Kopenhagen

Für mich gibt es in Europa wohl kaum eine liberalere Stadt als Kopenhagen und diese Einschätzung basiert in erster Linie auf den so sehr entspannten Menschen, die diese Stadt beleben.

 

Es mögen Dänen sein, die nun schon zum wiederholten Mal zu den glücklichsten Menschen in Europa benannt wurden, doch ob sie glücklich sind, vermag ich nicht zu beurteilen, auch sind es sicher nicht alle Dänen, die mir in Kopenhagen begegnen, aber was mir so sehr positiv in dieser sympathischen Stadt auffällt, sind die Freundlichkeit und die Ausgeglichenheit der Einwohner.

 

Ich komme aus Osnabrück und somit aus Niedersachsen. In dem „Lied der Niedersachen“ , die Bayern können übrigens sogar eine Hymne ihr Eigen nennen, heißt es „Wir sind die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen“. Das mag auf die Niedersachsen vielleicht zutreffen, doch ganz sicher würde diese Zeile des Liedes auf die mir begegneten Dänen zutreffen.

 

Vor unserer Reise nach Kopenhagen wurde ich gefragt, was machen wir denn eine Woche in Kopenhagen? Was bietet diese dänische Hauptstadt außer der Kleinen Meerjungfrau?  Ich finde, man muss Kopenhagen er-leben und einfach die unglaublich entspannte Atmosphäre der Stadt genießen.

 

Wir beziehen ein nettes kleines Häuschen in einer Kleingartensiedlung  in Sundbyvester, also am südlichen Rand der Stadt.  Wir hatten nur einen E-Mail-Kontakt mit unserer Vermieterin und nach unserer Recherche vor Ort kommen wir zu dem Schluss, dass es sich um eine alleinstehende ältere Dame handeln muss, die dieses Haus wohl überwiegend bewohnt. Es ist  komplett eingerichtet und auch die Bibliothek deckt sich mit unseren literarischen Vorlieben, leider sind wir der dänischen Sprache nicht mächtig.

 

Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten nutzen wir die Gelegenheit und fahren mit der Metro zum Amager Strand. Es ist der 23. Juni, also der Vorabend zum Johannistag, dem Tag der Sommersonnenwende. Die Dänen begehen diesen Tag, den „Sankt Hans Aften“, meist wenn möglich am Strand und man trifft sich mit Familie und Freunden. Bei einem Picknick mit Wein und Bier wird im Laufe der Dämmerung dann das Feuer angezündet und wir lauschen dem inbrünstigen Gesang : Vi vil fred her til lands, sankte Hans, sankte Hans.” Es wurden  Zettel mit den Liedtexten verteilt, doch ich bin beeindruckt, dass die meisten Menschen das Lied frei schmettern. Es ist saukalt, wir machen uns durchgefroren und gutgelaunt wieder auf den Heimweg. 

 

Ich besuche am nächsten Morgen die kleine Bäckerei in unserem Vorort und auch dort geht es sehr freundlich und entspannt zu. Es treffen sich hier Mütter schulpflichtiger Kinder, die Brötchen und Zimtschnecken kaufen, oder auch Arbeiter, die sich ihr Pausenbrötchen schmieren lassen. Alle haben Zeit und geduldig werden alle Wünsche erfüllt. Ich werde zwar als Fremdkörper wahrgenommen, aber sehr freundlich bedient.

 

Eigentlich hatten wir geplant die Stadt mit dem Rad zu erobern, doch leider spielt das Wetter nicht so richtig mit, es ist etwas durchwachsen und so nehmen wir uns ein 3-Tage-Ticket und nutzen die beiden Metrolinien, die fast alle Sehenswürdigkeiten abdecken. Es wird aber noch an einer neuen Strecke gebaut und die Großbaustellen mitten in der Stadt sind etwas nervig.

 

Die Züge fahren tagsüber im 5-Minuten-Takt, abends kann es dann auch mal 10 Minuten dauern. Wir sind sehr beeindruckt!

 

Wie auch bei uns ist hier niemand in der Metro allein, nahezu jeder spielt an seinem Smartphone. Die digitale Welt begegnet uns hier auf Schritt und Tritt, wir machen Bekanntschaft mit tollen Apps, so zum Beispiel der App bzw. dem Guide des SMK, dem Statens Museum for Kunst.

