Reisebericht : Seidenstraße

 

Dienstag, der 01.05.2018

Der Flug von Bremen nach Istanbul war überhaupt kein Problem, zumal wir in den vorher gebuchten Genuss eines Platzes am Notausgang kamen und somit über genügend Beinfreiheit verfügten.

Während unseres 2,5 stündigen Aufenthaltes  in Istanbul konnten wir in einem englischen Pub Nähe unseres Abflug-Gates das Rückspiel in der  Champions-league  zwischen Real Madrid und Bayern München verfolgen. Leider haben meine Bayern trotz eines 2:2 den Einzug in das Finale verpasst, schade.

Kurz vor unserem Abflug trafen wir auf unseren Reiseleiter, Dr. Roland Jansen. Er ist zugegebener Maßen der Grund, warum ich mich zu diesem Zeitpunkt auf eine Reise in den Iran eingelassen habe.

Wir hatten eine tolle Reise mit ihm in Indien, wo wir von seinem umfassenden Wissen in den Wochen profitieren konnten und diese Reise intensive Eindrücke für uns hinterlassen hatte.

Es ist nun also geplant in Usbekistan mit einem Gruppenvisum einzureisen und wir erhalten von Herrn Jansen die Anweisung uns nach der Landung in Taschkent vor der Einreise zu versammeln.

Der Flug, wir haben wiederum einen Platz am Notausgang, ist zermürbend und da es ein Nachtflug ist, sehr schlafraubend.

Mit uns fliegen vorwiegend Usbeken, die eine Unmenge an Gepäck in Form von Kartons und Tüten bei sich tragen. Von Handgepäck ist hier wohl kaum die Rede. Was Sie jedoch insgesamt an Mitbringsel in die Heimat verbringen, erschließt sich uns erst am Gepäckband. Wegen der langen Wartezeit können wir das Treiben ausgiebig beobachten. Der Koffer unseres Schweizer Mitreisenden  kommt als letztes Gepäckstück vom Band, daher also Zeit genug.

Die Einreise in Usbekistan erfolgt ohne große Probleme und so sitzen wir bereits nach gut 2 Stunden Formalitäten in unserem voll klimatisierten Bus. Wenn ich wir sage, dann meine ich unsere Reisegruppe, bestehend aus 2 Paaren aus Dortmund, einem Schweizer Pärchen und dem Sohn eines der Dortmunder Paare. Weiter sind dem Bus zugestiegen der benannte Reiseleiter, Dr. Roland Jansen und neben dem Busfahrer, unsere  einheimische Reisebegleitung  Nina. Sie lebt in Samarkand, ist 63 Jahre und wurde am Goethe Institut ausgebildet. Sie arbeitet schon seit vielen Jahren für die Agentur und ist eine Seele von Mensch, wenn ich dies hier mal so despektierlich sagen darf.

Wir werden nett begrüßt und es geht zunächst in ein Hotel Usbekistan, einem ehemaligen sowjetischen Staatsbetriebes um zunächst mal einen Kaffee und ein Gebäck zu frühstücken. Wir hatten alle auf das Abendessen im Flugzeug verzichtet, war es für uns ja auch bereits weit nach Mitternacht, als es serviert wurde.

Mit dem Kaffee machen wir auch unsere  ersten Erfahrungen mit dem Verständnis von Service und Schnelligkeit in diesem ehemaligen sowjetischen Land. Nina ist ebenfalls immer schwer von ihren Landsleuten beeindruckt, wenn es um Bestellen und Abrechnen der Mahlzeiten in den Restaurants geht.

Leider sind die sehr jungen männlichen Servicekräfte nicht in der Lage zwei Getränkepreise zu addieren, es werden sofort die „Tasten“ geholt, wie Nina den Taschenrechner bezeichnet.

Nach geraumer Zeit erhalten alle Reisenden dann doch noch ein Heißgetränk und unsere Besichtigung beginnt ohne eine weitere Pause im Hotel.

Aus dem Fenster  unseres komfortablen chinesischen Busses erhalten wir die ersten Eindrücke von der usbekischen Hauptstadt. Unser erster Eindruck ist jung, sauber und unglaublich freundlich.

In Usbekistan sind  60% der Bevölkerung unter 18 Jahre. Auf den Straßen liegt nicht ein einziges Taschentuch rum und die Menschen stecken uns mit ihrer herzlichen und offenen Freundlichkeit förmlich trotz der Übermüdung an. Die Frauen, selbst die jüngeren Damen sind auffallend bunt in traditionelle Kleider gehüllt.

Für unsere erste Besichtigung fahren wir mit dem Bus bis in die Altstadt, wo wir unsere erste Medrese, die ehemalige Koranschule Barak-Khan aufsuchen.

Sie war zunächst als Mausoleum für den Vater des Erbauers 1530  geplant, wurde dann später aber als Medrese umgewandelt. Die Anlage ist schon mit den Ausmaßen von 70 x 44 m recht ansprechend und überzeugt durch einen großzügigen Innenhof. Die Mosaiken sind teils rekonstruiert aber beeindrucken durch die Farbigkeit.

Die Medresen wurden ab dem 10. Jh. zum Studium für islamische Wissenschaften gegründet, nachdem zuvor in Moscheen gelehrt wurde. Neben islamischem Recht wurden dann später auch theologische  und mathematische Wissenschaften gelehrt. Heute findet man in vielen Medresen Kunsthandwerker, die den wenigen Touristen ihre Waren verkaufen.

Anschließend fahren wir zum Kaffali-Schaschi-Mausoleum, die Begräbnisstätte des Stadtheiligen der Hauptstadt Taschkent mit Namen Abu Bakr Muhammad Ibn Ali Ibn Ismail al Kaffel al Schachi. Ich erspare mir weitere Details, nur so viel, er lebte als Schlosser in Taschkent, verstarb 976 und wird seitdem verehrt.

Von dort unternehmen wir einen längeren Gang durch die sonnenbeschienen Straßen, vorbei an dem Palais der Romanovs und dem Theater, zum Reiterdenkmal des einstigen Eroberers Amir Timur. Seine Hinterlassenschaften werden unsere  kommenden Tage in Usbekistan noch prägen. Das Denkmal steht in einer parkähnlichen Landschaft, in unmittelbarer Nähe des uns bereits bekannten Hotel Usbekistan.

Mit dem Bus geht es zu einem Einkaufszentrum, dort werden in der obersten Etage verschiedene  Gerichte zubereitet; wir bestellen einige kleine Spieße und gebackene Kartoffeln mit einer Sauercreme. Die Zubereitung dauert, doch das Resultat ist dann doch ganz lecker.

Wir besteigen wieder unseren Bus, der uns zu unserem Hotel, dem City Palace Hotel bringt.

Wir sind nun einigermaßen geschafft und beziehen unser recht großzügiges Zimmer.

Die fehlende Nacht könnte man nun nachholen, doch wir haben eigentlich gute Erfahrung damit gemacht sich so lange wie möglich wach zu halten und dann am Abend todmüde ins Bett zu wanken.

Wir ziehen dem Mittagsschlaf einen Besuch der legendären Metrostationen vor und lassen und von Nina einen Metroplan aushändigen. Die nächste Station befindet sich in der Nähe des Timur Denkmals und so schlendern wir nochmals zu dem Platz. Wir finden den Zugang zur Metro durch einen freundlichen Hinweis eines Usbeken und für umgerechnet 1€ treten wir die Reise in den Untergrund an.

Legendär ist die Metro wegen der sehr dekorativ ausgeschmückten Stationen, derlei wir drei besichtigen. Es gibt drei Linien, eine blaue, eine rote und eine grüne. Wir bewegen uns auf der roten und steigen dann noch in die blaue Linie um. Am Kosmopolitanplatz steigen wir aus und beschließen weiter zu Fuß den Weg zu unserem Hotel zurückzulegen. Wir kommen durch weitläufige schattige Parkanlagen die von Familien, die hier den Feierabend mit einem Eis verbringen, bevölkert sind.

In einem Pavillon nehmen wir unseren Kaffee und Espresso und lassen unseren Blick über die Menschen schweifen.

Uns fällt auf, dass die Stadt sehr großzügig angelegt ist und über ein üppiges Grün verfügt.

Es liegt nirgends Müll herum, auch dies eine positive Erkenntnis.

Am Abend fährt uns der Bus zu einem typischen Touristenrestaurant, dem Pilgrim, wo wir bereits von einer Folkloretruppe mit typischer usbekischer Musik erwartet werden.

 

Donnerstag, der 03.05.2018

Der heutige Tag beginnt mit einem Weckruf um 7:30 Uhr. Das Frühstück ist umfangreicher als erwartet, dies wird sich im Laufe der Reise jedoch noch ändern.

Die Gruppe ist pünktlich und um 9:00 Uhr beginnt die Reise nach Samarkand, gut 360 km entfernt. Die Straßen sind mehrspurig ausgebaut und in einem guten Zustand. Wir kommen außerhalb der Speckgürtel durch vorwiegend landwirtschaftlich genutzte Gegend. Unterwegs sehen wir die Bepflanzung der Baumwollfelder, die Pflanze ist einjährig und wird auch vorwiegend per Hand geerntet.

Unterwegs kommen wir an kleineren Dörfern und Ansammlung von kleinen Häuschen aus der Sowjetzeit vorbei. Die Dörfer und die Straßen alle picobello!

Die Häuschen sind alle mit einem roten Dach  versehen und haben einen blassgelben Anstrich.

Die Häuser auf dem Land sind noch vielfach in der Lehmbauweise erstellt und müssen stetig wieder hergerichtet werden. Der Vorteil dieser Bauweise liegt einfach in den unglaublich  guten ausgleichenden Temperaturen, bleiben die Räume im Sommer doch sehr lange angenehm kühl.

Wir sehen die Bauern teils mit kleinen Eselkarren ihre Güter transportieren, teils sind sie jedoch auch bereits motorisiert mit einer Art Dreirad.

Auffällig ist auch in diesem Teil der Erde, dass die schwere Feldarbeit vielfach von Frauen verrichtet wird, die Männer hüten die Schafe und Kühe oder sitzen eben nur so rum. Wie gesagt, wie überall auf der Welt.

Unser erster Halt ist ca. 30 km vor Samarkand das Observatorium von Ulug Beg. Sehr beeindruckend ist für uns das Interesse der Einheimischen, die sehr zahlreich die Sehenswürdigkeiten ihres Landes besuchen. Wir, die ausländischen Touristen,  sind ganz klar in der Minderheit, vielleicht liegt der Anteil der Touristen zwischen 5-10%, wobei die Deutsche Reisegruppe deutlich in der Mehrheit ist.

Nun aber zum Observatorium, dessen Reste erst 1908 entdeckt wurden.

Die Sternwarte wurde von Ulug Beg gegründet und er holte namhafte Wissenschaftler nach Samarkand, die durch ihre Studien diverse Fehler in den bereits existierenden Sterntabellen korrigierten. Die zentralasiatische Wüste bot sich für weitere Forschungen und Himmelsbeobachtungen an. Hierdurch konnten die Gelehrten 1437 das „Buch der Fixsterne“ erstellen, in dem 1018 Fixsterne genau lokalisiert werden konnten.

Das Herzstück der heutigen Überreste des Observatoriums sind Teile des beeindruckenden Sextanten, der mit einem Radius von 40 Metern in den Boden eingelassen ist und durch seine gewaltigen Ausmaße diese genauen Messungen ermöglichte. Bereits zu damaliger Zeit konnte man durch die Nord-Süd-Ausrichtung den Breitengrad Samarkands und die Schrägstellung der Erdachse unglaublich genau berechnen. Nebenbei bemerkt, hat man auch einen sehr schönen Blick über die nahe gelegene Stadt Samarkand zu seinen Füßen.

Mittlerweile ist es schon sehr warm geworden und wir sind dankbar für eine schöne erfrischende Dusche in unserem Hotel, leider wird es damit nichts, da man wegen des geringen Wasserdrucks unter unserer Dusche von Strahl zu Strahl hüpfen muss, einseifen nur mit sehr viel Geduld !

Den Abend beschließen wir zum Abendessen in einer usbekischen Familie. Wir fahren mit dem Bus in einen Vorort von Samarkand und werden sehr nett von der Familie empfangen. Die beiden kleinen Mädels sind sehr fotogen und das genießen Sie auch. Sie posieren vor uns und haben zunehmend Freude daran, wir natürlich auch. Das Wohnhaus besteht aus einem Innenhof mit einem kleinen Brunnen und wir steigen eine Stiege hoch in den ersten Stock. Unser Essen nehmen wir in einem sehr dekorativen großen Raum an einem üppig gedeckten Tisch ein. Natürlich haben wir uns vorher unserer Schuhe entledigt. Nein, es müffelt nicht.

Wir dürfen die Speisen auf dem Tisch genießen, es handelt sich um diverse gebackene Auberginen, mit Spinat gefüllte Teigtaschen, Salat mit Zucchini und Möhren, zum Hauptgericht machen wir unsere erste Erfahrung mit Plov, dem Nationalgericht in Usbekistan. Zum Knabbern zwischendurch liegen vor uns gezuckerte Erdnüsse und Kichererbsen in großzügiger Menge. Dann folgt auch noch ein Nachtisch in Form eines Käsekuchens. Wir sind mehr als gesättigt, zumal auch die Flaschen Wodka ihre Runden drehen. Getrunken wird sowohl Bier als auch Wein, der Rotwein ist sogar recht ansprechend.

