermeiden.

 

Sonntag, der 03.11.2012

-Neu Delhi-

 

Wir stehen gegen 7.30 Uhr auf und schwimmen erst mal eine Runde im wunderschönen Pool, der noch dazu auch angenehm temperiert ist. Anschließend geht es zum Frühstück, wir genießen einen super leckeren Joghurt, nie einen besseren gegessen!

Punkt 9.00 Uhr steht die Gruppe wieder am Bus parat und leider rotiert man mit den Plätzen im Bus, ganz entgegen dem deutschen Naturell. Wir reihen uns also auf eine der hinteren Bänke ein, haben jedoch unglaublich viel Platz und können uns entsprechend ausbreiten.

Zunächst fahren wir zum „Roten Fort“, welches uns mit seiner imposanten Größe erwartet, jedoch im Inneren wenig spektakulär ausfallen soll, weshalb wir von einer näheren Besichtigung absehen. Stattdessen besuchen wir die „Freitagsmoschee“, sie ist die „Moschee der Moscheen“ und die größte in ganz Indien, erbaut 1646-1656. Sie steht auf einer felsigen Anhöhe und wurde aus rotem Sandstein und weißem und schwarzem Marmor hergestellt. Wir entledigen uns unserer Schuhe und ich bekomme einen lustig bunten Umhang. Für die Lizenz zum Videografieren zahle ich heute mal 300 Rupien, gestern waren es jeweils 100 Rupien.

Wir erhalten von Roland die nützlichen Informationen und lassen die Rituale wie z. B. die Waschung und das durch Lautsprecher nach außen verstärkte Gebet auf uns wirken.

Von der Moschee geht es dann im Anschluss zu Fuß durch die Altstadt von Delhi, oder wie der gemeine Inder sagt:“ Dilli“. Hier tobt das pure Leben und man muss stetig um desselbige wegen des für uns völlig undurchschaubaren Verkehrs Angst haben. Fasziniert von den Eindrücken und Gerüchen streifen wir für gut 2 Stunden durch die verwinkelten Gassen, über unseren Köpfen ein Wust von Stromkabeln.

Wir erreichen wieder unseren Bus, nehmen an einer der zahlreichen Garküchen einen Chai-Tee und in Fett ausgebackene Zwiebeln, sehr lecker!

Am Bus werden wir von bettelnden Kindern und einer an den Händen amputierten Frau mit einem zur Hälfte offenen Gesicht bedrängt. Roland gibt ihr einige Rupien, in der Hoffnung, dass sie uns weniger bedrängt. Leider gelingt es nicht. Noch einige Zeit wirkt dieses Bild in uns nach und er geht auch noch auf der Fahrt im Bus auf den Zwischenfall ein.

Unser nächster Halt wird der Tempel der Sikh sein. Wir werden in einen Raum gebeten, in dem wir uns ein Tuch für den Kopf anlegen, auch die Männer, und anschließend Schuhe und Socken ausziehen.

Es geht einige Stufen hoch zur Tempelanlage und wir betreten den Raum, der reich mit Gold versehen ist. Wir schreiten durch die betenden Menschen und uns ergreift ebenfalls eine Form der Ruhe. Die Sikhs sind im Stadtbild leicht durch ihre sorgfältig gebundenen Turbane, bzw den verknotenden Tüchern zu erkennen. Ihre Religion wurde vor gut 500 Jahren in Nordindien gegründet und heute leben die meisten der Sikh in den Städten Nordindiens, sie kamen 1947 nach der Teilung Punjabs nach Delhi. Der Grundsatz ihres Gründers Guru Nanak, war den Hinduismus und den Islam zu vereinigen. Sie sind tolerant andersgläubigen gegenüber und extrem fortschrittlich. Ihre Tugenden sind die Bereitschaft uneigennützig zu dienen, Mäßigung, Selbstbeherrschung und Geduld. Einen echten Sikh erkennt man an den „fünf K“: Kesha( ungeschnittener Bart- und Haupthaar), Kangha (Opferbereitschaft), Kara (Armband aus Stahl), Kachi ( Kniehosen) und der Kirpan( Dolch).

Das Tragen des Dolches begründet sich umso mehr, als das 1984 zwei Sikhs, die Leibwächter Indira Gandhis, diese umbrachten und es als Vergeltung der Hindus zu einem bestialisches Massaker mit bis zu 5000 Toten kam. Diesem Ereignis wird alljährlich am 31. Oktober gedacht, einige Plakate zeugen noch von dem diesjährigen Gedenken.

Der Sikh-Tempel ist ganz weiß und sehr offen gestaltet und allen Besuchern wird ein einfaches Mahl gereicht, die Reichen können den Armen dieses spenden.

Bislang war diese Besichtigung für mich die beeindruckendste.

Wir fahren weiter wieder in Richtung unseres Hotels und machen noch einen Halt im Regierungsviertel mit seinen sehr monumentalen Bauten, dem Präsidentenpalast, flankiert von dem Innern- und Außenministerien. Wir fahren einen Prachtboulevard, ähnlich beeindruckend der Champs Elysee in Paris, herunter bis zu dem Triumphbogen. Hier befinden sich die Botschaften hinter hohen Mauern.

Kurz vor Sonnenuntergang treffen wir in unserem Hotel ein und nutzen die Zeit noch um Mails zu checken und im Pool zu schwimmen.