 

Ich verzichte hier mal auf die Auflistung der einzelnen Punkte unserer Besuche, natürlich konnten wir an nahezu alle Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt einen Haken  machen. In der Innenstadt genießen wir die losgelöste Atmosphäre. So war es eine Freude zu beobachten, wie die Schaulustigen ihren Spaß an dem feuchtfröhlichen Bad der Abiturienten in dem Stork Fountain am Amagertorv hatten. Auf Festwagen kommen im 30-Minuten-Takt die jungen, mehr oder weniger alkoholisierten Menschen zum Brunnen und genießen die Aufmerksamkeit. Nach der Abkühlung packen alle die Flaschen brav wieder ein und die Fahrt wird fortgesetzt.

 

Am zweiten Tag fahren wir nach Christiania, besser gesagt in die Freistadt, eine autonome Wohnsiedlung. Auf einem ehemaligen Militärgelände in Christianshavn siedelte sich  zu Beginn der 1970er Jahre die Hippiebewegung in den Kasernen an. Erst 2011 wurde die Siedlung von der Stadt mit Hilfe eine Volksaktie gekauft und es werden Abgaben für Strom, Wasser etc. von den Bewohnern gezahlt. Man sieht sich zunächst die zentral durch die Ansiedlung führende Pusher Street, die Straße der Drogendealer an. Hier werden offen Drogen wie Cannabis und Haschisch gehandelt und relativ offen gehandelt. Allerdings soll sich die Kommune daran halten keine Harten Drogen, wie Kokain, Heroin  und Amphetamine zu handeln. Man sollte sich möglichst daran halten hier nicht zu fotografieren.

 

Auf dem nahen, zentral gelegenen Platz nehme ich Kontakt zu einem der Dealer auf und frage, ob ich eine Einstellung drehen darf. Er erlaubt mir die Drogen in ihren verschiedenen Darreichungsformen zu filmen und erklärt mir auch sehr freundlich die jeweilige Anwendung und Wirkung. Er meint, gerade ältere und kranke Leute aus Deutschland versorgen sich hier mit Cannabis gegen ihre Schmerzen.  Ich bin mir nicht so ganz sicher über die Reinheit der angebotenen Ware und hege noch einige Zweifel. Mein neuer Freund sagt, ich könnte alles filmen, nur Gesichter seien tabu. Ich halte mich doch besser an seine Empfehlung.

 

Nach unserer eingeschränkten Erfahrung in der Drogenszene nehmen wir bei herrlichem Sonnenschein eine Erfrischung im Gartencafé. Anschließend gehen wir noch nach unten an den See, wir kommen zu den Siedlungen, in denen wohl ursprünglich die ersten Bewohner dieses autonomen Kleinods zu Hause waren. In meinem „Kopf-Kino“  erscheinen Bilder der Hippies, die hier dem alternativen Leben frönen.

 

Auf dem Rückweg durch die Pusher Street kommen wir auch noch in den „Genuss“ einer Razzia, es stürmen behelmte Polizisten mit Schlagstöcken einen vermeintlichen Dealer verfolgend an mir  vorbei. Ich bringe mich etwas ängstlich in einem Hauseingang in Sicherheit. Die ganze Aktion ist auch schon bereits nach 3-4 Minuten erledigt und man baut allgemein die zuvor schnell beseitigten Verkaufsstände in aller Seelenruhe wieder auf.  Ich lese Gott sei Dank erst anschließend von einer Schießerei  im August 2016 auf der Pusher Street bei einer Verfolgung eines Drogendealers.

 

Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt:

 

Der Runde Turm aus dem Jahr 1637 war ehemals mit der Dreifltigkeitskirche verbunden und beherbergt heute das älteste Observatorium Europas. Der Turm hat einen Durchmesser von 15 Metern und die Reittreppe führt 209 Meter nach oben, auf ihr wurden per Pferdewagen die Lasten nach oben transportiert.

 

Die Dreifaltigkeitskirche ist Teil des Trinitatis-Komplexes, der außerdem die ehemalige Universitätsbibliothek und den Runden Turm umfasst. Sie wurde 1637–51 unter Christian IV errichtet und dient bis heute als Universitätskirche. Nach der Feuersbrunst von 1728 wurde das beschädigte Kircheninnere im Barockstil wiederhergestellt.

Auf dem Amagertov steht dieser besonders schöne Storchenbrunnen, der ein Geschenk zu Silberhochzeit vonKronprinz Frederik und Kronprinzessin Louise 1894 war. Seit 1950 gibt es in Kopenhagen den Brauch, das frisch ausgebildete Hebammen um den Brunnen tanzen und nun eben auch Jugendliche, die ihren Abschluss zelebrieren.