Einen kleinen weiteren Höhepunkt erleben wir, da unser Fahrer noch zu einigen Nachtaufnahmen beim Grabmal des Timur anhält. Die Stätte Gur Emir  ist sehr schön illuminiert und animiert zu Nachtaufnahmen.

 

Freitag, 4.5.2018

Dieser Tag wird mega spannend, wir steigen in die Kultur und die Geschichte von Samarkand ein.

Es geht zunächst zum Gur Emir Mausoleum, Grabmal des Timur, ein gewaltiger Gebäudekomplex. Auch im Innern ist das Mausoleum über und über mit Gold ausgeschmückt. Neben Timur ist hier auch sein Enkel Ulug Beg begraben.

Nun aber mal in aller Kürze zur Geschichte der Stadt. Ich beginne mal mit der Zerstörung der Stadt im 13 Jh. durch die Mongolen. Sie musste also wieder aufgebaut werden und da fand sich ein Anführer eines mongolischen Stammes, der Barlas, die in Usbekistan siedelten. Sie hatten bereits unter dem legendären Dschingis Khan an Feldzügen teilgenommen. 1361 wurde Timur zum Minister in Samarkand ernannt. Aufgrund verschiedener Eroberungen verschaffte sich Timur zunehmend Einfluss und herrschte mit grausamer Gewalt. So soll er bei der Eroberung Isfahans von 70000 Gefangenen die Köpfe abhacken und diese zu einer gigantischen Pyramide aufschichten lassen.

Nach der Eroberung Indiens besiegte er 1401 die Mamelucken und kehrte danach wieder nach Samarkand zurück. So barbarisch Timur auch war, so hatte er auch den Geist seine Stadt mit Hilfe der besten Handwerker der damaligen Zeit zu einer der schönsten Metropolen zu erschaffen.

Heute können wir diese Baudenkmäler staunend bewundern.

Ulugh Beg ist der Enkel des großen Timur und wurde bereits als 15-Jähriger Statthalter von Samarkand. Er war eher den schönen Künsten und den Wissenschaften , besonders der Astronomie, zugewandt und hatte es wohl nicht so mit der Kriegsführung.

Unter seiner Verantwortung wurden eine Lehranstalt 1417 und das Observatorium von Samarkand 1428 gegründet. Er soll, wie sein Opa dem Suff zum Opfer gefallen sein, weniger in kriegerischer Auseinandersetzung, also nicht besonders heldenhaft. So wurde uns zumindest übermittelt.

Es geht zu Fuß durch eine Parkanlage, wir machen die ersten nasalen Erfahrungen mit dem Maulbeerbaum. Von den Beeren geht ein unglaublich lieblicher Duft aus, für mich wird dies der Geruch Usbekistans.

Laut Nina, unserer usbekischen Reiseführerin gibt es einen Maulbeerbaum mit weißen und mit schwarzen Beeren, wobei die schwarzen wesentlich aromatischer sein sollen und auch zu Konfitüre verarbeitet werden.

Neben dem betörenden Duft nimmt man den Baum unweigerlich durch den klebrigen Untergrund zwangsläufig wahr.

Ich habe beide Arten der Beeren probiert und nahm sie als sehr süß wahr, jedoch ohne jegliche Säure, bedingt wahrscheinlich durch die starke Sonneneinstrahlung.

Wir ziehen weiter in Richtung des Registan, dem zentralen Platz der Altstadt.

Hier besichtigen wir eine Medrese, eine ehemalige Koranschule.  Am Registan haben sich in den alten Gemäuern zahlreiche Handwerker und Händler niedergelassen. Wir besuchen einen Mann in seinem kleinen Geschäft, der seine  Musikinstrumente selbst fertigt und uns diese auch noch persönlich erklärt und bespielt. Wir nutzen noch die Freizeit um einige Händler zu besuchen und uns ihre Waren anzusehen.

Die Bibi-Chanum -Moschee  ist wiederum eine großartige Moschee, sehr üppig ausgeschmückt. Timur hatte nach seinem Indienfeldzug die Idee eine der größten und schönsten Freitagsmoscheen seines Reiches zu errichten und widmete sie seiner Hauptfrau, einer Nachfahrin des legendären Dschingis Khan. Die Moschee wurde 1404 fertiggestellt und begann schon wenig später wieder zu verfallen, nach 200 Jahren sogar zur Ruine.

Mit der ganzen Truppe geht es dann noch über den Basar und Nina besorgt noch einige Dinge für das morgige Picknick.

Es gibt ein reichhaltiges Angebot an ganz köstlichen Tomaten und Gurken sowie Gemüse wie Rettich, Lauch, Zwiebeln und Kartoffeln. Alle Marktbeschicker begrüßen uns überaus freundlich und freuen sich von uns fotografiert zu werden.

Ich muss noch kurz über das Fladenbrot berichten, da man die Brote mit einem speziellen Stempel in der Mitte versieht, der auch nach dem Backen noch sichtbar bleibt, da das Brot dort nicht so aufgeht. Natürlich habe ich mir einen dieser sehr schönen Stempel erstanden und ich freue mich schon darauf mein nächstes Brot damit zu zeichnen.

Nun ist der Tag bereits in ein goldenes Licht getüncht und in diesem Licht dürfen wir durch die Gräberstraße von Schah-i-Sinda besuchen. Auch hier sind wir die Exoten, Einheimische dominieren die  Grabstätte.

Hier sind vorwiegend die Frauen von Timur begraben, man hat schlicht vergessen die Damen  in dem Mausoleum beizusetzen. Neben den Frauen liegen dort auch hohe Beamte aus der Zeit. Es reihen sich Mausoleum an Mausoleum und das früheste um 1335 datiert. Beachtenswert ist, dass die Technik des Brennens der Fliesen mit unterschiedlichen Farben, die nicht ineinander fließen in Europa erst etwa 100 Jahre später eingeführt wurde. Es sind unglaubliche Farbnuancen und das Auge weiß nicht, was es als erstes verarbeiten soll. Nun kommen wir bei der untergehenden Sonne auch noch in das fast goldene Licht und die Atmosphäre ist atemberaubend und ich lasse sie erstmal auf mich wirken.

Wir schlendern dann durch den Registan, mit seinem abendlichen Treiben und kehren in einer ehemaligen Karawanserei zum Abendessen ein. Wir werden wieder von Musikern erwartet und es endet dann sogar noch mit einem Tänzchen.

 

Samstag, 05.05.2018

Wir müssen zeitig raus, heute befahren wir, allerdings mit unserem chinesischen, gut klimatisierten Bus, die Hauptroute der Seidenstraße von Samarkand nach Buchara.

Die Landschaft wird mit zunehmendem Kilometer immer karger. Wir befinden uns in einem Steppengebiet und die Menschen versuchen aus den kargen Böden ihr Möglichstes zu holen, angebaut wird, wo möglich, vorwiegend Baumwolle und Weizen.

Die Landschaft geht über in die Wüste Karakum und nun kommt auch bei mir das Feeling der Seidenstraße wenigstens etwas auf.

Etwa 30 km vor Buchara liegt die Karawanserei von Rabat-e-Malek, die Vorderfront lässt die einstige Herberge der Kaufleute erahnen, von den ehemaligen Wohnräumen sind teils nur noch die Grundmauern erhalten. Es gab Essräume und Schlafräume für die Kaufleute und Stallungen für die Dromedare, Pferde und Esel. Um einen Innenhof lagen die zweistöckigen Zellen, unten Warenlager und oben meist die Gästezimmer der Kaufleute. Im Innenhof stand meist ein Brunnen, des Weiteren gab es oft auch einen kleinen Bazar, damit sich die Kaufleute mit dem Nötigsten versorgen konnten.

Die damaligen Karawansereien lagen immer eine Tagesreise, zur damaligen Zeit zwischen 30 und 40 Kilometer voneinander entfernt.

Der Karawanserei von Rabat-e-Malek gegenüber der Straße gelegen befindet sich ein ehemaliger Wasserspeicher aus der Zeit, die Kuppel über dem Wasserbecken verhindert ein übermäßiges verdunsten. Diese Kuppelbauten der Wasserspeicher sind wohl die Vorbilder für die Architektur der folgenden Jahre. Der Wasserspeicher wurde gespeist durch einen nahen Flusslauf und diente der Wasserversorgung der Karawanserei.

Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem nächsten Ziel, der Stadt Buchara. In der vollen Mittagshitze, das Thermometer zeigt ca. 32 Grad C, spazieren wir durch eine Parkanlage zum Mausoleum der Samaniden, eine architektonische Sensation, es ist das älteste erhaltene Zeugnis islamischer Architektur in Zentralasien. Kulturgeschichtlich bedeutsam, da dieses Mausoleum das einzige erhaltene Kuppelgrab der Samaniden ist. Der gute Erhaltungszustand  zeugt daher, dass der Bau unter Sandschichten verborgen war, er war zentraler Teil eines Friedhofes, welcher erst im 20. Jh. freigelegt wurde.

Vermutlich wurde das Mausoleum im 10. Jh. erbaut und ist die Grabstätte Ismail Samanis, er regierte 900-907. Es handelt sich um einen quadratischen Bau von 10 Meter Seitenlänge, mit Dreiviertel-Säulen und einer umlaufenden Arkadengalerie. An den oberen vier Seiten befinden sich ebenfalls kleinere Kuppeln, die einem Bienenkorb ähneln. Die ca. 9m hohe Kuppel bildet mit einer kleineren Laterne den oberen Abschluss des Gebäudes.

Die umlaufenden Rahmen sind mit geometrischen Ornamenten aus Terrakotten verziert. Es fallen immer wieder die achteckigen Anordnungen der Ziegel ins Auge, die geometrisch angeordnet sind. Das Mausoleum ist kulturgeschichtlich so bedeutend, als die islamische Weltanschauung die architektonische Verzierung von Gräbern verbietet.

Weiter geht es in der Mittagshitze zur Moschee Bolo-Chaus, einer Moschee mit zwanzig Säulen aus schwarzer Ulme, die sich in dem Wasserbecken spiegeln und dort 40 Säulen erscheinen lassen. Die Zahl 40 ist in Usbekistan eine Glückszahl. Die Intarsien, die Kassettendecke und die Holztür im Portal zeugen von meisterhafter Handwerkskunst.

Bei unserem Eintreffen in Buchara konnten wir bereits Teile der Stadtmauer sehen, unser Bus hält vor den Toren der Altstadt und den Rest des Weges zu unserem Hotel müssen wir zu Fuß  zurücklegen, Autos sind aus der Altstadt verbannt. Der kurze Weg überfordert uns nicht, zumal uns das große Gepäck nachgetragen wird.

Unser Hotel liegt super zentral in der Altstadt und nach dem kurzen Check-in nehmen wir bei einem Bierchen auf der Terrasse Platz und stimmen uns so auf die Atmosphäre ein. Die Altstadt wirkt auf uns wie aus dem Bilderbuch und auch schon ein bisschen zu aufgeräumt. Die Bauten sind alle super restauriert und wir finden keinen Müll auf den Straßen, wie bereits übrigens in allen Orten, die wir bislang besucht haben.

Am Abend essen wir im malerischen Innenhof des Hotels, wir sind an diesem Abend die einzigen Gäste und so wird es ein ausgelassener Abend. Das Hotel ist eine alte Karawanserei und einige der Reisenden bewohnen die obigen Räume rund um den Innenhof.

Wir spazieren nach dem Essen noch durch die Gassen der Altstadt und kommen an dem zentralen Platz, dem Labi-Chaus vorbei, hier tobt das Leben und um das Wasserbecken sind die Restaurants angeordnet. Chaus nennt man die Wasserbecken, die früher in den Oasen als Wasserspeicher für Trink- und Nutzwasser dienten. Es gab spezielle Wasserträger, die die Bewohner mit Wasser in Behältern  daraus versorgten. Es gab zur damaligen Zeit zahlreiche solcher Wasserbecken, die jedoch auch ein Nährboden für Krankheiten waren.

Heute  genießen rund um den Labi Chaus die Familien ausgelassen den milden Abend mit sommerlichen Temperaturen. Die Kinder spielen in den Parkanlagen, oder bekommen eine Runde auf bunten Elektroautos oder ein Eis von den Eltern spendiert. Die Menschen sind fröhlich und sehr, sehr freundlich zu uns Touris! Wir werden immer und immer wieder von den Leuten angesprochen. Sie möchten wissen, woher wir kommen und freuen sich über unseren Besuch. Man kommt sehr schnell mit den Leuten ins Gespräch und um einigermaßen zeitig wieder im Hotel zu sein müssen wir einige Gespräche sogar etwas kurz halten.

Buchara ist mit 300000 Einwohnern zwar nicht die Hauptstadt von Usbekistan, doch mit einigen Universitäten und der unbeschreiblich schönen Altstadt ein Anziehungspunkt. Zum Teil entstanden die beeindruckenden Sehenswürdigkeiten schon vor über 1000 Jahren. Es ist für mich eine der schönsten Städte entlang der von uns besuchten Seidenstraßenroute.