Um 19.00 Uhr treffen wir uns mit der Gruppe an der Poolbar und nehmen einen Welcome-Drink von Studiosus. Alle Teilnehmer stellen sich kurz vor und man erhält einen ersten Eindruck, woher die Mitreisenden kommen. Außer einem Luxemburger Paar, haben wir noch eine österreichische Ärztin mit ihrem Mann dabei, die weiteren Teilnehmer sind alles Deutsche, vorwiegend Franken und Bayern. Wir sind nicht nur die Küken, auch die Nordlichter, ein Paar ist gebürtig aus Haltern.

Ich nenne ihn den Großwildjäger, da er bereits in Namibia und Südafrika Großwild gejagt hat. Seine Frau ist passionierte Reiterin und hofft in Jodhpur Reithosen (mit den ausgestellten Hosenbeinen) gleichen Namens zu erstehen.

Bis in die Nacht versuche ich die Ereignisse festzuhalten. Es folgt eine Nacht mit eher wenig Schlaf.

 

Sonntag, der 04.11.2012

- Fahrt nach Agra -Agra-

 

Wir haben den Wecker auf 7.15 Uhr gestellt und nach dem Schwimmen packen wir die Koffer, stellen diese vor die Zimmertür und begeben uns zum Frühstück. Punkt 9.00 Uhr geht unsere Reise weiter, heute brechen wir auf nach Agra. Wir fahren auf der ganz neu gebauten Autobahn Yamuna, je Fahrtrichtung vierspurig ausgebaut und kostenpflichtig. In der Nähe, in Najiba fand noch letztes Wochenende der Formal 1 Grand Prix statt. Das Stadion ist gigantisch und für indische Verhältnisse mehr als luxuriös.

Nach ca. 185 km erreichen wir Agra und nun sehen wir zum ersten Mal die „Heiligen Kühe“, leider fast alle sehr unterernährt. Aber es stimmt, der gemeine Inder bremst eher für die Kuh als für den Menschen.

Agra hat ca. 2 Millionen Einwohner und ist eher eine hässliche Stadt. Wir sehen Armut pur, Menschen schlafen auf den befestigten Bürgersteigen oder hausen unter einer sehr instabilen Behausung aus Stangen und einer Plane. Wir hatten bereits in Ägypten einen Eindruck dessen gewinnen können, doch dies übertrifft die Verhältnisse in Ägypten bei weiterem.

Es hat wohl schon einige Wochen nicht mehr geregnet, die Regenzeit geht gerade bis in den Oktober, es ist zwar rocken, doch des Nachts wird es schon recht kalt. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie die Leute auf den Straßen in der Regenzeit, bei der sommerlichen Hitze oder der winterlichen Kälte in den Nächten leben.

Unser Bus hält an einer sehr lebhaften Straße, an der man wiederum kein Monument zur Besichtigung erwartet. Doch nach ein paar Schritten gelangen wir in einen sehr schönen Park mit einem Mausoleum aus der Mogulzeit, also aus dem 15. Jahrhundert. Die kleine Geschichte drum herum ist sehr nett: Der vierte Mogul, Jehangir, der Sohn von Akbar, verliebte sich in eine Perserin, die durch ihren Vater, der beim Mogul als Koch tätig war und durch den Beruf des Vaters Zugang zum Harem hatte. Er fragte seinen Vater, Akbar, um Erlaubnis zur Heirat, dieser verweigerte diese und verheiratete das Mädchen an einen Offizier. Nach dem Tod des Vaters ließ der vierte Mogul, Jehangir, den Offizier köpfen, heiratete seine Liebe und diese sorgte fortan nicht nur für sein Wohl, sondern versorgte ihn mit Opium und Alkohol. Ihr Vater machte sie zum Minister und nach dessen Tod ließ sie dann direkt am Yamuna ein Mausoleum errichten. Dieses Bauwerk war mit seinen Intarsien aus Marmor das Vorbild für das anschließend errichtete Taj Mahal.

Nach der Besichtigung besuchen wir ein typisches Touristenrestaurant zum Mittag, das Essen ist jedoch erstaunlich gut.

Unser letzter Besichtigungspunkt an diesem Tag wird dann noch das Grabmal des bereits erwähnten Moguls Akbar sein. Wieder in eine sehr schöne Parklandschaft mit Antilopen und Pfauen eingebettet und wieder sehr monumental. Wir treffen auf eine Gruppe Schulkinder einer Private School und diese lassen sich begeistert mit uns fotografieren. Stefan mit seiner Größe macht besonderen Eindruck auf die Kids, die an uns ihr erlerntes Englisch testen; eine nette Begegnung.

Auf der Fahrt zum Hotel in Agra, dem Trident, gibt Roland uns einen Cola-rum aus. Den indischen Rum hatte er gestern erworben und er schmeckt mild und etwas vanillig.

Das Hotel gehört ebenfalls zum Trident- Konzern, doch ist es nicht vergleichbar mit dem Oberoi Trident in Delhi. Der Komplex ist älter und kleiner und das Niveau auch deutlich niedriger. Die Lage ist durch die Nähe zum Taj Mahal jedoch günstig und somit auch für uns ok.

 

Montag, der 05.11.2012 Agra – Taj Mahal – Rotes Fort

 

Wieder weckt uns das IPhone um 7.15 Uhr und wir quälen uns aus dem Bett, machen uns auf zum Schwimmbad und drehen ein paar Runden im doch wesentlich frischeren Pool.