Caritas Brunnen ist der älteste Brunnen in Kopenhagen.

 

Das Rathaus von Kopenhagen befindet sich am Rand der Altstadt. Das wuchtige Bauwerk wurde 1905 fertig gestellt und dient heute als Sitz des Bürgermeisters von Kopenhagen. Eine Besonderheit des Rathauses ist der Glockenturm mit seiner berühmten Weltuhr, die 1955 in Betrieb ging.

 

Der Strøget ist die längste und gleichzeitig auch älteste Fußgängerzone Europas. Besondern schön sind  die kleinen Läden in den Quer- und Parallelstraßen.

 

Hans Christian Andersen, der bekannteste Schriftsteller und Dichter Dänemarks wurde am 2. April 1805 in Odense geboren.

 

Das Designmuseum in einem alten historischen Palast ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Hier findet man alles zu Dänemarks großer Design-Geschichte.

 

Das Kastell von Kopenhagen entstand im 17. Jahrhundert. Es befindet sich am Hafeneingang im Nordosten der Hauptstadt und ist Kopenhagens einzige vollständig erhaltene Festungsanlage und diente der Befestigung der Stadt. Die Sternform ist typisch für historische Festungen im gesamten skandinavischen Raum. Auch ein Gefängnis und eine barocke Kirche gehören zum Ensemble. Die beiden Gebäude liegen direkt nebeneinander und wurden so geplant, dass die Gefängnisinsassen durch die Fenster in die Kirche sehen und die Gottesdienste verfolgen konnten.

 

Die Kleine Meerjungfrau wird die Bronzefigur an der Uferpromenade  genannt. Die 1,25 Meter kleine Figur auf einem Findling hat ihr Vorbild in dem gleichnamigen Märchens des dänischen Dichters Hans Christian Andersen.

 

Aus Protest gegen die Gentechnik wurde die Schönheit an sich in ein Symbol der Hässlichkeit gekehrt Die genmanipulierte Meerjungfrau zeigt einen verunstalteten Frauenkörper.

 

Die evangelisch lutherische Erlöserkirche im Stadtteil Christianshavn auf der Insel Amager ist eine Barockkirche. Sie ist besonders für den korkenzieherförmigen Turm und ihr Glockenspiel bekannt.

 

Der Architekt Henning Larsen entwarf  2001 das Opernhaus auf der Insel Holmen, die dänische Nationaloper und eine der modernsten Bühnen der Welt.

 

Die  Dänische Königliche Bibliothek mit ihrem neuen Anbau, dem „Schwarzen Diamanten“ ist  an den Komplex von Schloss Christiansborg angegliedert.

 

Was an der Börse zuerst auffällt, ist der wie ein Korkenzieher wirkende Turm. Es handelt  sich dabei jedoch um die Darstellung von vier Drachenschwänzen, die sich ineinander verdrehen.

 

Der Nyhavn ist ein zentraler Hafen in Kopenhagen und eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der Stichkanal vom Kopenhagener Hafen zum Platz Kongens Nytorv wurde 1637 für den Handel erbaut. Die farbenfrohen Giebelhäuser an beiden Seiten des kleinen Kanals entstanden vorwiegend im 18. und 19. Jahrhundert.

 

Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat in Kopenhagen am Nyhavn ein Mahnmal für ertrunkene Flüchtlinge aus tausenden Rettungswesten errichtet.

 

Christiania ist eine freie Stadt  mitten in Kopenhagen und ist seit rund 40 Jahren fest in der Hand von Alternativen, Hippies und Aussteigern. Immer mehr Leute verschlug es in den nächsten Jahren hierher und viele sind bis heute geblieben.

 

Das dänische Recht gilt hier nur begrenzt. 1971 wurde das rund 34 Hektar große Gebiet mitten in Kopenhagen zur autonomen Gemeinde erklär. Man hat eigene Regeln aufgestellt, die von den Bewohnern selbst durchgesetzt werden, denn die dänische Polizei möchte sich aus den Angelegenheiten der autonomen Stadt weitgehend raushalten. Marihuana wird toleriert, aber harte Drogen, Gewalt und Waffen sind verboten.

 

Lohnenswert ist es etwas abseits der Pusher Street hinunter zum See zu gehen und sich  die selbstgebauten Hütten und Häuser anzusehen.

 

Die Erlöserkirche mit dem barocken Inneren, dem Altar und dem Taufbecken.