 

Sonntag, der 06.05.2018

Nach einem Frühstück  geht es zum Labi Chaus Platz durch den Bazar und wir beobachten das lebendige Treiben der Händler, die ihre Stände mit den Waren bestücken und sich für den Tag rüsten. Einige Handwerker bearbeiten noch diverse Stücke, Silberschmiede treiben das Metall. Es handelt sich in Buchara um einen Kuppelbazar und man kommt in den Genuss eines ganz besonderen beschatteten Shoppingerlebnisses. Wir können das Handwerk der Goldstickerei  bewundern und sind über die Preise für ein Sakko mit Goldstickerei in Höhe von 3000  € erstaunt. Ich erstehe einige Schals aus Kamelhaar und Seide, nicht gerade billig, aber ich denke noch immer preiswerter als in Europa.  Der Bazar mündet sozusagen am Labi Chaus Platz, hier nehmende Händler und Einheimischen ihren Kaffee oder Tee rund um das zentrale Wasserbecken. Einige ältere Herren vertreiben sich ihre Zeit mit Backgammon.

Danach gehen wir zum Kalon Komplex mit dem bekanntesten Wahrzeichen Bucharas, dem 45,6 Meter hohen Minarett, welches noch aus vormongolischer Zeit, fertiggestellt 1127, besteht. Dschingis Khan, der mit der Zerstörung Bucharas, wie dem gesamten Gebiet, nicht zimperlich war und vieles dem Erdboden gleich gemacht hat, war wohl so beeindruckt vom Minarett, als das es dieses unverwehrt ließ. Minarette dieser Höhe dienten in früherer Zeit nicht nur zum Ausrufen des Gebetes, sie dienten als Wachtürme und als Wegweiser für die Karawanen. Im 18. / 19. Jh. diente das Minarett zu Hinrichtungen, Verbrecher wurden vom Turm in Säcken  zu Tode gestürzt.

Die Mir-i-Arab-Medrese wurde von seinem Namensgeber im Jahr 1535 erbaut und soll durch den Verkauf von 3000 schiitischen Sklaven finanziert worden sein. Die Medrese ist nahezu die einzige  Lehranstalt, die durchgängig als eine solche genutzt wurde, sieht man mal von der Zeit Stalins ab.

Eine weitere Medrese ist die des Ulug Beg, die um 1415, also noch zu seinen Lebzeiten erbaut wurde und die älteste erhaltene Medrese in Zentralasien ist. Auch diese Medrese ist mit bunt bemaltem Schmuckband und Majolika-Inschriften  an der Außenfassade reich verziert. Der Innenraum ist leider teils sehr verfallen.

Die der Ulug-Beg-Medrese gegenüberstehende Abdulasis-Khan-Medrese ist noch bunter und reicher mit Blumenmustern verziert. Im Aufbau erkennt man auch hier den typischen Grundriss einer Vier-Iwan-Anlage, mit einem hohen reich geschmückten Pischtak, den typischen Ecktürmen und den Zellen für die Studenten auf zwei Ebenen.

In einem voll klimatisierten Restaurant in der Nähe des Labi Chaus Platzes nehmen wir unser Mittagessen ein, Süppchen mit Gemüse und einen Fleischspieß.

Nach dem Essen bekommen wir Freizeit, die Stefan für einen Besuch eines Hamann nutzt und ich mich mit diversen Schals aus Kamelhaar und Seide eindecke.

Anschließend genießen wir auf der Hotelterrasse, die den Blick auf die Altstadt eröffnet die vorbeirauschende Szenerie. Zum guten Schluss erstehen wir noch beim vermeintlich besten Schmied ein schönes Messer mit Namen graviert und ebenfalls noch eine ausgefallene kleine Schere.

Den Abend beschließen wir bei einer iranischen Familie, die uns sehr lecker bekocht, leider wieder mit den traditionellen Gerichten, die wir nun bereits mehrfach genießen durften. Die gekochten Salate aus Kartoffeln und Rote Beete und natürlich der überall anzutreffende Plov in den unterschiedlichsten Variationen, mal mit Reis, mal mit Kartoffeln und mit mehr oder meistens weniger Fleisch brennt sich in unsere Geschmacksknospen ein.

Aber wir lassen das Bier fließen und einige genießen den ganz ordentlichen Wein, natürlich kreist auch noch die Flasche Wodka. Heute Abend verlässt uns unsere usbekische Reiseleiterin und wir verabschieden Sie herzlich.

 

Montag, der 07.05.2018

Am Morgen müssen wir wieder zu Fuß aus der Altstadt zum Bus gehen, unsere Koffer werden nachgebracht. Wir setzen unsere  Fahrt, etwa 90 Km  bis zur Grenze nach Turkmenistan fort. Die Gegend ist eintönig und ähnlich erregend ist dann auch der Grenzübergang.

Wir verlassen mit allem Gepäck unseren Bus und gehen von Passkontrolle zu Passkontrolle. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob alle Sicherheitskräfte auch die Pässe lesen können, oder nur die netten Bildchen ansehen. Aber alle sehr jungen Grenzbeamten gucken einem wenigstens tief in die Augen, das erlebt man ja auch nicht mehr alle Tage.

Die Ausreise aus Usbekistan geht verhältnismäßig schnell, wir werden  weiter zu einem kleinen Abfertigungshäuschen ins sogenannte Niemandsland mit einem Kleinstbus mit Anhänger für das Gepäck gefahren. 10 Leute auf und neben zwei schmalen Sitzreihen. Wir kommen uns unweigerlich näher. Nach knapp 1000 Metern kommen wir in der Demarkationslinie an. Natürlich wird der Reisepass wieder kontrolliert.

Mit uns warten nun zwei Frauen aus Turkmenistan an diesem Punkt, sie überqueren die Grenze mit über 20 Flaschen  Flüssigwaschmittel in 5 Literflaschen. Wir erfahren nachher, dass das turkmenische Waschmittel das bessere sein soll.

Vom Häuschen werden wir dann doch noch mit einem Kleinbus abgeholt und zum turkmenischen Zollgebäude gefahren.

Nun heißt es wieder warten, fast 2 Stunden verbringen wir dort. Wir reisen übrigens mit einem Gruppenvisum in Turkmenistan ein und unser Reiseleiter führt ein Einladungsschreiben für uns bei sich.

Unsere turkmenische Reiseleiterin namens Natascha erwartet uns bereits und ist auch etwas genervt von ihren eigenen Landsleuten. Aber dann.

Geht es doch noch los und nach dem bereits erwähnten tiefen Blick kommen nun unsere Koffer unter die staatliche Kontrolle. Die Rauchwaren wurden unter der Gruppe verteilt, es sind nur 2 Packung  Zigaretten pro Nase erlaubt.  Wir werden nach dem mitführen von Tramadol, einem bei uns verschreibungspflichtigen Schmerzmittel gefragt, es fällt in Turkmenistan unter ein Betäubungsmittelgesetz. Wir sind aber alle sauber. Stefan hat unsere Reiseapotheke in seinem  Koffer und dieser wird nun erst mal in Augenschein genommen. Ich habe zuvor die Arzneimittel ausgeblistert und die diversen Mittel  werden gründlich hinterfragt.

Ich bin da nun doch sehr skeptisch, was das Mädel vom Zoll davon versteht. Natascha wird nun auch so langsam ungehalten und verschafft sich durch ihr burschikoses Auftreten erst mal Respekt, mit anderen Worten, sie ist mega stinkig.

Nachdem wir wieder mal in Augenschein genommen sind, wird für uns das Kofferband, besser Kofferbändchen angeschmissen. Wir lassen unsere Koffer ablichten. Mein kleiner Handkoffer bewegt sich auf dem Band keinen Zentimeter, ich nehme ihn und meinen Rucksack wieder vom Band, gehe mit Gepäck am Band vorbei und entnehme meinen Koffer dem Band. Alles easy, es interessiert niemanden. Nun noch eine schnelle Passkontrolle und wir haben es geschafft, wir sind in Turkmenistan!

Nun kommt doch noch ein wenig Bewegung rein und nach gut zweieinhalb Stunden sitzen wir in unserem 20 Jahre alten Bus, gebaut von Mercedes. Die Straßen sind zu schlecht, als könnte ein chinesischer Bus diese 20 Jahre bewältigen. Man möchte schon wissen, was dieser Bus bereits alles mitgemacht hat.

Wir fahren nun die Hauptroute von der Grenze nach Mary, der nächsten größeren Stadt mit 120000 Einwohnern, die vorwiegend von der Baumwolle und dem Erdgas leben.

Unterwegs halten wir in einer kleineren Stadt namens Turkmanabad und besuchen den örtlichen Basar um uns unser Mittagessen zu kaufen. Die Marktfrauen sind alle ausnahmslos super freundlich und wir werden überall gefragt ob wir Touristen seien und woher wir kommen. Auf unsere Antwort Germania bekommen wir stets eine freundliche und positive Geste mit der Hand an der Brust und ein freundliches Lächeln. Nachdem wir unsere Fotos nach dem vorherigen Einverständnis gemacht haben, müssen wir auch vielfach als Model herhalten. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Wir kaufen warme gefüllte Teigtaschen und sehr teure Bananen, 3 Stück für 15 Mannat, umgerechnet über 3€. Das köstliche Mahl verzehren wir anschließend im Bus, wir haben noch eine weite Fahrt vor uns.

Die Fahrt geht weiter durch die Karakum Wüste und unterwegs treffen wir auf einige Kamel Herden. Die Viecher haben ihre Jungen dabei und wir halten gebührenden Abstand zu den Tierchen, die sich wohl leicht zu unflätigem Verhalten hinreißen lassen. Ich habe nur eine bedingt kleine Auswahl an Kleidungsstücken im Koffer, somit möchte ich kein Risiko eingehen.

De Karakum Wüste nimmt gut 90 % der Fläche von Turkmenistan ein, das sind über 400000 Quadratkilometer.

Am frühen Abend kehren wir in einem privat geführten Haus ein und uns wird dort das Abendessen serviert. Wir sitzen in einem Innenhof, der untergehenden Sonne ausgesetzt, die Temperaturen liegen noch im oberen Bereich. Etwas ungastlich werden uns Salate, gefüllte Teigtaschen und ein etwas liebloses und geschmacksneutrales Plov serviert. Auch für die Bierchen mit einem Verfallsdatum aus dem März dieses Jahres, wir befinden und bereits im Mai,  nimmt man uns 15 Mannat pro Flasche ab, aber wenigstens kühl war das Getränk.

Nun sind es nur noch einige wenige Kilometer zu unserem Hotel und  da  die Bar wenig einladend ist, besorgt uns Stefan noch ein Schlummertrunk auf dem Zimmer. Das Hotel ist oberflächlich prunkvoll eingerichtet, ein gewisser Hang zur Gigantomanie kann man nun nicht leugnen. Die Halle ist überdimensioniert und überall protzt es gülden. Jedoch hier wie auch auf dem Zimmer stellt sich alles als ein großer „Fake“ heraus, alles großer Mist, vermutlich aus China.

 

Dienstag, der 08.05.2018

An diesem Morgen starten wir unseren gemeinsamen Tag erst um 9:30 Uhr und so bleiben Stefan und mir noch gut 1,5 Stunden um die Umgebung des Hotels und somit das Zentrum der Stadt Mary mit rund 120000 Einwohnern zu erkunden und auf unsere Chipkarten zu bannen. Die mehrspurigen Straßen sind wenig befahren und zu Fuß scheint sich der Turkmene eher ungern zu bewegen.

Die Leute, die uns begegnen sind jedoch sehr freundlich und schenken uns immer ein Lächeln. Der gemeine Turkmene spricht vermutlich morgens genauso ungern wie ich.

Mary ist Zentrum der turkmenischen Baumwollindustrie  und Erdgasförderung. Die Stadt liegt in der Karakumwüste und würde durch die Transkaspische Eisenbahn erschlossen. Die Oase wird durch den Fluss Murgab gespeist. Die Karakum Wüste nimmt fast 80% des Landes ein, sie ist eine Binnenwüste. Wegen des kontinentalen Klimas ist die Karakum extrem trocken. Es gibt weite Ebenen aus Lehm  und Geröll mit vereinzelten Akazien und Saksaulsträuchern neben Sicheldünen, flachen Wadis und Salzseen. Grasende Schafe, Ziegen und Kamele kündigen die wenigen Siedlungen an. Wieder bin ich sehr erstaunt, dass von den ehemaligen Karawansereien der Seidenstraßenrouten noch einige mehr oder weniger gut erhalten sind.

In den frühen Morgenstunden zeigt das Thermometer über 30 Grad und es soll im Laufe des Tages noch auf 39 Grad Celsius, im Schatten wohlgemerkt, ansteigen. Zum Abschluss unseres kleinen Ausfluges gehen wir noch in den kleinen Bazar und hier sind die Menschen etwas zurückhaltender uns gegenüber. Wir werden zunächst gemustert, nach einem Augenblick löst sich dann die Skepsis in ein freundliches Erwidern unseres Grußes. Die turkmenischen Frauen tragen hier ebenfalls bunte Kopftücher, jedoch mit einem Aufbau für einen ausgeprägten Hinterkopf.  Sie tragen unter dem sehr festen und bunten Tuch ein hufeisenförmiges Gestell aus Schaumstoff, darüber wird dann das Tuch gebunden. Wieder fällt auf, dass auch sehr viele junge Frauen diese Art Tracht tragen.