Nach dem etwas einfacheren Frühstück treffen wir uns heute bereits um 8.30 Uhr am Bus und es geht zum nur ein paar Kilometer entfernt gelegenen „ Roten Fort“. Dieses Fort ist nicht so berühmt, wie das in Delhi, doch wesentlich besser erhalten. Wir reihen uns in die Reihe der ausländischen Touristen zur Sicherheitskontrolle und ich muss ebenfalls meine Gebühr in Höhe von 25 Rupien für die Lizenz für die Videokamera zahlen. Die Anlage liegt noch am frühen Morgen im Dunst und sie ist überwältigend in ihrer Größe. Das Fort wurde von Akbar, dem Mogul, erbaut und er hat es als Befestigungsanlage errichten lassen, baute dort auch einen Palast, der jedoch nicht mehr erhalten ist. Doch man bekommt sehr gut erhaltene Palasträume seines Sohnes und Enkels zu Gesicht. Die Mogulen waren eigentlich Nomaden und lebten in Zelten und schliefen unter freiem Himmel, so sind auch die Räumlichkeiten aufgebaut; ein offener rechteckiger Innenhof und zu beiden Seiten überdachte Durchgänge, der nördliche wurde im Winter mit dem einfallenden und wärmendem Sonnenlicht bewohnt, der beschattete südliche Teil im Sommer. Ansonsten lebte man im offenen Innenraum unter freiem Himmel. Einige der Räumlichkeiten sind mit weißem Marmor ausgestattet, der in Rajasthan geschlagen wird und noch härter als der aus Carrara sein soll. Dieser ist mit wunderschönen Einlegearbeiten mit Halbedelsteinen in den schönsten Farben versehen. Die Steine werden von Hand geschliffen und anschließend dafür die Vertiefungen in den Marmor gemeißelt und mit einem speziellen Kleber verklebt. Dieser Originalkleber hält noch heute die zum Teil fast 500 Jahre alten Arbeiten. Ich bin schier überwältigt. Gerade auch von den wunderschönen Farben der eingearbeiteten Steine und dem filigranen Verarbeiten.

Wie diese Arbeiten ausgeführt werden, können wir in einer Marmorfabrik sehen, uns werden das Schleifen der Steine und deren Einlegen gezeigt. Die Zusammensetzung des Klebers wird mir jedoch auch auf Nachfragen nicht genannt, nur soweit, dass der Kleber erhitzt wird, was für mich auf ein Harz schließen lässt.

Anschließend werden wir natürlich in den Verkaufsraum geführt und dort können wir wirklich toll verarbeitet Stücke, darunter einen Tisch für ca. 70.000 € und eine Vase für ca. 32.000 € sehen.

Wir kaufen nichts.

Nun kommt für die meisten der Mitreisenden, natürlich insbesondere der Frauen der Höhepunkt der Reise, das Taj Mahal.

Wir fahren mit dem Bus zum Süd Tor und stellen fest, wir sind nicht allein!

Wir treffen auf tausende Inder und einigen Touristen aus der übrigen Welt. Für uns kostet der Eintritt 750 Rupien, für die Inder gerade mal 20 Rupien. Dafür erhalten wir sogenannte VIP-Tickets und einen bevorzugten Eintritt, natürlich nach dem Security Check. Wir dürfen weder Wasserflachen, noch Kugelschreiber oder ähnlich spitze Dinge mit hineinnehmen, auch keine Videokamera. Vorsorglich lasse ich meine Videokamera im Bus und filme mit Stefans Kamera.

Man tritt nicht direkt an das Gebäude, sondern durchschreitet ebenfalls einen aus Sandstein und Marmor bestehenden Vorbau, ein Tor und dann eröffnet sich ein grandioser Blick auf das Taj Mahal, atemberaubend!

Heute Mittag ist es noch leicht dunstig, doch scheinbar reißt es langsam auf und wir haben Glück.

Das Taj Mahal liegt in einem parkähnlichen Gelände und zum Gebäude wird man wieder nach dem gleichen Prinzip wie bei den anderen Mausoleen geleitet.

Unser Reiseführer sucht ein ruhiges Plätzchen für seine Ausführungen, findet es vermeintlich auch und kaum hat er mit seinem Vortrag begonnen, werden wir von einer Klasse Mädchen aus einer Private School gefragt, ob wir uns mit ihnen fotografieren lassen. Gerne geben wir diesem Wunsch nach. Diesen Akt überwunden, kommt auch schon eine weitere Gruppe, diesmal sind es Schüler. Wir scheinen für die Inder genauso interessant zu sein, wie sie für uns; ein sehr angenehmer Gedanke.

Also kommen wir etwas verspätet zu den Ausführungen und in den Genuss der Geschichte dieses Bauwerkes. Der fünfte Mogul ließ dieses Mausoleum aus Dankbarkeit und als Liebesbeweis für seine erstorbene Frau errichten, dies war Mitte des 16. Jahrhunderts. Seine Frau war während der Geburt seines 14. Kindes verstorben.

Sehr beeindruckend ist die Tatsache, dass sich das Bauwerk bei jedem Schritt auf dieses zu verändert. Die Perspektive verändert sich laufend. Dies kann an en baulichen Veränderungen liegen, die beiden äußeren Säulen fassen das Kuppelgebäude ein, welche jedoch zu 3% nach außen ab. Dies verschafft dem Gebäude eine gewisse Leichtigkeit.