 

Die Frauenkirche  ist die Hauptkirche des Bistums Kopenhagen. Sie wurde im klassizistischen Stil 1829 fertiggestellt. Von außen  ist der Dom eher unspektakulär, im Innern imponiert die Größe und die Schlichtheit. Bedeutend sind die überlebensgroßen Marmorstatuen der zwölf Apostel entlang des Hauptschiffs und die Christusfigur in der Apsis.

 

Das Schloss Rosenborg wurde 1607 erbaut und bis 1720 von der königlichen Familie bewohnt. Seit 1838 ist das Schloss samt seiner Inneneinrichtung ein historisches Museum. Im Schloss Rosenborg sind die größten kulturellen Schätze Dänemarks versammelt. Im Erdgeschoss befinden sich die Kronjuwelen und die königlichen Insignien.

 

Zu den Hauptattraktionen von Schloss Rosenborg gehört der Rittersaal mit dem Krönungsthron, der von drei Löwen aus Silber bewacht wird.

 

Schloss Frederiksborg ist ein Wasserschloss in Hillerød auf der dänischen Insel Seeland. Es gilt als größtes und bedeutendstes Bauwerk der nordischen Renaissance und beherbergt heute das Dänische Nationalhistorische Museum.

 

Schloss Kronborg ist eine Festung in Helsingor auf der Insel Seeland. Es liegt nur etwa vier Kilometer von der schwedischen Küste bei Helsingborg entfernt und  bewacht  die Einfahrt in den Öresund Bekannt ist das Schloss auch als „Hamletschloss“, da William Shakespeare hier die Handlung seines Schauspiels Hamlet ansiedelte.

 

Ursprünglich geht die Figur Hamlet auf einen jütländischen Prinzen zurück. William Shakespeare verlegte für seine Tragödie den Ort des Geschehens nach Schloss Kronborg in Helsingør. Zum 200. Todestag von William Shakespeare 1816 wurde „Hamlet“ erstmals in den Mauern von Kronborg gespielt. Seit dem 30. November 2000 gehört das Schloss zum  Weltkulturerbe der UNESCO..

 

Schloss Frederiksborg wurde 1625 im Stil der Renaissance mit einem Hauch Barock erbaut und beherbergt heute ein historisches Nationalmuseum mit Gemälden, Wandteppichen, Porzellan, Silber und Möbelstücken.

 

Das Louisiana Museum of Modern Art ist das wohl bedeutendste Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Dänemark. Es liegt 35 Kilometer nördlich von Kopenhagen in  Humlebaek direkt am Ufer des Öresund Der Name des Museums geht auf den Vorbesitzer des 1855 erbauten Haupthauses zurück, der das Anwesen nach seinen drei Ehefrauen benannt hatte, die alle den Vornamen Louise trugen.  Die Louisiana-Sammlung umfasst mehr als 3000 Kunstwerke aus der Zeit nach 1945. Die Exponate besitzen größtenteils internationale Bedeutung.

Die dänische Nationalgalerie ist das  Staatliches Kunstmuseum und das größte Museum für Bildende Kunst in Dänemark.

 

Das Schloss Frederiksberg wurde als kleines Sommerpalais von König Friedrich IV. 1699 in Auftrag gegeben und nach ihm selbst benannt. Frederik ist die dänische Schreibweise seines Namens.

 

Die Carlsberg Brauerei ist der viertgrößte Brauereikonzern der Welt. 1847 gründete  Jacob Christian Jacobsen die Brauerei im Stadtteil Vesterbro. Das Wahrzeichen der Carlsberg Brauerei ist ein Tor mit Elefanten aus Granit. Es fällt natürlich  sofort das ehemalige Firmenlogo, das Hakenkreuz auf. Ab 1930 verzichtete man auf das Markenzeichen der Brauerei um nicht mit dem Hitlerregime in Verbindung gebracht zu werden.

Die Hausmarke Carlsberg, ein dänisches Bier nach Plisener Brauart, ist Marktführer in Dänemark und eine der umsatzstärksten Biermarken weltweit. Uns begegnete in der Außengastronomie eine Gruppe Asiaten, die mit eklatanten Haltungsproblemen zu kämpfen hatten, nicht jeder Gast kann offensichtlich den Alkohol vertragen.

 

Es war eine sehr schöne Woche in Kopenhagen und Umgebung und wer nun frage sollte, was man in Kopenhagen in einer ganzen Woche machen soll, dem kann ich nur antworten, genieße die Stadt, denn in Kopenhagen ist durchaus liebens-und lebenswert.