Die Temperatur grenzt nun bereits an die 40 Grad und wir sind in dem ca. 30 km entfernt von Mary gelegenen Ausgrabungsgebiet von Merw.

Merw war im Altertum eine Oasenstadt am Binnendelta des Murgab und liegt rund 30 km südöstlich von Mary entfernt. Die Stadt war eine wichtige Station an der Seidenstraße und an der Transkaspischen Eisenbahn. Das Gebiet wurde bereits in der Jungsteinzeit besiedelt und der heute älteste Teil der 12 ha großen Anlage ist eine befestigte Siedlung aus der achämenidischen Zeit, also 559-330 v. Chr..

Die Stadt wurde von den Parthern, anschließend von den Sassaniden beherrscht, 651 n. Chr. fiel die Stadt an muslimische Araber, die das sassanidische Perserreich erobert hatten.

1037 eroberten die Seldschuken Merw, sie wurde Hauptstadt.

Als die Mongolen 1221 einfielen wurde die Metropole zerstört und die Bevölkerung ermordet.  Es war wohl eine der blutigsten Eroberungen in der Weltgeschichte. Nach Usbeken, Turkmenen und Persern wechselten sich in der folgenden Geschichte als Eroberer ab und schließlich wurde der Ort 1925 Teil der Sowjetrepublik Turkmenistan.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 wurde Turkmenistan unabhängig.

Erik Kala ist der älteste Teil der Anlage und besteht aus den Resten der alten Stadtmauer.

Wir besteigen einen Teil der Mauer und haben einen unglaublichen Blick und Überblick über die  70 Quadratkilometer große Anlage. Anschließend geht es noch zu den anderen Überresten der nachfolgenden Epochen und zum Abschluss zum Mausoleum von Sultan Sandschar.

Nach dem Mittagessen in einem turkmenischen Restaurant lädt uns Natascha noch zu einem Besuch der schönsten orthodoxen Kirche von Mary ein. Es handelt sich um die Pokrowskaja-Kirche. Zum ersten Mal zeigt Natascha, eine eher unnahbare und resolut wirkende Frau Emotionen. Sie ist tief gläubig und erklärt uns sehr stolz die Bedeutung der Kirche für die in Mary lebenden Russen. Natascha lebt in Mary und Aschgabat und betreut auch ihre etwas gebrechliche 70 Jahre alte Mutter. Sie lebt nun in dritter Generation in Turkmenistan und ihre Großeltern wurden nach der Oktoberrevolution aus der Sowjetunion als reichere Leute verbannt. Sie konnte sich ihren neuen Lebensraum nicht selbst wählen und so kamen sie nach Turkmenistan. Ihre Mutter spricht russisch und beherrscht die turkmenische Sprache nur sehr schlecht.

Natascha musste sich 1993 für eine russische oder turkmenische Staatsbürgerschaft entscheiden und sie entschied sich für das Land ihrer Jugend, für Turkmenistan. Natascha wirkt auf uns jedoch durch und durch Russin zu sein und wir können, so glaube ich, das Gefühl der Heimatlosen nicht erahnen. Sie spricht von den Russen und den Turkmenen, sie unterscheidet schon die Volksgruppen und betont mehrfach, wie gut die Russen in die Gesellschaft integriert seien.

Glauben können wir ihr dies nicht so recht.

Da wir unser Gepäck bereits den ganzen Tag an Bord des Busses haben, starten wir nach dem Besuch der Kirche zum Flughafen.

Am Abend gegen 18:20 Uhr geht unser Flug nach Aschgabat.

Bevor wir das Flughafengebäude betreten dürfen, müssen wir erst mal wieder unsere Pässe vorzeigen. Im Vorfeld war uns gesagt worden, wir dürften nur maximal 15 Kilogramm Gepäck aufgeben, Übergepäck sei gebührenpflichtig.

Wir legen die Koffer aufs Band, doch keine Gebühr, alles ganz entspannt! Keine weitere große Kontrolle, alles unaufgeregt. Nach der Abfertigung nehmen wir in einer Wartezone Platz und nach geraumer Zeit werden wir zum Einchecken „ eingeladen“, wie es Natascha uns vermittelt. Wir sind leicht irritiert, doch dann wird uns schnell klar, dass unser Flug zum Boarding aufgerufen ist. Ich bin noch nie eingeladen worden ein Flugzeug zu besteigen, meistens werden wir aufgefordert, oder?

Das Flugzeug, eine Boeing 737-800, war so gut wie ausgebucht. Der rund 700 km lange Flug über etwa 90 Minuten war angenehm.

In Aschgabat angekommen haben wir wieder einen chinesischen Bus und unser erster Stopp ist ein kleines, nettes Restaurant in der Nähe des Regierungsbezirkes. Nach Suppe und Salat erhalten wir nun ein Hähnchenschnitzel, paniert. Dies ist wohl keine typische turkmenische Spezialität, doch Fleisch und Gemüse munden uns  nach all den Plovs ganz vorzüglich.

Weiter fahren wir durch den „Gigantismus“ des turkmenischen Präsidenten. Er hat einen Fabel für die Farbe Weiß und ließ die Wohngebäude seiner Hauptstadt mit weißen Platten aus Carrara-Marmor verkleiden. Die Straßen sind teils 8-spurig, doch nur von wenigen, meist weißen Autos befahren.

Aschgabat ist die Hauptstadt des Staates Turkmenistan , der in etwa so groß wie Deutschland ist, jedoch nur 5 Millionen Einwohner zählt. In Aschgabat leben heute ca. 900000 Einwohner. Im 19. Jh. war Aschgabat ein bedeutender militärischer Stützpunkt und wurde 1948 durch ein schweres Erdbeben zerstört. Die Stadt wurde wieder aufgebaut, doch erhielt sie ihre heutige Gestalt nach der Unabhängigkeit Turkmenistans von der Sowjetunion 1991. Der erste Präsident, Saparmurat Nijasow, der sich „Turkmenbaschi“ (Vater aller Turkmenen) nennen ließ, ließ auch seinem Gigantismus in Aschgabat freien Lauf und erschuf  eine Stadt  für sein eigenes Ego. Mit seiner Vorliebe für die Farbe Weiß ließ er die Fassaden mit weißem Marmor verkleiden und  auch heute nimmt man die wenigen Autos, vorwiegend mit weißer Lackierung , auf den überdimensionierten, teils 6-8-spurigen Straßen wahr. Abends tauchen tausende von hell leuchtenden Laternen die Stadt in ein unwirkliches Licht.

Heute beherrscht sein Nachfolger Gurbanguly Berdimuhamedow das Land und zeichnet sich mit so „zukunftsweisenden Gesetzen, wie das Fahrverbot für Frauen“ in neuerer Zeit aus.

Er prangt von den zahlreichen Werbetafeln der Stadt und hat sich auch schon ein passendes Denkmal errichtet.  Man bekommt den Eindruck: „ Ein toller Typ“.

Im Fitnesscenter unseres Hotels deuten Plakate von seinem läuferischen Können, trotz der tadellos sitzenden Haartracht. Natürlich pflegt er ein sportliches Engagement in einem weißen Trainingsanzug. Im weißen Anzug bezeugt er uns dann seine religiöse Einstellung vor einer Moschee. Übrigens lebt der durchschnittliche Turkmene von 300 Dollar im Monat, die Rentnerin bezieht 70-100 Dollar im Monat und möchte man auf dem staatseigenen Boden ein kleines Häuschen errichten, so sollte man schon über ein Kapital von umgerechnet 40-50000 Dollar verfügen.

Turkmenistan ist an Tourismus nicht wirklich interessiert, Transitvisum ist ok, aber man sollte auch schnell dieses Land wieder verlassen. Um die Pressfreiheit ist es mehr als mangelhaft bestellt, wir  haben die gesamte Zeit in Turkmenistan kein Telefonnetz, nur in den Hotels verfügen wir über ein sehr schwaches Wlan und von Satellitenschüsseln auf den Häusern ist keine Spur, keine Informationen rein oder raus. Mir sind einige Apps, wie z.B. „Spiegel online“ nicht zugänglich.

 „Reporter ohne Grenzen“ gaben in ihrem neuesten Ranking um die Pressefreiheit Turkmenistan den drittletzten Platz, jedoch vor Eritrea und Nordkorea, immerhin.

Unser Hotel liegt auf einem Hügel oberhalb der Stadt und die Silhouette sieht man schon von weitem, es ähnelt dem Hotel Burj al arab in Dubai.

Wir betreten die Hotelhalle und sie erscheint wie ein Prunksaal eines Schlosses,  gülden leuchtet es von den Lüstern und Bilderrahmen, alles unglaublich überdimensioniert. Dieses Gefühl ereilt uns auch beim Betreten unseres Zimmers, einer ca. 110 Quadratmeter großen Suite. Überkommt einen der Harndrang sollte man auch frühzeitig in Richtung Badezimmer starten.

 

Mittwoch, der 09.05.2018

Wir genießen heute Morgen ein köstliches und reichhaltiges Frühstücksbüffet. Warmes Baguette und guter Kaffee gepaart mit einem tollen Ausblick von der 4. Etage unseres Hotels.

Um 9:30 Uhr treffen wir uns in der Lobby und wir fahren in das nahe der Stadt gelegene, etwa 12 km entfernte Nisa.

Nisa war die erste Hauptstadt der Parther, ein iranisches Volk aus dem Norden, welches ab dem 3. Jahrhundert  v. Chr.  ihr Reich im Nahen Osten aufbaute und  Nisa zu ihrem Verwaltungssitz machte.

Die Ausgrabungsstätte gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Stadt wurde 1930 entdeckt.

Sie besteht aus dem neuen Teil, dem der eigentlichen Stadt und dem alten Teil der Stadt Nisa, mit dem königlichen Palast. Er besteht aus einem fünfeckigen bis zu 7 Meter hohen Festungswall aus Stampflehm. Zur damaligen Zeit wurde der Wall mit gebrannten Ziegeln verstärkt und von über 40 Türmen  bewacht.

Es gab einen Palast und einen Tempel für die Toten. Wir werden von Natascha gebeten die gepflasterten Wege nicht zu verlassen, da es hier so possierliche Tierchen wie Skorpone, Cobras und andere Schlangen gibt.

Gewohnt wurde in der neolithischen Zeit in der Neuen Stadt, man ließ es sich gut gehen und hatte neben den Wohnhäusern auch Gebäude für die Vorratshaltung, wie zum Beispiel für Wein unterirdische  Kühl-und Lagerhäuser. Man fand direkt in den Boden eingegrabene Tonkrüge und über den Handel gab es sogar schriftliche Zeugnisse in „Stein gemeißelt“.

Auch Rauschmittel hat man wohl in größeren Mengen genossen. Die Stadt Neu-Nisa  bestand bis in das Mittelalter, die alte Stadt wurde bereits im 3. Jh. aufgegeben.

Funde belegen einen Einfluss verschiedener Völker, wohl zu erklären, da Nisa an der Haupthandelsroute zwischen Zentralasien und Europa lag. So fand man auch elfenbeinerne Trinkgefäße, die hellenistische Verzierungen, wie Greife,  Löwen und Centauren schmückten. Auch Büsten und Statuen aus Marmor gefertigt fand man in Nisa. Wir werden die beeindruckenden Ausgrabungsfunde später noch im Nationalmuseum Turkmenistans in Aschgabat im Original bewundern. Ich sage hier bewundern, denn so etwas Beeindruckendes habe ich selbst in Athen nicht zu sehen bekommen.

Besonders die Fundstücke aus Nisa, der Stadt, die wir zuvor selbst besuchten, haben uns natürlich besonders interessiert. Man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass es sich hier um Kunst und Gebrauchsgüter handelt, die Menschen vor über 2300 Jahren gefertigt haben und in einem unglaublich guten Zustand sind. Natürlich haben mich die diversen Tongefäße am meisten beeindruckt, da diese ungewöhnlich filigran hergestellt und gebrannt sind. Auch zur damaligen Zeit gab es bereits Töpferscheiben, die ein Ausformen der Gefäße erlaubte. Sieht man jedoch die Tonkrüge mit diesen gewaltigen Ausmaßen, so sind diese sicherlich in einer Aufbautechnik hergestellt und auch hier erkennt man die ausgeprägte handwerkliche Güte.

Wenn ich mir die Trinkgefäße aus Elfenbein jedoch ansehe, die so genannten Rytha, dann verschlägt es mir den Atem. Diese feinen Ziselierungen sind unbeschreiblich schön!

Wir haben uns eine kleine Mittagspause verdient, die wir in einer kleinen Mall verbringen . Nach dem Essen unter lauter einheimischen jungen Leuten, schlendern wir noch durch die Geschäfte. Wir entdecken auch die Dutt-ähnlichen Gebilde, die sich die turkmenischen Frauen auf den Kopf setzen und ihn dann mit einem mehr oder weniger bunten Tuch mit traditionellen Mustern befestigen. Der Dutt dient dazu, den Hinterkopf noch gewaltiger zu betonen, ein Schönheitsmerkmal.