Vor dem Mausoleum müssen wir unsere Überschuhe anziehen, eine Maßnahme zur Verhinderung der weiteren unaufhaltsamen Zerstörung durch Umwelteinflüsse und natürlich auch uns Touristen.

Im Innern des Mausoleums bin ich etwas enttäuscht, ich hatte es mir dort wesentlich geräumiger vorgestellt. Wir werden um mit dem Uhrzeigersinn um die beiden Sarkophage geleitet, ausnahmsweise steht hier der Sarkophag der Frau in der Mitte des Raums, deren Mann zu ihrer rechten.

Wir erhalten noch einige Zeit uns umzusehen und anschließend bringt uns der Fahrer wieder ins Hotel. Wir sind doch einigeraßen geschafft.

Nach dem Abendessen sitzen wir noch mit dem Großteil der Gruppe zusammen. Das Hotel ist leider in keiner Beziehung vergleichbar mit seinem Vorgänger in Delhi.

 

Dienstag, der 06.11.2012 – Fahrt nach Jaipur

 

Wir werden bereits um 7.00 Uhr geweckt und um 8.30 Uhr startet der Bus in Richtung Jaipur, eine Stadt mit 2 Millionen Einwohnern, ca. 250 km südlich von Delhi gelegen. Auf dem Weg dorthin besuchen wir noch in Fatepur Sikri ein Palastgelände des 4. Moguls Akbar. Wiederum erwartet uns eine gigantische Palastanlage, diesmal zudem auch noch sehr gut erhalten.

Der Palast ist aus rotem Sandstein und teilweise mit noch sehr schönen Ornamenten und farblichen Bemalungen erhalten. Wir halten uns dort ca. 2 Stunden auf, anschließend geht es weiter über Land, wir essen in einem wohl typischen Midway- Restaurant (übrigens recht gut) und erreichen gegen 17.30 Uhr unser Hotel in Jaipur, leider etwas außerhalb gelegen, das Meridien.

Vor dem Essen treffen wir uns noch auf der Terrasse, wo uns eine Gruppe mit landestypischer Musik und Tanz erwartet.

Das Essen ist wiederum in Buffetform, diesmal jedoch wieder sehr lecker, nur kaum mit der landestypischen Schärfe versehen.

Nun sitzen wir gerade in der Bar und morgen geht es dann nach Jaipur.

 

Mittwoch, der 07.11.2012

-Jaipur –

 

Start ist heute Morgen wieder mal um8.30 Uhr, schwimmen fällt bei mir aus, das Wasser ist mir wirklich zu kalt. Ich ziehe es vor noch einige Minuten liegen zu bleiben. Pünktlich geht es in Richtung Amber, etwa 9 km nördlich von Jaipur gelegen. Hier besichtigen wir ein Palast-Fort. Es war lange Zeit der Sitz der Raiputen der Kushwaha-Dynastie, die im 12. Jh. Durch Heirat nach Rajasthan kamen. Mit dem Bau des Forts wurde im 16. Jh. Begonnen. Das Fort liegt hoch über der Stadt Amber, umgeben einer hohen Mauer, im Innern reich verziert mit rötlichem Sandstein und gelblichen Stuckmarmor. Die Touristen können sich auf Elefanten, oder wie wir im Jeep hinauffahren lassen Wir stoßen nun das erste Mal auf unserer Reise auf Ganesha, dem hinduistischen Gott mit dem Elefantenkopf, dieser verkörpert Ruhe und Gelassenheit, er verkörpert Ruhe und Gelassenheit.

Im Inneren der Festungsmauern besichtigen wir die einzelnen Bereiche und Räumlichkeiten, unter anderen auch den Harem oder Frauenpalast. Er besteht aus einem Pavillon mit 12 Bögen und vielen kleineren verwinkelten Räumen.

Mit dem Bus geht es dann zurück nach Jaipur und wir besuchen das Observatorium. Dort übergibt uns unser Reiseleiter einem sehr fachkundigen einheimischen Führer, der uns die Zusammenhänge von Astrologie mit der Astronomie erklärt. Es wurde 1724-34 von Sawai Jai Singh II errichtet, da er durch die genaue Messung der Sternbahnen auch astrologische Erkenntnisse zu gewinnen glaubte. Die astronomischen Instrumente sind aufgrund ihrer Größe schon sehr beeindruckend.

Vom Observatorium zum Stadtpalast geht es durch die Hauptgeschäftsstraße Jaipurs zu Fuß zum Stadtpalast. Wir steigen auf eine Dachterrasse genau gegenüber des Hawa Mahal oder dem „Palast der Winde“, der berühmtesten Fassade Rajasthans.

Ebenso interessant für uns sind natürlich die Händler rechts und links der durch den wuselnden Verkehr kaum zu überwindenden Straße.

Wir erreichen den Stadtpalast, der noch heute von der Maharadscha-Familie teilweise bewohnt wird. Der Maharadscha verstarb 2011 und sein Enkel, heue 14 Jahre, wird im Alter von 18 Jahre dieses Amt übernehmen. Wir beobachten, wir in einem der repräsentativen Räumlichkeiten der Saal für eine Feierlichkeit bestuhlt und vorbereitet wird. Da wir nicht geladen sind, geht es weiter.

Im Stadtpalast befindet sich auch ein marmornes Gebäude, welches 1890 dem Maharaja Madho Singh als Gästehaus diente. Noch ein Besuch im Audienzsaal, reich ausgestattet mit edlen Teppichen und Bildern, ebenso dem Thron.

Nun haben wir Gelegenheit allein die lebendige Stadt zu erkunden und dem geschäftigen Leben zuzusehen. Wir sind mal wieder sprachlos!

Da ich den ganzen Tag mit meinem Magen etwas zu kämpfen habe, war es ein wirklich anstrengender Tag und ich falle in die Badewanne. Nach dem Essen verabschieden wir uns auf unser Zimmer und sehen uns noch die Berichte zu dem Wahlerfolg Obamas an.

 

Donnerstag, 08.11.2012 –

Fahrt von Jaipur nach Jodhpur

 

Heute liegen gut 300 km vor uns und wieder starten wir pünktlich um 8.30 Uhr. Nach ein paar Kilometern stellt ein Paar fest, ihr Smartphone vergessen zu haben und wir halten um die Angelegenheit zu klären. Nach gut 30 Minuten und Verwirrung im Hotel, stellt Herr Löffler, unser einziger Pädagoge, fest, dass ihm das Handy aus seiner Weste gefallen war und auf dem Sitz liegt. Löfflers zahlen die nächste Runde Tee beim nächsten Stopp.

Auf halber Strecke machen wir eine Mittagspause und anschließend müssen wir noch einen Umweg in Kauf nehmen, da eine Straße wegen Bauarbeiten gesperrt war, sie kostet uns gut 50 km und mehrere Dörfer. Wir tauchen ein in das ländliche Leben.

Nach gut 10 Stunden erreichen wir, mittlerweile bei Dunkelheit, die Stadt Jodhpur südwestlich von Delhi gelegen.

Die Fahrt war atemberaubend und unser Fahrer, ein Sikh, ist die Ruhe selbst. Wir sitzen ganz vorne im Bus und bekommen die waghalsigen Überholmanöver wirklich hautnah mit. Für uns unfassbar und nicht nachvollziehbar. Wir sind uns einig, dass jeder von uns mindestens 10 schwerwiegende Unfälle produziert hätte. Der Verkehr in Indien und dessen eigene Gesetze kann man nicht erklären und sind für uns Europäer auch nicht zu assoziieren.

Das Hotel ist spitze und ebenso das Essen, hier kommen wir der indischen Küche schon sehr nahe!

 

Freitag, 09.11.2012- Jodhpur

Altes Fort – Bazar

 

Mit dem Bus geht es pünktlich wieder los, diesmal starten wir Richtung „Altes Fort“ in Jodhpur, oder auch Meherangarh-Fort genannt, umgeben von bis zu 36 Meter hohen Mauern. Auf dem Weg dorthin machen wir noch einen kurzen Halt bei einer Gedenkstätte, ganz aus Marmor, aus der Umgebung von Maharaja, gebaut und von einem herrlichen Park mit einem Teich umgeben. Sie wurde im Jahr 1899 gebaut, als Gedenkstätte, am ehemaligen Verbrennungsplatz des Maharadschas, der 1895 gestorben war. Im Inneren befinden sich Bilder der herrschenden Maharadschas und ein Thron. Draußen befindet sich auch ein Wasserbecken, in dem sich die Trauernden nach der Verbrennung reinigen. Übrigens werden wir in Anschluss noch eine trauernde Familie i der Stadt sehen, die Männer haben ihr Haar geschoren und die Frauen beweinen den Toten. Sie ziehen in ihrer Trauer inmitten des alltäglichen Treibens der Stadt umher.

Im Anschluss dieser Besichtigung bringt uns unser Bus hoch hinauf vor das Fort. Die letzten steilen Meter durch verschiedene Tore nehmen wir zu Fuß. Allmählich wird es wärmer und die Sonne brennt ganz ordentlich auf die Gemäuer. Die Fassaden sind wiedermal reich verziert aus rotem Sandstein. Die Fensterverzierungen dienen dem geschützten Durchblick der Damen des Maharadschas. Das Fort ist unglaublich in seinen Ausmaßen und im Innern befindet sich ein Museum, dort werden die Elefantensitze, die Sänften, Babywiegen und viele weitere Alltagsgegenstände des Maharadschas gezeigt.

Wir sammeln uns wieder und machen uns auf den Fußmarsch hinunter zum Bazar in die Altstadt. Der Bazar befindet sich in einem Quadrat an einem Wasserturm. In einem nahe gelegenen Restaurant werden wir nachher zu Mittag essen, zuvor können wir die Zeit nutzen und uns allein durch den Bazar begeben. Es ist mal wieder nicht in Worte zu fassen, wie freundlich uns die Menschen begegnen, auch in dem Wissen, dass wir nicht für ein Lächeln zahlen, im Gegenteil, wir werden aufgefordert sie zu fotografieren und ihnen die Fotos zu zeigen. Wir schlendern durch die belebten Gassen, das wahre Leben spielt sich vor unseren Augen ab. Frauen, die sich Stoffe für ihre Sahris kaufen, Die Reis, Nudeln oder Gewürze erstehen oder Männer, die bei einem Glas Chaitee in sich gehen. Wir suchen den für Jodhpur berühmten Gewürzmarkt und treffen auf einen Stand, der von einer ganzen Familie betrieben wird und bei dem vielen Inder kaufen. Zu unserer Verwunderung werden wir von den beiden jüngeren Männern auf Englisch angesprochen und wir lassen uns in die Welt der indischen Gewürze einführen. Sie zeigen uns die Mischung des Masalas in seiner ganzen und gemahlenen Form, wie man Curry herstellt, die Kurkuma-Wurzel, grünen und schwarzen Kardamom, getrocknete Mangos, Nelken, Muskatnüsse und Vieles mehr. Wir lassen uns eine Mischung für den Chaitee, Curry und Muskat abpacken. Diesmal lassen wir uns die Ware aus der uns angebotenen frischen Mischung abpacken. Wir erhalten noch die entsprechenden Hinweise, wie wir die Gewürze zu verwenden haben und sogar ein Internetportal, auf dem wir all dies auch nachlesen können. Als es an das bezahlen geht, versucht sich einer der jungen Männer die Rechnung zu erstellen, bei dem Versuch die Summen zu addieren, übergibt er diese seinem Vater, der sei für das Rechnen zuständig.