Die Kinder tragen einheitliche Schuluniformen und die Studentinnen kleiden sich mit roten Samtkleidern und einem Hütchen auf den meist langen Haaren. Männer tragen Hemd und Hose, vielfach auch Krawatten, sie eifern ihrem Präsidenten nach, der ja auf den Plakaten  überall präsent erscheint.

 

Donnerstag, der 10.05.2018

Nach dem Weckruf um 7:00 Uhr und einem wieder grandiosen Frühstück starten wir heute um 8:30 Uhr Richtung Iran. Heute wird es ernst mit dem so ungeliebten Kopftuch.

Aber zunächst verlassen wir Aschgabat Richtung Gebirge und tauchen in eine hügelige, sehr grüne Landschaft ein, ein Vorteil zu dieser Jahreszeit zu reisen. Die Landschaft macht einen richtig satt-grünen Eindruck.

Nach etwa 40 km erreichen wir den ersten Grenzposten, hier gilt es lediglich die Pässe vorzuzeigen. Nun geht die Fahrt ca. 1 Stunde durch das Niemandsland. An dem Grenzposten angekommen gehen wir mit unserem Gepäck in die Abfertigungshalle, ein kleiner Raum mit zwei Schaltern.

Drei turkmenische  Frauen haben bereits Platz genommen. Eine der Damen mit den interessanten Kopftuchaufbauten gibt uns zu verstehen unsere Pässe einfach an dem einen Schalter abzugeben. Nun passiert erst mal nichts, eine ganze Stunde passiert erst mal nichts.

Dann kommt plötzlich Bewegung in die Szene, da die ersten Frauen ihre Pässe an dem zweiten Schalter gestempelt abholen dürfen und dann werden die Tüten, Taschen und Koffer auf einen kleinen Handkarren gepackt und sie dürfen den nächsten Raum betreten. Bei uns ist es dann nicht so reibungslos, da plötzlich nur noch 9 Pässe an den zweiten Schalter angekommen sind. Nun ist unser neuer Reiseleiter ebenfalls angekommen, eine Sahneschnitte!  Augen wie Omar Sharif, schlank wie eine Tanne und Haare wie Jesus, eben nur mega schwarz. Der Bengel ist super nett, 36 Jahre und hat 14 Semester in Köln Wirtschaftsinformatik studiert. Er spricht auch noch ein super Deutsch.

Also die Sahneschnitte kümmert sich nun um den fehlenden Pass, der die zwei Meter von Schalter eins zu Schalter zwei nicht geschafft hat, der erste Beamte hatte ihn  verdödelt. Das kann in dieser Hektik ja auch schon mal passieren. Wir bleiben entspannt.

Nun könnte es losgehen, mit der Abfertigung. Für uns wird das antiquarische Kofferband angeschmissen, die Koffer bewegen sich, mein kleiner Ziehkoffer bleibt nicht darauf liegen, ich entnehme ihn wieder des Bandes und gehe mit ihm  und meinem Rucksack an der Kontrolle vorbei und niemanden hat es gestört.

Nach der erneuten Passkontrolle und einem weiteren Stempel sind wir nun in den Iran eingereist, Allah sei Dank!

In unsere Gruppe wird heiß diskutiert, warum es in den Iran heißt, so wie in die Schweiz. Wir finden hier und jetzt keine Antwort darauf.

Wir besteigen also unseren Bus, etwas fahrtüchtiger als der letzte und die Reise in den Iran beginnt  auch physisch. Nach einer guten halben Stunde Fahrt machen wir unterwegs eine Teepause, an einem sehr romantischen Flusslauf. Kaveh und der sehr nette Fahrer bauen eine kleine Campinggarnitur auf, wir werden mit Kaffee und Tee, sowie Bananen und dänischem Gepäck bewirtet. Der erste Eindruck vom Iran!

Gleich beginnt in der Einöde bei Tee und Gebäck eine Diskussion mit Kaveh über die politische Situation nachdem der amerikanische Präser, das sogenannte Trampeltier, das Atomabkommen vorgestern aufgekündigt hat. Kaveh ist sehr angetan von unserer Bundeskanzlerin, wir stellen Sie hier in der iranischen Gebirgslandschaft in Frage, was für eine unwirkliche Welt.

Als auch noch die Stellung der Frau diskutiert wird, rettet sich Kaveh vor den Einwänden mit der Aussage, im Iran gelte bereits seit 1962 das Wahlrecht der Frauen.

Nachdem wir nun also die Weltlage durchgekaut haben, setzen wir unsere Fahrt nach Maschhad fort, gut 280 Kilometer.

Die hügelige Landschaft wird nun auch mit riesigen Mohnfeldern in ein Farbenspiel getüncht, Monet hätte seine Freude daran gehabt. Kleinere Orte ziehen an uns vorüber, nehmen uns die Menschen wahr, so winken uns viele ganz freundlich zu.

Maschhad ist die Hauptstadt  der Provinz Khorasann Razavi im Nordosten des Landes. Eine Stadt mit 2 Millionen Einwohnern und damit größer als Isfahan. Sie liegt auf dem Hochplateau in knapp 1000 Meter Höhe. Es ist ein Wallfahrtsort mit dem größten und bedeutendsten Heiligtum der Schiiten. Hier liegt der achte Imam der Schiiten, Imam Reza begraben.

Vor dem Heiligtum bei der Einfahrt in die Stadt machen wir an einer dreispurigen Straße einen Fotostopp, da man in dem Heiligtum nicht fotografieren darf. Bevor wir das Heiligtum betreten dürfen, müssen die Frauen einen Tschador anziehen. Ein Fuddel aus Synthetik, mit Öffnungen für Kopf und Arme, lange Ärmel. Unser Taschdor könnte auch einem ehemaligen Bettbezug entstammen, weiß mit lila Blümchen drauf. Freundliche, in schwarze Tschador gekleidete Frauen haben Mitleid mit mir und helfen mir in dieses Ding, es ist nicht einfach die Öffnung für den Kopf zu finden und das Gummiband über den Hinterkopf zu befestigen, schon gar nicht als Brillenträgerin. Die Damen amüsieren sich und mich befremdet ein unterwürfiges Gefühl. Mag sein, dass den Frauen hier dieses Gefühl fremd erscheint, ich kann aber umso besser die jungen Frauen in den großen Städten verstehen, die sich wenigstens dem Gebot des Kopftuches, welches aus vorislamischer Zeit entstammt, entledigen möchten.

Nun gut, es handelt sich um das bedeutendste Heiligtum der Schiiten und da will ich mal der Kleidungsvorschrift entsprechen. Wir betreten das Heiligtum, die Heiligtümer besser, da es sich um ein Konglomerat aus Medressen, Moscheen und Karawansereien handelt, mehr als 20 Einzelgebäuden.

Alle Gebäude sind ausgeschmückt mit Fliesenmosaiken und in den Moscheen glitzern tausende kleiner Spiegel. Die Kuppel der Grabkammer des Imam Rezas ist mit purem Gold überzogen. In der Mitte der Grabkammer steht der Schrein des achten Imam. Wir dürfen dieses Heiligtum nicht betreten, dürfen jedoch mit unseren Schuhen in der Hand eine der riesigen Moscheen betreten und dort sogar ein paar Fotos mit dem Handy machen. Ich frage unsere weibliche Begleitung und sie erlaubt ein Fotografieren; mit dem Handy, das ich glücklicher Weise  bei mir trage.  Es ist bereits früher Abend, so gegen 17:00 Uhr und einige der Innenhöfe, die die einzelnen Gebäude miteinander verbinden werden mit unzähligen Teppichen ausgelegt. Die Gläubigen nehmen mit ihren Familien Platz und es beginnt eine Mischung aus Picknick und Gebet, gelebte Religion eben.  Die Atmosphäre ist aufgeschlossen, es bilden sich Vielerorts Gruppen von Frauen und Männern, die im regen Kontakt sind.

Wir fahren mit dem Bus nun zu unserem Hotel in der Stadt und nach einer kurzen Pause nehmen wir auch im Hotel unser Abendessen ein. Da wir bereits um 6:05 Uhr am Morgen unseren Zug nehmen müssen, treffen wir uns bereits um 19:00 Uhr zum Essen. Natürlich sind wir die Einzigen im Restaurant und für uns wird schnell noch das Vorspeisenbuffet hergerichtet. Es gibt zweierlei Suppen, eine scharfe Gerstensuppe und eine Hühnersuppe. Ich habe mich für die Gerstensuppe, sprich bei uns Graupensuppe entschieden, die ich in Deutschland nie angerührt hätte, hier schmeckt sie mir jedoch prima.

Danach kommt Rohkost auf den Teller und als Hauptgericht wird ein Eintopf gereicht. Auf einem tiefen Teller kommt Sellerie und Hammelfleisch, ein 4 Stunden gegartes Gulasch, dann wird auf dem zweiten Teller Reis und Reiskuchen serviert. Die Iraner schütten nun bei Tisch das Gulasch über den Reis und alles wird vermengt und mit dem Löffel gegessen. Das Gulasch, wie ich es mal bezeichne, war leicht säuerlich und mit einem Hauch von Curry angemacht, ganz anderer Geschmack, aber sehr lecker.

Natürlich müssen wir heute auf ein Bierchen, zumindest mit Alkohol, verzichten. Es gibt Cola, Fanta und ein Bier mit Ananas-oder Limettengeschmack, natürlich ohne einen Hauch von Alkohol, die Leber wird es uns danken.

Übrigens entgegen der allgemeinen Vorstellung darf man im Iran rauchen, was Stefan und einem weiteren Mitglied unserer Truppe in hohem Maße erfreut, Kaveh zieht auch gerne mal eine durch. Er freut sich auch immer über rauchende Touristen, dann fallen die Raucherpausen etwas ergiebige aus.

Nun noch kurz zu der Kleidervorschrift: für Männer gilt lange Hose und kurze Ärmel sind ok, kurze Hose ist ein No-Go.

Bei den Frauen sind sie nun doch pingeliger, der öffentliche Raum gehört hier eindeutig dem Mann. Für die Frau gilt zwingend, weitere Oberteile, den Po bedeckend und das Kopftuch, weitgehend leger getragen. Dahingehend hat sich im Iran viel getan.

Ich hatte mich bislang ja einer Reise in den Iran verweigert, aus dem Grund des Kopftuchzwanges. Ich finde, ich als Tourist beuge mich diesem Gesetz, für dessen Abschaffung die Frauen in diesem Land so mutig und vehement kämpfen. Der Grund diese Reise doch zu diesem Zeitpunkt zu unternehmen war die Ankündigung des begleitenden Reiseführers, der uns bereits vor fünf Jahren während einer Reise durch Rajasthan begleitete und uns das Land näher gebracht hatte. Ok, ich habe mich auch von Stefan etwas breit quatschen lassen.

Nun bin ich jedoch froh diese Reise zum jetzigen Zeitpunkt unternommen zu haben, denn vielleicht wird die politische Lage weitere Reisen in diese Region für längere Zeit nicht zulassen. Die USA, sprich der schwachsinnige Häuptling, haben den Schurkenstaat als ihren persönlichen Feind auserkoren. Da Netanyahu in das gleiche Horn bläst und die Atmosphäre noch zusätzlich anheizt, kann man nichts Gutes erwarten.

Israel hat in den letzten Tagen iranische Stellungen in Syrien angegriffen, dabei sind 20 Iraner zu Tode gekommen. Hoffentlich lässt sich der Iran nicht provozieren. Da sich die Europäer noch mehrheitlich zu dem Atomabkommen bekennen und gedenken dieses einzuhalten, hoffe ich auf ein besonnenes Verhalten von Rhomenei.  Kaveh sagt, der iranische Führer will sich erst nach einer 14tägigen Bedenkzeit zu einer Entscheidung zur Urananreicherung äußern.

Abwarten und Tee trinken! Wir werden die weitere Entwicklung interessiert beobachten.

 

Freitag, der 11.05.2018

Unsere Nacht war sehr kurz, bereits um 3:30 Uhr klingelt das i-Phone. Nach einer schnellen Dusche finden wir uns mit den Koffern um 4:00 Uhr in der Lobby ein und im Restaurant hat man bereits Kaffee und Tee zubereitet und kleine Muffins bereitgestellt.

Unser Busfahrer bringt uns in gut 15 Minuten zum Bahnhof von Maschhat. Vor dem Betreten des Gebäudes müssen wir unsere Pässe zeigen und nach Geschlechtern getrennt betreten wir die Bahnhofshalle.

Es ist eine sehr geräumige Räumlichkeit mit Sitzgelegenheiten für mehrere hundert Reisende und diverse Kioske. Maschhat ist ein bedeutender Pilgerort, ist der bedeutendste Pilgerort im Iran und so sind die Örtlichkeiten für diese Massen auch ausgelegt.

Wir sollten etwa eine Stunde vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof sein, also genügend Zeit die Atmosphäre zu genießen, morgens um fünf Uhr. Wir sind um diese Zeit nicht die einzigen Reisenden und uns begegnen bereits sehr viele Frauen, vorwiegend in ihren Tschador gekleidet. Einige der Damen beäugen mich sehr skeptisch, da mein Kopftuch doch vielleicht in diesem Teil des Landes, es handelt sich um einen Wallfahrtsort, etwas zu weit nach hinten verrutscht ist.

Wir nehmen nun erst mal Platz und schauen uns um. Natürlich werden wir als Touristengruppe wahrgenommen und man kann das Getuschel über uns erahnen. Einige der Reisenden bemühen sich sogar und fragen unseren Reiseleiter woher wir kommen. Nachdem Kaveh erklärt wir seien aus Deutschland werden wir sehr herzlich willkommen geheißen. Man wünscht uns vielfach eine gute Reise. Eine junge Dame wünscht mir im Vorbeigehen auf dem Weg zum Zug  leise ins Ohr flüsternd viele schöne Tage im Iran. 

Wir besteigen das Abteil, ein Großraumabteil, interessanterweise mit den Sitzen entgegen der Fahrtrichtung. Gleich nach Abfahrt erhalten wir gekühltes Wasser und ca. 1 Stunde später ein Frühstück. Es besteht aus Fladenbrot, ein Weichkäse und Ei oder Marmelade, später folgen Tee und Kaffee.

Wir lassen also die Landschaft an uns vorüberziehen und ab und zu machen wir auch ein kleines Nickerchen.

Die Gegend ist eher karg, eine Steppe mit verschiedenen kleinen Siedlungen mit Landwirtschaft und Schafherden, die an den Gleisen grasen. Ich wundere mich, da die Gegend sehr dünn besiedelt ist. Die wenigen Behausungen sind oft in Lehmziegelbauweise erstellt und teils sehr heruntergekommen.

Mittlerweile sind 2 Stunden vergangen und weiter geht es durch das trockene Hochplateau, wir befinden uns durchgängig auf knapp über 900 Meter Höhe.

Nun mal kurz ein  paar Daten zu dem Iran:

Im Iran leben 80 Millionen Menschen, zu Beginn des 20. Jh. waren es knapp 5 Millionen, zur Zeit der Revolution 1979 lebten hier 37 Millionen Menschen.

Das Land ist 1,6 Millionen Quadratkilometer groß, etwa halb so groß wie Indien, viermal größer als Deutschland.

Der moderne Expresszug von Maschhad nach Teheran benötigt ca. 7,5 Stunden für die etwas mehr als 700 km Fahrstrecke.

Gegen 12:00 Uhr wird uns sogar noch ein Mittagessen bestehend aus zwei Hühnchenspießen mit Reis, dazu ein Limettensaft und Joghurt. Auch ein Getränk, eine Cola oder eine saure Milch mit Minze ist inbegriffen. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Außenbezirke der 13 Millionenstadt  Teheran.  

Unser Hotel liegt zwar im landestypischen 5-Sternebereich und es verströmt in der Lobby und den Restaurants den Charme vergangener Tage, besser eher Jahrzehnte, leider sind die Zimmer in einem eher heruntergerockten Zustand. Aber insgesamt muss ich sagen, hatte ich auch nicht mehr Komfort erwartet. Seit Jahren wird das Land mit Sanktionen, übrigens auch von Deutschland belegt und nun beklagen wir uns über den desolaten Zustand des Hotels?

Unsere Zimmer liegen im 10. Stock und wir haben einen fantastischen Blick auf Teheran und vor allen Dingen auf die unmittelbar dahinter liegenden schneebedeckten Berge. In den Bergen um Teheran befindet sich wohl auch ein sehr schönes Skigebiet, wie mir Kaveh erzählt. Er durfte in seiner Kindheit kein Skifahren, die Sportart war aus Sicht seines Vaters zu dekadent und nur der oberen Schicht vorbehalten. Seine Schwester, die in Deutschland studierte und noch heute als Ärztin lebt, geht wohl heute auch in die Berge um sich auf den Brettern zu bewegen.

Mit war die Nähe der Berge zur Stadt Teheran nicht wirklich bewusst und ich bin doch sehr beeindruckt.

Es ist heute Freitag und somit genießen die iranischen Familien ihr Wochenende und in dem Hotel nahegelegenen Laleh-Park macht man mit der Familie ein Picknick, spielt Tischtennis oder nutzt eine Rollschuhbahn. Es herrscht eine beruhigend ausgelassene Stimmung und wir knüpfen mal wieder Kontakte.

An einem Kiosk holen wir uns einen sehr leckeren Kaffee, an das verlockend aussehende Eis trauen wir uns nicht so recht ran.

Trotz des Feiertages nutzen andere Einheimische die freie Zeit zu diversen Einkäufen in dem kleinen Einkaufszentrum. Es gibt schon sehr viel Kitsch, buntes Spielzeug und sogar ein Geschäft mit  überschüssiger Ware von Tschibo, die Werbung verspricht TCM. Wir können es kaum glauben.

Das Abendessen nehmen wir in einem kleinen, persischen Restaurant des Hotels ein. Nach Suppe und Salat gibt es ein Gericht aus natürlich einem großen Teller Reis und einem Eintopf aus Cranberries, Walnüssen und Hühnchen, geschmacklich sehr lecker, doch durch die Walnüsse für mich etwas  zu trocken am Gaumen, zumal zum Spülen nur eine Fanta dient.

Trotz des Mangels an Alkohol wird es wieder ein netter Abend in geselliger Runde.

Nach einem Check der E-Mails und WhatsApp sind wir dann um 22:00 Uhr in der Falle.

 

Samstag, der 12.05.2018

Nach einem guten Frühstück treffen wir uns heute um 9:00 Uhr und es geht zum iranischen Nationalmuseum. Unser Reiseleiter Roland ist die Vorfreude ins Gesicht geschrieben.

Das Museum liegt nördlich unseres Hotels und mit uns besuchen verschiedene Schulklassen das Haus. Das Interesse der vorwiegend Mädchen liegt jedoch ganz offensichtlich eher darin mit uns zu kontakten, als sich die geschichtlich so bedeutenden Ausstellungsstücke anzusehen. Der Geräuschpegel ist schon erheblich und macht es Roland nicht so einfach die Bedeutung dieser Sammlung zu erläutern.

Nach der archäologischen Sammlung verlassen wir unsere Gruppe und erobern uns Teheran auf eigene Faust.

Wir haben gestern mit einem Taxianbieter Kontakt aufgenommen und für 35 Dollar lassen wir uns am Museum abholen und zum 110 Hektar großen Palastgelände des Saadabat Palastes fahren.

Wir sind überrascht, da wir nicht von einem Fahrer, sondern auch von dem jungen Mann vom Hotelcounter vor dem Museum erwartet werden. Mahady spricht ein relativ gutes Englisch und er schwänzt seine Schicht im Hotel um uns privat die nächsten Stunden zu begleiten. Der Fahrer spricht kein Englisch.

Der Verkehr hat gegenüber dem gestrigen Freitag erheblich zugenommen. Das Palastgelände  liegt ganz im Norden Teherans, gut 250 Meter höher gelegen als unser Hotel und als wir aussteigen beginnen wir zu frösteln, es sind vielleicht gerade mal noch 15 Grad C.

Am Eingang steht ein Häuschen mit sehr modernen Automaten um den Eintritt zu entrichten. Mahady zückt seine Kreditkarte und zahlt für uns die 300000 Rial (umgerechnet 6 €) pro Person und sagt, wir seien seine Gäste. Ich bin total gerührt.

Wir starten unseren Spaziergang auf dem Palastgelände und bewegen uns durch eine grüne Oase mit uraltem Baumbestand, nett bepflanzten Blumenbeeten und die Wege steigen an, wir kommen ganz schön in Wallung. Von den 110 Hektar werden wir zwar nur einen winzigen Teil besuchen, doch wir können die Ausmaße erahnen.

Auf dem Gelände befinden sich 18 einzelne Gebäude und die meisten dieser Paläste sind in Museen umgewidmet. In den 20er Jahren ließ Reza Schah Pahlavi die Anlage erweitern und nutzte sie als Amts-und Wohnsitz.

Ab den 1970er Jahren nutze sein Sohn Mohammed Reza Pahlavi gleichermaßen das Gelände. Die heißen Sommertage lassen sich hier bei kühleren Temperaturen angenehm verbringen, auch die Luft ist natürlich erheblich besser, über der Stadt liegt fast permanent eine Dunstwolke.

Wir haben uns für die Innenbesichtigung des „Weißen Palastes“ entschieden, ein äußerlich eher schlichtes Gebäude aus den 30er Jahren. Schreitet man die einladende Treppe hinauf betritt man die üppigen Räumlichkeiten.

In dem Häuschen mit 5000 m2 befinden sich 54 prunkvolle Zimmerchen. In einem der offiziellen Räume, dem Festsaal,  liegt ein Maschhad-Teppich von 140 Quadratmeter.

Wir können die privaten und offiziellen Räume von Mohammed Reza Pahlavi und seiner dritten Frau Fatah Diba besichtigen. Neben den edlen Seidenteppichen sind die Räume mit Antiquitäten aus der ganzen Welt, Porzellan aus Europa und China, Glaslüstern aus Murano und viel Prunk ausgestattet. Man bewegt sich durch das Treppenhaus mit grünem und weißem Marmor.

Wir hatten uns wohlweislich nur für eine Innenbesichtigung entschieden und das war eine gute Entscheidung, unsere Augen sind schon jetzt geblendet von dem vielen Prunk. Neben dem Palast befindet sich noch ein kleines Café und Mahady lädt uns zu einem Kaffee  und Torte ein. Auch zum Abendessen wären wir herzlich bei seinen Eltern willkommen und seine Mutter würde ihre Spezialität für uns kochen. Wir danken ihm für seine angebotene Gastfreundschaft und sichern einen Besuch beim nächsten Mal zu. 

 

Sonntag, der 13.05.2018

Heute steht die Fahrt nach Isfahan an, es geht weiter auf der Hochebene, immer rechte Hand das Sagros- Gebirge , das sich über 300 km erstreckt.

Nach der heiligen Stadt Ghom machen wir an einer der besten Raststätten Irans eine Teepause, unser Fahrer tischt uns Tee und Kaffee und eine Auswahl an Keksen auf. Er trägt ein weißes Hemd mit schwarzen Manschetten und jeweils 4 goldene Streifen, unser Kapitän also.

Mit uns machen mehrere Busse mit Frauen in Tschador gekleidet ihre Pause. Wieder werden wir von einem eher westlich gekleideten Pärchen angesprochen. Die Antwort auf die Frage woher wir kommen löst große Achtung und Freude auf. Wir werden gefragt, wie unsere Route verläuft und was uns in den Iran bewegt. Wir äußern unsere Missachtung der amerikanischen Entscheidung das Atomabkommen zu kündigen und ernten dafür große Dankbarkeit, gerade immer bei den jungen Leuten. Mit der Bitte der Beiden unseren Eindruck vom Iran nach Deutschland und nach Europa zu tragen verabschieden wir uns. Wieder eine der zahlreichen Begegnungen, die wir wirklich tagtäglich mehrfach erleben. Es ergeben sich auch hin und wieder solche Gespräche mit der älteren Generation, oder auch mit den Damen im Tschador, nur eben nicht so zahlreich und intensiv, aber immer sehr freundlich.

Den Weg von Teheran nach Isfahan, das sind knapp 400 Kilometer, legen wir auf der Schnellstraße A79 zurück. Es handelt sich um eine gut ausgebaute Straße, vergleichbar mit unseren Autobahnen. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt 120 km. Die Umgebung ist jedoch deutlich anders, das Gebirge zur rechten und eine Steinwüste.

Das Mittagessen entfällt, ein paar Kekse tun auch ihren Dienst und wir möchten die verbleibende Zeit am heutigen Tag für einen Besuch in der Freitagsmoschee in Isfahan nutzen.

Am frühen Nachmittag erreichen wir diese und wieder handelt es sich um ein unglaubliches Gebäude, nein es ist ein ganzer Komplex mit einer Gesamtfläche von 2 ha und ist somit die größte Moschee im Iran. Die Vorläufer der heutigen Moschee wurden jeweils im 8., 9. und 10 Jh. erbaut und wieder zerstört und im 11. Jh. wurde sie niedergebrannt. Nur die beiden Kuppelbauten überstanden den Brand unbeschadet und man begann die Anlage geschlossen wieder neu aufzubauen, es erstand die Grundlage für eine Vier-Iwan-Anlage der Moschee. Der Hof misst 55x65 m und es wurden mehrere Säulenhallen errichtet. Es ist schon ein sehr spezielles Gefühl durch diese Hallen mit diesen massiven Pfeilern zu gehen. Es liegen vereinzelt Teppiche zusammengerollt auf dem Boden und man kann sich gut vorstellen, wie die Menschen hier zusammenkommen, die angenehme Kühle des Raumes genießend.

Im 14 Jh. erweiterten die Mongolen den Gebetssaal und der aus dem Jahr 1310 zu datierende Mihrab ist wunderschön mit Ornamenten ausgeschmückt, er soll einer der schönsten im ganzen Iran sein.