Wir erstehen noch die typischen „ Hänkelmänner“, mit denen die Menschen am späteren Vormittag vielfach zu sehen sind. Das Mittagessen fällt etwas magerer aus, da wir die Zeit im Bazar etwas übersehen hatten.

Mit Pferdekarren geht es dann zu unserem Bus und anschließend besuchen wir noch einen tollen Laden mir Antiquitäten, Bronzestatuen und viel Interessantem. Herr Janzen sammelt Bronzefiguren und ich kaufe in den Katakomben des Geschäftes zwei hölzerne Bilderrahmen. Wir machen noch einen Fotostopp am Umaid Palast, heute ein Luxushotel, an dessen Fuß die Wanderarbeiter unter ihren Zeltplanen hausen. Den restlichen Nachmittag verbringen wir am Pool.

 

Samstag, 10.11.2012

Fahrt nach Sardargarh

 

Heute liegen ca. 160 km vor uns, wir fahren weiter Richtung Süd-Westen nach Sardargarh. Unser Ziel ist ein Palast, genauer gesagt ein Palast auf einer Festung des Maharadhas von Sardargarh. Die Landschaft zeichnet sich durch Steppe aus und wir fahren entlang des Avalli-Gebirges. Da es hier keine so gut ausgebaute Straße gibt, geht es durch die Dörfer, wir sind wiedermal die Attraktion des Tages, da wir uns auch nun außerhalb der touristisch bevorzugten Strecke befinden. In touristischen Fokus liegt das Dreieck von Delhi-Jaipur-Jodhpur, das „Goldene Dreieck“, wie es die Einheimischen nennen.

Unser einziger Stopp heute ist ein Jaina Tempel, einer der schönsten in Indien, einen weiteren gibt es wohl noch im Süden des Landes.

Die Jaina sind eine Glaubensgemeinschaft des Hinduismus, die sehr streng nach puritanischen Grundsätzen leben, sie sin strenge Vegetarier, lehnen das Töten aller Lebewesen ab. Bevor wir den Tempel betreten müssen wir jegliche Gegenstände aus Leder ablegen, diese gelten bei dem Jaina als unrein.

Der Tempel ist vollständig aus Marmor und reich mit floralen Ornamenten verziert. In der Mitte es Tempels befindet sich ein Pavillon mit dem Allerheiligsten, dieses darf man nicht fotografieren, natürlich nur gegen eine kleine Spende. Gesegnet wird man mit einem Tik aus Sandelholz.

Gegen Abend machen wir noch einen kurzen Stopp für einen Sundowner, einen indischen Rum, Black Monk, mit etwas Cola.

Erst nach Einbruch der Dunkelheit gelangen wir in das Dorf Sardargarh, worüber unser neues Ziel, der Palast des Maharadschas thront.

 

Sonntag, 11.11.2012

„Ruhetag“ – Maharani- indisch Kochen- Jeep-Tour

 

Wir können heute mal ausschlafen und das erste Date des Tages startet erst um 10.00 Uhr, ein Zusammentreffen mit der Marahrani, eine sehr aparte Frau, geschätzt um die 50 Jahre. Sie kam aus dem Süden und hat 1989 den Maharadscha mit ca. 200 Gästen geheiratet und hat 3 nun studierende Kinder. Zwei Töchter und einen Sohn, die wahrscheinlich das Anwesen mit dem Hotel einmal in der Zukunft weiterführe werden. Das Fort mit dem Hotel ist aus der Mitte des 1800 Jh. und momentan zu 35 % restauriert. Das Hotel umfasst heute 21 Zimmer und die 21 Angestellten kommen alle aus dem naheliegenden Dorf. Sie erklärt uns die Probleme der Gesellschaft, der Frauen und der Familien, wir unterhalten uns über das Abfallproblem und die Strukturen innerhalb der Familien. Gerade die veränderte Stellung der Frauen mit den zunehmenden Bildungschancen spricht sie an. Die Maharani macht einen sehr interessierten und aufgeschlossenen Eindruck und sie genießt ebenfalls das Gespräch.

Anschließend treffen wir uns auf der Terrasse und wir werden in die Geheimnisse der indischen Küche mit ihren exotischen Gewürzen eingeführt.

Nach den gerade mal 3 Stunden Freizeit, die ich aufgrund meiner stärker werdenden Halsschmerzen auf dem Bett verbringe, starten wir mit dem Maharadscha zu einer Jeep-Tour durch sein Dorf und das Land. Auch er macht auf uns einen sehr aufgeschlossenen und freundlichen Eindruck und er zeigt uns das Leben im Dorf, wir besuchen einen Sadu, einen Einsiedler, der wegen eines Familienstreits vor 8 Jahren nicht mehr spricht und ausgesprochen spartanisch lebt, das Haus des Dorfvorstehers mit Kontakt zu seinen Kindern, einen bombastischen Banjan-Baum mit seinen Luftwurzel, den Marmorsteinbruch mit der verarbeitenden Fabrik und schließlich sind wir zum „Sundowner“ auf dem Staudamm mit Blick auf das Fort.

Nach Einbruch der Dunkelheit treffen wir wieder im Hotel ein und nehmen nun mit einigen anderen Gästen wieder auf der Terrasse unser sehr leckeres Abendessen ein. Am Abend sitzen wir noch zusammen und sind die letzten Gäste.

 

Montag, 12.11.2012

Fahrt nach Udaipur – Bootsfahrt – Abendessen in der Altstadt

 

Wir treffen um 13.00 Uhr nach knapp 100 km und ca. 3 Stunden in unserem Hotel in Udaipur ein.

Um 16.00 Uhr starten wir in Richtung Innenstadt und unternehmen eine Bootsfahrt auf dem Pichola-See, mitten in Udaipur. Wir erleben den Sonnenuntergang auf dem Wasser und sehen uns noch im Schloss und der Altstadt um, bummeln und shoppen noch und treffen uns anschließend in einem netten Restaurant auf der Dachterrasse mit tollem Blick über den See. Das Essen lässt jedoch leider zu wünschen übrig.

Mit einer Rikscha geht es anschließend wieder in das Hotel.

 

Dienstag, 13.11.2012

-Udaipur – Stadtpalast – Altstadt

 

8.30 Uhr, Start zum Stadtpalast in Udaipur. Wir verlassen den Bus einige Straßen vor dem Palast, der sich sehr imposant am Ufer des Pichola Sees entlangzieht. Der Palast wird noch heute von dem Maharana von Medar, dem keine politische, jedoch gesellschaftliche Bedeutung beigemessen wird, bewohnt. Daher ist nur ein Teil der Öffentlichkeit zugänglich. Doch auch dieser Rundgang verlangt uns wieder mal alles ab. Ich habe in einem Bericht über den Palast gelesen, dass der Gang durch die Räumlichkeiten ganze 8 km lang ist. Wir beschränken uns auf die ehemaligen Gemächer und die kleinen Ausstellungsräume, das ist aber auch schon allerhand!

Danach gehen wir noch gemeinsam mit der Gruppe in den Bazar und außer uns möchte keiner mehr in der Stadt bleiben, so dass wir als Einzige in einem sehr netten Restaurant auf einer Dachterrasse zu Mittag essen und noch anschließend durch den Bazar schlendern. Hier läuft uns auch die erste und einzige Ratte mitten am Tag fast über die Füße und verschwindet wieder in einem Kanalgitter. Wir kaufen für Stephanie noch einen Silberarmreif und Stefan ist ganz wild auf ein silbernes Armband. Na gut!

Wir lassen uns für 100 Rupien von einer Rikscha wieder zum Hotel bringen. Ich packe den Koffer neu, wir müssen für den Flug nach Mumbai einigen Ballast abwerfen, da nur 20 kg auf diesem Flug erlaubt sind. Anschließend geht es zum Abendessen auf der Terrasse, sehr nett. Bei dem Gang an die Bar kneife ich.

 

Mittwoch, 14.11.2012

Udaipur - Mumbai

 

Heute geht es nun mega früh raus, um 4.00 Uhr werden wir geweckt, 4.45 Uhr Frühstück und 5.15 Uhr Abfahrt zum Flughafen.

Wir erreichen nach knapp einer Stunde Mumbai, oder besser gesagt Bombay. Mumbai wurde die Stadt wohl nur von hinduistischen Nationalisten umbenannt, Herr Janzen weigert sich strikt, diese Bezeichnung zu nennen.

Wir erhalten recht zügig unsere Koffer, unser Übergewicht spielt keine Rolle, da die Koffer als Gruppe eingecheckt wurden.

Beim Verlassen des Terminals kommt uns das subtropische Klima wie eine Wand entgegen, die Luft ist dunstig und schwül. Unser Bus steht einige Meter vom Terminal entfernt, das Mikrofon im Bus funktioniert nicht, Herr Janzen ist sichtlich genervt und beschwert sich bei der örtlichen Agentur. Wir werden trotz des Handicaps unsere Stadtrundfahrt durchführen und erleben diese Stadt verhältnismäßig relaxed, was wohl an den noch anhaltenden Feierlichkeiten von Deevali liegen mag.

Wir sehen uns zunächst bei den Wäschern im Mahalaxmi Dhobi Ghat um, die zu Hunderten die Wäsche Mumbais bearbeiten, ein unglaubliches Treiben.

Die Fahrt führt uns weiter, vorbei an dem imposanten Gebäude des Museums, der Universität und machen einen Stopp beim Gateway of India, an dem Punkt, an dem 1911 erstmalig ein britischer Monarch mit König Georg V. das indische Kaiserreich betrat. Der Triumphbogenwurde 1924 eingeweiht und, misst 26 m und ist das Wahrzeichen Mumbais. Ihm gegenüber liegt das Taj Mahal Hotel, das renommierteste Hotel Indiens, erbaut vom Industrie-Mogul Tata, der kurzerhand dieses Hotel erbaute, da er in einem Hotel in Mumbai als Inder keinen Zutritt hatte. Unsere Gruppe entschließt sich dort zu Mittag zu essen. Wir machen uns auf den Weg ins naheliegende McD und anschließend in das legendäre Café Leopold, in welchem wir noch einen sehr leckeren Kuchen genießen.