Als wir aus dem Komplex der Moschee gehen, befinden wir uns auch schon wieder im benachbarten Basar. Hier kann man unter anderen schönen Dingen auch fertige Tschador käuflich erwerben. Allerdings lassen sich die iranischen Frauen wohl mehrheitlich ihren Tschador schneidern oder sie nähen ihn sich selbst. Ich bin doch sehr überrascht, dass der Tschador auch von vielen jungen Frauen so konsequent getragen wird. Auch die Mädchen in den Schulen tragen eine Art Tschador als Schulkleidung. Junge Frauen mit Kopftuch und den Po bedeckender Jacke sieht man schon, jedoch meistens doch sehr züchtig. Da hatte ich doch eine andere Vorstellung, da in unseren Medien doch viel von den modisch und sehr freizügig gekleideten jungen Frauen im Iran die Rede ist. Man trifft sie schon an, doch eben eher im studentischen Umfeld oder in einem Umfeld der Upperclass.

Was allerdings auch auffällt ist, dass die Frauen stetig damit beschäftigt sind, die Fuddel wieder in Stellung zu bringen und sie zappeln den ganzen Tag an ihrem Äußeren rum. Gut, das machen irgendwie unsere Mädels auch.

Mittlerweile habe ich mich an den Fuddel etwas gewöhnt , nein gewöhnen werde ich mich daran wohl nicht, aber wir tragen das Ding nun alle nicht mehr ganz so streng über das Haar. Der Vorteil des Fuddels ist, dass man sich nicht sonderliche Gedanken um die Frisur machen muss, was ich jedoch auch ohne nicht mache. Also für mich ist das Ding so nötig wie ein Kropf. Das ist meine Meinung, ich möchte den Musliminnen damit keineswegs zu nahe treten, die auch  ein Tuch tragen. Nur traue ich einem modernen Staat auch zu, den Besuchern, wie uns Touristen, und natürlich in erster Linie seinen Bewohnern einen respektvollen Umgang mit der Religion und Kultur zu pflegen.

Was rege ich mich auf, in ein paar Tagen kann ich mich von dem Ding befreien, die armen Mädels, besonders die junge Generation kann dies nicht.

Es macht jedoch viel Freude zu beobachten, dass die Menschen in diesem Teil der Erde mit sehr viel Respekt für den Einzelnen ein Miteinander pflegen. Ich habe während der gesamten Reise keine negative Szene erlebt, immer sehr viel Harmonie, insbesondere uns gegenüber mit viel Neugierde und Freude daran, dass wir ihre Heimat bereisen.

Wir besuchen nun noch das armenische Viertel in der Stadt. Unter dem Shah Abbas in den Jahren um 1605 siedelten sich ca. 30000 Armenier dort an, sie hatten als ausgewiesen sehr gute Handwerker den Auftrag vom Shah Abbas die Stadt zu verschönern. Viele Armenier bleiben im Land und sie besiedelten ein Ghetto, früher ein Armenviertel, heute ein bevorzugter Wohnort in der Stadt.

Wir sehen uns die Vank-Kathedrale, die Erlöserkathedrale an. Sie wurde von 1605-1655 erbaut, äußerlich unscheinbar lediglich durch das Kreuz auf der Kuppel als Gotteshaus erkennbar, eröffnet sich im inneren eine Symbiose zwischen christlicher Thematik und islamischer Formensprache. Neben Wandgemälden aus dem 18. Jh. zieren Motive aus der persischen Teppichkunst die Wände. Ein umlaufender Fries stellt das Martyrium des Heiligen Gregor dar. Neben dem Kirchengebäude befindet sich noch ein Museum, in dem auf den armenischen Genozid hingewiesen wird. Daneben befinden sich hier auch historische Gegenstände des armenischen  Lebens.

Nun haben wir uns eine kleine Stärkung verdient und wir genießen in einem sehr schön ausgeschmückten Gewölbe, einem armenischen Café unseren armenischen Kaffee und den armenischen Kuchen. Wieder sind wir die einzigen Touristen und wir sitzen unter lauter jungen Leuten eine schöne und  entspannte Atmosphäre

Aber zurück zum Tagesprogramm, auf dem noch zwei Stopps an den steinernen Brücken in Isfahan stehen.

Ehemals floss durch die Stadt Isfahan der Zayandehrud. Heute führt das Flussbett keinen Tropfen Wasser mehr, ein breites und riesiges Flussbett, aber trocken. Dies ist ein etwas befremdlicher Anblick.

Die erste Brücke ließ Shah Abbas im Jahr 1602 erbauen und sie ist nach ihren 33 Bögen benannt. Die Brücke leuchtet in dem sehr weichen Licht des frühen Abends.

Die zweite Brücke beeindruckt mich weniger wegen ihrer architektonischen Schönheit als viel mehr wegen der Atmosphäre, der wir hier teilhaben dürfen. Kaveh weist uns an, die Stufen zum Fuß der Brücke zu nehmen und man bekommt einen phantastischen Blick unter die offenen Bögen der Brücke. Aber beeindruckt und überwältigt bin ich, als ich das Flötenspiel eines Mannes vernehme und mit mir noch unzählige der Musik lauschende Männer und einige wenige Frauen die dort unter den Bögen auf den Steinblöcken sitzen. Auch unser Eindringen tut der Stimmung keinen Abbruch. Eine ganz besondere Atmosphäre, die sich mir einbrennen wird. Eine einzige Flöte erschallt die 150 m  langen Arkaden der Brücke, Gänsehaut pur!

Den Abend beschließen wir mit einem eher mäßigen Essen im Hotel. Alle sind einigermaßen kaputt und nüchtern begeben wir uns in unser Bett.

 

Montag, der 14.05.2018

Heute benötigen wir unseren Bus nicht, unser Hotel liegt sehr zentral und wir können unsere Besichtigungspunkte gut zu Fuß erreichen. 

Der Chehel-Sotin-Palast ist unser erster Stopp. Ein Palast aus der safawidischen Zeit, also aus dem 16/ 1700 Jh., erbaut unter unserem mittlerweile „Lieblingsshah“ Shah Abbas. Da wir am gestrigen Tag leider den Ausführungen unseres Reiseleiters nicht folgen konnten und den, also diesen Shah zeitlich nicht einordnen konnten, haben wir uns alle für den heutigen Tag natürlich vorbereitet und es wird auf unserer Reise im Iran „der Shah“ werden, ein Running Gag.

Dem Palast vorgelagert ist ein Wasserbassin, in dem sich die 20 Säulen aus Zedernholz, die übrigens aus dem Libanon stammen, widerspiegeln und dem Palast ihren Namen verliehen. Die kleine Iwanhalle ist mit Spiegelmosaiken ausgeschmückt. Im inneren der Empfangshalle finden sich Fresken und riesige Wandgemälde aus der Zeit des besagten Shah Abbas.

Beiderseits des Palastes erstrecken sich prächtige Parkanlagen. Nach wenigen Schritten erreichen wir schon den absoluten Höhepunkt der Stadt Isfahan, den Meydan-e-Imam, den zentralen Platz. Wir betreten den Platz durch Arkaden schreitend, unter den bereits die Handwerker und Händler ihre Waren anbieten.

Die 2 Millionen Einwohner fassende Stadt liegt auf einer Anhöhe von 1600 Meter und wird durcn den in den Bergen von Bakhtiari entspringenden Fluss Zayandehrud zu einem fruchtbaren Tal. Sie ist berühmt für Teppiche und natürlich für Seide und Baumwolle.

Ich muss mal gerade inne halten. Seit unserem Eintreffen in Zentralasien, sprich Usbekistan und insbesondere hier nun im Iran habe ich große Probleme mit der trockenen Luft. Es ist eine anspruchsvolle Prüfung für die Nasenschleimhäute. Zurzeit beträgt die relative Luftfeuchtigkeit gerade mal 16-19%. Hinzu kommt der Totalangriff durch die permanente Unterkühlung durch die Klimageräte in den Räumlichkeiten. Die Tagestemperaturen liegen mit Mitte 25 in einem angenehmen Bereich, des Abends wir es sogar hin und wieder mal etwas frisch.

Nun aber zurück zu dem Schmuckstück, dem Meydan von Isfahan. Auf den ersten  Blick lässt sich dieser Platz gar nicht erfassen. Man braucht einen kurzen Moment um sich an diese Dimension zu gewöhnen.

Der Platz gehörte zum ehemaligen Palastgebietes des Shah  Abbas , dem „er“.

Der Meydan  ist exakt rechteckig mit den Maßen 500 Meter in der Längsseite und 150 Meter in der Breite. Eingefasst wie der Platz von doppelstöckigen Arkaden, in denen zu ebener Erde die Läden untergebracht sind. An jeder schmalen Seite des Platzes befinden sich sehr hohe Iwane. Der nördliche Iwan führt in den Basar. Der südliche Iwan ermöglicht den Zugang zu der Imam Moschee. An der östlichen Breitseite liegt die Shaikh Lotfollah Moschee und ihr gegenüber liegt der Torpalast Ali Qapu mit einem sehr schönen Holzbalkon, der sich geradezu für ein schönes Foto anbietet. Von der Terrasse hat man einen Überblick über den gesamten Platz. Hier waren ehemals die Palastwachen stationiert, das Gebäude hat eine Höhe von 68 Metern.

Wir besichtigen alle diese beeindruckenden Gebäude des Meydan und sind wieder mal überwältigt. Aber wieder mal beleben die Menschen diesen Platz und die umliegenden Gebäude mit einer sehr friedlichen und angenehmen Atmosphäre.

In einem Tee Salon machen wir noch ein Päuschen. Anschließend erobern wir uns den Basar und die angrenzenden Wohngebiete. Wir gehen durch einfache Straßen mit einer Schotterschicht und einfache, teils zweistöckige Wohngebäude. Die Häuser sind in sehr einfachem, teils marodem Zustand. Aber alle Leute auf den Straßen sind auch hier in ihrem privaten Territorium, so will ich es mal bezeichnen, sehr nett.

Wir haben wegen des bevorstehenden Ramadan heute schon mal ein größeres Problem ein Restaurant für das Abendessen zu finden und so hat uns Kaveh einen Tisch im besten Haus am Platze, dem heutigen Hotel Abbasi .

Stefan und ich verbringen die gesamte Zeit in und um den Meydan und schlendern dann zum Abbasi. Dort angekommen nehmen wir im Innenhof Platz und genießen unseren Tee. Hier sehen wir nun auch die Frauen, die bei uns so viel Aufsehen erregten. Hier sitzen die Frauen, die sich nicht so sehr an die Kleidervorschrift halten und Haare und Kopftücher doch einigermaßen frei tragen. Hier sitzen die in unseren Augen modernen iranischen Frauen. Aber spiegeln sie die junge  iranische Gesellschaft wider? Warum soll eine Frau mit Kopftuch nun nicht auch modern denken? Ich werde da noch intensiver drüber nachdenken müssen.

Übrigens haben wir dann noch sehr nett im Innenhof des Hotels gesessen, das essen war jedoch eher bescheiden gut und auch viel zu teuer.

 

Dienstag, der 15.05.2018

Heute liegen knapp 500 km zwischen Isfahan und Shiraz vor uns. Nach einem ordentlichen Frühstück geht es um 8:00 Uhr los in die Wiege Persiens. Nach ca. 200 km erreichen wir die Grenze der Provinzen Isfahan und Fars, hier nahm das  Weltreich Persien seinen Ursprung.

Wir bewegen uns nach wie vor auf der Hochebene, von den Gebirgen eingekesselt. Die Gegend ist karg, wüstenhaft, unterbrochen nur von einigen grünen Oasen, die auch gleich besiedelt wurden. Wir befinden uns noch immer auf den Pfaden der Seidenstraße, davon zeugen die Überreste der Lehmziegelbauten der ehemaligen Karawansereien.

Es sind heute ganz angenehme Temperaturen, so um die 27 Grad C. Mit ein wenig Phantasie kann man sich das raue Leben mit Sandstürmen und den unangenehmen Temperaturen im Winter vorstellen.

Unterwegs sehen wir in der Nähe der Oasen ein wenig Ackerbau und Hirten, die mit den Schafen unterwegs sind.

Die Autobahn ist gut ausgebaut und wir kommen mit einer Geschwindigkeit von 100 km/Std ganz gut voran.

Auf unserer Strecke liegt auch die Achämeniden Residenz Pasargadae auf einer Hochebene auf 1900 Meter. Übrigens bewegen wir uns durch den Iran die ganze Zeit auf einer Hochebene, am heutigen Tag erreichen wir Spitzen von 2600 Meter Höhe, die durchschnittliche Höhe liegt so bei 1500 Meter.

Kyros gründete  in Parsargadae nach einem Sieg über König Astyages 550 v. Chr. seine erste Königsresidenz. Zu seinen Lebzeiten begann man noch mit dem Bau eines Grabmals für den König, doch es wurde erst unter seinem Sohn fertiggestellt. Das Grabmal mit 11 Meter Höhe ist  schon von weitem in der Ebene sichtbar und ragt monumental heraus.