Gegen 14.00 Uhr beziehen wir unsere Zimmer im, laut Reiseführer der luxuriösesten Luxusherberge Mumbais am Marine Drive gelegen. Das Hotel ist mit 1000 Betten höchst futuristisch. Nach dem Schwimmen treffen wir uns das letzte Mal vollständig in der Bar zu einem Abschied-Drink, da uns die Ösis und das Lehrerehepaar aus Luxemburg morgen verlassen werden. Herr Janzen lässt die gesamte Reise noch mal Revue passieren. Das Abendessen wird uns in einem italienischen Restaurant serviert, sehr lecker und mal wieder leicht indisch angehaucht. In der Bar nehmen wir in kleiner Runde noch einen letzten Drink mit den sehr netten Ösis.

 

Donnerstag, 15.11.2012

Mumbai – unser „letzter Tag“

 

In unserem Programm wird heute ein Ausflug zur Insel „Elephanta“ angeboten, den fast die gesamte Gruppe gebucht hat. Diese liegt ca 10 km dem Gateway of India vorgelagert und deren touristisches Highlight ist ein aus dem 7 Jh. erbauter Höhlentempel. Wir entscheiden uns anders: Ich erinnere mich an die Empfehlung unseres Tischlers, der uns die Küche zusammengebaut hatte: er empfahl uns einen Ausflug in den größten Slum Asiens, nach Dharabi, in dem heute weit mehr als 1 Mio. Menschen leben, oder besser vegetieren.

Die Führung wird durch eine Organisation der Slumbewohner organisiert und 80% der Erlöse gehen direkt an die Slumbewohner, bzw. die Kinder des Slums.

Wir lassen uns mit dem Taxi zur Churchgate Station bringen, einem gigantischen Bahnhof. Dort treffen wir uns mit unseren Guides und den anderen Teilnehmern der Gruppe, einem Pärchen aus Polen und einem US-Paar, beides Backpacker. Wir fahren mit einem Vorortzug in die Gegend von Dharabi, ca. 20 min., es ist schon sehr laut und aufregend. Unser Guide ist 20 Jahre alt und heißt Subu, er ist Hindu und kommt ebenfalls aus Dharabi. Wir steigen schnell aus, die Züge halten lediglich 15 Sekunden, und überqueren auf einer Stahlbrücke die Gleise, nun gewinnen wir unseren ersten Eindruck vom Slum Dharabi, dessen Haupteinnahmen aus der Müllentsorgung, bzw. dem Recycling resultiert. Unsere Tour dauert knapp 3 Stunden und wir erhalten Einblicke in die Wohn- und Arbeitswelt der Bewohner, die man kaum beschreiben mag, unvorstellbar, die Bedingungen. Männer arbeiten in dunklen, chemieverseuchten Baracken, Frauen hausen in dunklen engen Behausungen und die Kinder spielen wirklich auf der allgegenwertigen Müllhalde, unvorstellbar! Die Anblicke, gekoppelt mit den bestialischen Gerüchen lassen uns nicht unberührt. Die Tour endet im Haus der Kooperation und wir hinterlassen unsere Mail-Adresse.

Subu organisiert uns ein Taxi, bringt uns aus dem Slum und begleitet uns noch zum Bahnhof, wo ich fast das sekundengenaue Einsteigen verpasse und erst im Fahren zusteige. Allein fahren wir mit einer Art Viehwagon zurück zur Churchgate Station, anschließend nehmen wir einen Kaffee und Kuchen im Café Leopold und müssen unsere Eindrücke erst mal verdauen.

Wir erstehen noch für Herrn Jansen eine Tasse aus dem Leopold als Geschenk ( inkl. 100,- € Trinkgeld) und fahren mit dem Taxi ins Hotel. Das Bad im Pool empfinden wir nun als einen unbeschreiblichen Luxus!

Um 18.00 Uhr müssen wir die Koffer vor die Zimmertür stellen, das Zimmer verlassen und treffen uns 19.30 Uhr zum Abendessen im Restaurant, wo uns ein Menü serviert wird. Wir brechen eine viertel Stunde eher zum Flughafen auf, um 21.45 Uhr, da ein führender Politiker der nationalistischen Hindupartei verstorben ist und Unruhen erwartet werden. Die Ausreiseformalitäten sind unbeschreiblich und nehmen unendlich erscheinende Zeit in Anspruch. Um 1.10 Uhr verabschieden wir die Truppe nach München und warten noch weitere 2,5 Std auf unseren Flug, der sich bereits auf 3.45 Uhr verspätet. Wir steigen in den Flieger gegen 4 Uhr und verlassen diesen wieder wegen eines Triebwerkschadens um 6.30 Uhr. Alle Passagiere sind genervt, wir werden ohne jegliche Information in einen Bus verfrachtet und in ein nahegelegenes Hotel gebracht. Das Hotel ist zwar sehr nett, die Zimmer jedoch kaum bewohnbar da der Baulärm ein Einschlafen verhindert. So sitze ich in einem Tee Salon des Hotels, seit nunmehr 36 Stunden ohne Schlaf und wir warten auf unseren Flug, der nun heute Abend um 1.00 Uhr starten soll. Wir werden sehen!?