Es existieren noch einige Überreste der ehemaligen Residenzstadt Paradeisos, die man sich mit riesigen Gartenanlagen, Wasserläufen und großzügigen Palastbauten vorstellen muss. Heute sind noch vom Residenzpalast des Kyros einige Säulen zu sehen, weiter die Steinplatten für den Boden. Auch einige Reliefs sind noch zu erahnen.

Auf dem Weg nach Shiraz kommen wir bereits an Persepolis und an den Felsgräbern von Nash-e-Rostam vorbei, die wir jedoch morgen früh besichtigen werden, wir hoffen dann auf ein schönes Licht der Morgensonne.

Auf dem Weg nach Parsargadae hatte Kaveh ein kleines Restaurant ausgeguckt, in dem wir nun unsere Mittagspause verbringen. Für uns steht ein Buffet mit Salaten und Hauptspeisen bereit. Es ist alles ganz köstlich und inklusive eines Softgetränkes und eines Kaffee sollen wir sage und schreibe 250000 Rial zahlen, das sind gerade mal knapp 5 € pro Person. Ich erinnere an gestern Abend im Abbasi Hotel, dem angeblich besten Haus am Platz, haben wir 1,9 Millionen Rial , also umgerechnet 20 € pro Person für Buffet minderer Qualität bezahlt. Aber der Name kostet halt.

Vor uns liegt nun noch eine Fahrzeit von gut 2 Stunden und unser Hotel, das Grand liegt außerhalb der Stadt Shiraz, schade. Wir werden hier wohl kaum fuß läufig in die Altstadt gelangen.

Wir haben unsere letzte weitere Strecke von knapp 500 km bestens bewältigt und trotz einigen Verdauungsstörungen einiger Mitreisender auch ohne zusätzliche spontane Stopps in der Prärie.

Während unserer Reise durch den Iran haben wir mit dem Zug von Maschhad nach Teheran 740 km und mit dem Bus dann in südliche Richtung insgesamt 870 km zurückgelegt und wir konnten uns einen Eindruck von der Landschaft, insbesondere von der Hochebene machen.

Das Hotel liegt sehr schön an einem Hang gebaut und wurde ich den letzten Jahren wohl noch um einige Stockwerke aufgestockt.

Wir hätten aus  unserem Zimmer im 7. Stock einen fantastischen Blick haben können, wenn da nicht die Klimaanlage des Hotels diesen versperrt hätte.

Wir beschließen uns für eine kleine Auszeit zurückzuziehen, Stefan geht ins Schwimmbad, ich döse ein bisschen auf dem Bett. In diesem Hotel gibt es zwei Schwimmbäder und Saunen, schön nach Geschlechtern getrennt.

Am frühen Abend verabreden wir uns mit den beiden Schweizern und fahren in die Nähe des Zuganges zum Bazar. Ich sehe mir noch einen Hamman an, leider habe ich einen solchen noch nicht besuchen können. Die alten Gewölbe sind reich mit Malereien versehen.

Anschließend genießen wir die beschauliche Atmosphäre in einem Garten mit Wasserspiel, einem sehr schönen Teehaus.

Der Bazar von Shiraz ist etwas großzügiger. Von den einzelnen Straßen, einige zweigen von dem eigentlichen Bazar ab, sind dann aber nicht mehr überdacht. Die Frauen suchen sich neue Stoffe für ihre Tschador, oder auch farbenfrohe, teils mit goldener Spitze versehene Stoffe aus. Auch Gewürze gibt es hier in Hülle und Fülle, wir kaufen Safran aus Maschhad, wohl der beste im Iran. Weiter kaufe ich Berberitzen und getrocknete Aprikosen, einfach super köstlich!

Mittlerweile ist auch schon die Sonne untergegangen und wir finden auf Empfehlung eines Kellners im Café ein sehr schönes Restaurant und genießen einen lauen Sommerabend mit ganz köstlichen iranischen Speisen. Gedanklich würde hier nun ein kleines kühles Weinchen ganz hervorragend passen.

Wir ergattern ein Taxi, welches seine besten Tage auch schon mehrere Jahrzehnte hinter sich hat und auf einer abenteuerlich halsbrecherischen Fahrt kommen wir doch noch unversehrt im Hotel wieder an. Der Transport hat uns umgerechnet knapp 2 € gekostet.

Die Sache mit dem Geld ist auch so ein eigenes Thema im Iran. Es laufen zwei Währungen praktisch parallel, der Rial und der Toman. Die atemberaubenden Wertbeträge der Scheine, vom kleinsten 10000 bis zum 500000 Rial-Schein lassen uns schnell zum Millionär werden. Wir haben zum Beispiel für das gerade erwähnte Abendessen mit Getränken 700000 Rial bezahlt, das sind in etwa 14 €. Im alten Persischen Reich gab es eine Goldmünze, den Toman, der heute wieder Erwähnung erfährt.  Im Straßenhandel und auf dem Basar entspricht ein Toman zehn Rial. Dies nötigt uns sehr viel Geduld bei den Zahlungsmodalitäten ab. Übrigens haben wir unsere Devisen in Dollar getauscht, dies sollte man aber nur bei vertrauenswürdigen Menschen machen. Der Straßenhandel mit Devisen blüht. Auch ist der Wert des Rial infolge der politischen Veränderungen der letzten Tage rapide gefallen, von 52000 auf 80000 Rial.

 

Mittwoch, der 16.05.2018

Wir genießen das schöne Frühstück und heute kommt der große Tag, die große Entdeckung, heute besuchen wir Persepolis. Das ist wohl einer der Höhepunkte der Reise.

Nach rund 40 km gelangen wir auf die Zufahrtsstraße und Persepolis liegt vor uns, wir werden durch unseren Reiseleiter mit Klängen aus Wagners Walküre auf die vor uns liegende Stadt des  Darius eingestimmt.

Es hat sich in den letzten Jahres hier wohl so einiges getan, was das Merchandising betrifft. Ein für iranische Verhältnisse großes Besucherzentrum erwartet uns, ein riesiger Busparkplatz mit wenigen Bussen und einige Händler an der Prachtstraße, die ihre Devotionalien veräußern möchten.

Wir sind begeistert, es sind kaum weitere Besucher außer uns da und wir erobern uns in einem morgendlichen Licht Persepolis. 

Nachdem wir die Prachtstraße hinter uns gelassen hatten, stehen wir vor dem 18 Meter hohen Palastterrasse. Rechts und links der Terrasse führen Treppen mit zahlreichen Stufen mit geringem Niveau hinauf. So fällt der Anstieg nicht schwer und man erklimmt die Stufen mit einem erhabenen Schritt.

Auf dem Plateau erschließt sich dann dem Auge die gesamte Anlage, unbeschreiblich! Ich will es mal kurz versuchen, doch genauere Beschreibungen kann man sicher der weiterführenden Literatur entnehmen.

Das achämenidische Reich erstreckte sich vom späten 6. Jh. bis ins späte 4. Jh. v. Chr. Persepolis wurde von Kyros II gegründet und unter Darius I., oder auch Dareios I. wurde sie Residenzstadt der Perser. Darius I. residierte in Parseh, wie die Griechen die Stadt nannten und einmal im Jahr lud er Vertreter von allen Völkern seines riesigen Reiches zum Neujahrsfest ein. Es muss ein rauschendes Fest von mehreren Tagen gewesen sein und von den zahlreichen Besuchern zeugt ein Relief von 23 Delegationen der insgesamt 28 Völkerschaften. Das super erhaltene Relief befindet sich am Hauptportal des Apadana, des Empfangspalastes. Neben dem Zugang zur Terrasse mit dem Tor aller Länder, verschiedenen Wohnpalästen, dem 99-Säulen-Saal und den Verwaltungsgebäuden ist der überragende Blick vom Grab des Artaxerxes II. über die gesamte Anlage der unübertroffene Höhepunkt.

Der Aufstieg zum Grab würde von unseren Behörden so nicht im Traum genehmigt und ich möchte nicht wissen, wie viele Besucher mit diversen Frakturen diese Örtlichkeit wieder verließen.

Ich bin sicher kein Freund von alten Ausgrabungen, doch Persepolis war so beeindruckend, dass man schon auch mal davon überwältigt wurde.

Ein weiterer Höhepunkt folgte dann noch am Nachmittag mit der Besichtigung der Felsengräber von Naqsh-e Rostam. In einer steil abfallenden Felswand  findet man die vier Gräber der achämenidischen Könige, darunter eben auch von Darius I. Das Grab ist wie ein Kreuz in den Fels gemeißelt, mittig befindet sich der Zugang zu der Grabkammer, geschmückt von einem Relief.

Wir haben auf der Fahrt zurück nach Shiraz schon mal Zeit die Eindrücke zu verarbeiten, doch die Bilder werden uns noch einige Zeit präsent bleiben.

 

Donnerstag, der 17.5.2018

Der Tag beginnt für die Muslime der Ramadan, mit anderen Worten die Restaurants und Cafés sind größtenteils tagsüber geschlossen, manche schließen über die gesamte Zeit des  Ramadan.

Eine Reise in den Iran über diese Fastenperiode bietet sich für uns Touristen nicht an.

Heute stehen noch ein paar Besichtigungen in Shiraz an und wir werden von dem Reiseleiter Kaveh gebeten, Wasser nicht mit aus dem Bus zu nehmen und öffentlich zu trinken. Auch kaufen wir bei einem fliegenden Händler ein paar unreife Pflaumen, die mit Wasser benetzt und gesalzen werden. Auch diese ungeahnte Köstlichkeit probieren wir erst wieder in unserem geschützten Raum im Bus. Zunächst geht es zur Moschee.

Sie unterscheidet sich maßgeblich von den bisherigen Moscheen auf dieser Reise, sie ist aus dem 19.Jh. und sehr bunt mit floralen Motiven und Abbildungen europäischer Landschaften auf den Wandfliesen geschmückt. Wir merken uns, je bunter, desto jünger die Moschee.

Weiter geht es mit dem Bus zum Grabmal des Saadi, dem berühmten persischen Dichters, der 1193-1292 lebte und viel in der Welt rumgekommen ist, schließlich jedoch in Shiraz beigesetzt wurde. Zu seinen Werken zählen Gedichte und Kurzgeschichten, wie der Duftgarten oder der Rosengarten.

Hier ein Auszug aus einem seiner Werke, ich sehe Parallelen  zur Gegenwart: Schönen Gruß an Amerika

„Wenn einer in dem Volke töricht handelt,
So fällt Verachtung gleich auf groß und klein.
Oft kann ein einz’ger Ochse auf der Weide
Verderber einer ganzen Herde sein.

 

Zurück zum Mausoleum, welches ein Wasserbassin zielführend vorgelagert ist. Es folgt eine Halle mit einer Fliesenkuppel. Neben dem Gebäude befindet sich eine unterirdische Quelle.

Nun besuchen wir auch noch den zweiten großen Dichter dieses Volkes, Hafiz. Dieser lebte im 14. Jh und das Mausoleum liegt in einer sehr schönen Gartenanlage. Der Pavillon ist aus de 18. Jh. und das Grabmal wird von den frisch vermählten Paaren aufgesucht, da Hafiz der Schutzpatron der Liebenden ist.

Wir kehren der Stadt den Rücken zu und zurück in unser Hotel. In Erwartung eines kleinen Snacks suchen wir den Restaurantbereich aus, doch aufgrund des Ramadan kommen wir nicht in den Genuss einer Zwischenmahlzeit. Der Thekenbereich ist abgedeckt und es gibt ausschließlich Getränke, die man jedoch nur auf den Zimmern verzehren darf. Im öffentlichen Raum des Hotels gibt es nichts. Wir begnügen uns mit ein paar übrig gebliebenen Reisekeksen und freuen uns auf das Abendessen.

Das Restaurant öffnet bereits vor Sonnenuntergang, eine Geste an die Touristen, die es nun mal kaum abwarten können. Es ist unser Abschiedsabend und den verbringen wir im Laufe des Abends mit den vielen einheimischen Gästen, die sich das abendliche Buffet zu Ramadan nicht entgehen lassen und sich die Tellern vollschlagen.

Unser Flug nach Istanbul startet um 3:00 Uhr nachts und dann geht es für uns weiter nach Bremen. Um 11.00 Uhr erreichen wir unsere Heimat in Osnabrück.

 

Es mir fällt schwer ein Résumé dieser Reise zu ziehen.

Es waren drei Länder, die unterschiedlicher nicht hätten sein können.

Usbekistan, das Land des Geruches nach Maulbeeren wird mir als ein Land freundlicher Menschen und beachtlicher Kultur in Erinnerung bleiben. Für die Turkmenen wünsche ich mir ein demokratisches System. Der Iran ist voller geschichtlicher, kultureller und religiöser Highlights und einem jungen Volk mit Visionen. Warum müssen wir hinter jedem Menschen einen Schurken vermuten, nur weil er oder sie ein Kopftuch trägt. Liegt es nicht vielmehr daran, dass uns die Kultur fremd ist und bedarf  es dieser Einschätzung nicht zu hinterfragen?

 

Ich habe viel gelernt auf dieser Reise und muss mal wieder feststellen, dass wenn man mit den Menschen ins Gespräch kommt, viele Vorurteile abgebaut werden können.