Auszug aus dem Reisebericht Seidenstraße

 

Montag, der 07.05.2018

Am Morgen müssen wir wieder zu Fuß aus der Altstadt zum Bus gehen, unsere Koffer werden nachgebracht. Wir setzen unsere  Fahrt, etwa 90 Km  bis zur Grenze nach Turkmenistan fort. Die Gegend ist eintönig und ähnlich erregend ist dann auch der Grenzübergang.

Wir verlassen mit allem Gepäck unseren Bus und gehen von Passkontrolle zu Passkontrolle. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob alle Sicherheitskräfte auch die Pässe lesen können, oder nur die netten Bildchen ansehen. Aber alle sehr jungen Grenzbeamten gucken einem wenigstens tief in die Augen, das erlebt man ja auch nicht mehr alle Tage.

Die Ausreise aus Usbekistan geht verhältnismäßig schnell, wir werden  weiter zu einem kleinen Abfertigungshäuschen ins sogenannte Niemandsland mit einem Kleinstbus mit Anhänger für das Gepäck gefahren. 10 Leute auf und neben zwei schmalen Sitzreihen. Wir kommen uns unweigerlich näher. Nach knapp 1000 Metern kommen wir in der Demarkationslinie an. Natürlich wird der Reisepass wieder kontrolliert.

Mit uns warten nun zwei Frauen aus Turkmenistan an diesem Punkt, sie überqueren die Grenze mit über 20 Flaschen  Flüssigwaschmittel in 5 Literflaschen. Wir erfahren nachher, dass das turkmenische Waschmittel das bessere sein soll.

Vom Häuschen werden wir dann doch noch mit einem Kleinbus abgeholt und zum turkmenischen Zollgebäude gefahren.

Nun heißt es wieder warten, fast 2 Stunden verbringen wir dort. Wir reisen übrigens mit einem Gruppenvisum in Turkmenistan ein und unser Reiseleiter führt ein Einladungsschreiben für uns bei sich.

Unsere turkmenische Reiseleiterin namens Natascha erwartet uns bereits und ist auch etwas genervt von ihren eigenen Landsleuten. Aber dann.

Geht es doch noch los und nach dem bereits erwähnten tiefen Blick kommen nun unsere Koffer unter die staatliche Kontrolle. Die Rauchwaren wurden unter der Gruppe verteilt, es sind nur 2 Packung  Zigaretten pro Nase erlaubt.  Wir werden nach dem mitführen von Tramadol, einem bei uns verschreibungspflichtigen Schmerzmittel gefragt, es fällt in Turkmenistan unter ein Betäubungsmittelgesetz. Wir sind aber alle sauber. Stefan hat unsere Reiseapotheke in seinem  Koffer und dieser wird nun erst mal in Augenschein genommen. Ich habe zuvor die Arzneimittel ausgeblistert und die diversen Mittel  werden gründlich hinterfragt.

Ich bin da nun doch sehr skeptisch, was das Mädel vom Zoll davon versteht. Natascha wird nun auch so langsam ungehalten und verschafft sich durch ihr burschikoses Auftreten erst mal Respekt, mit anderen Worten, sie ist mega stinkig.

Nachdem wir wieder mal in Augenschein genommen sind, wird für uns das Kofferband, besser Kofferbändchen angeschmissen. Wir lassen unsere Koffer ablichten. Mein kleiner Handkoffer bewegt sich auf dem Band keinen Zentimeter, ich nehme ihn und meinen Rucksack wieder vom Band, gehe mit Gepäck am Band vorbei und entnehme meinen Koffer dem Band. Alles easy, es interessiert niemanden. Nun noch eine schnelle Passkontrolle und wir haben es geschafft, wir sind in Turkmenistan!

Nun kommt doch noch ein wenig Bewegung rein und nach gut zweieinhalb Stunden sitzen wir in unserem 20 Jahre alten Bus, gebaut von Mercedes. Die Straßen sind zu schlecht, als könnte ein chinesischer Bus diese 20 Jahre bewältigen. Man möchte schon wissen, was dieser Bus bereits alles mitgemacht hat.

Wir fahren nun die Hauptroute von der Grenze nach Mary, der nächsten größeren Stadt mit 120000 Einwohnern, die vorwiegend von der Baumwolle und dem Erdgas leben.

Unterwegs halten wir in einer kleineren Stadt namens Turkmanabad und besuchen den örtlichen Basar um uns unser Mittagessen zu kaufen. Die Marktfrauen sind alle ausnahmslos super freundlich und wir werden überall gefragt ob wir Touristen seien und woher wir kommen. Auf unsere Antwort Germania bekommen wir stets eine freundliche und positive Geste mit der Hand an der Brust und ein freundliches Lächeln. Nachdem wir unsere Fotos nach dem vorherigen Einverständnis gemacht haben, müssen wir auch vielfach als Model herhalten. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Wir kaufen warme gefüllte Teigtaschen und sehr teure Bananen, 3 Stück für 15 Mannat, umgerechnet über 3€. Das köstliche Mahl verzehren wir anschließend im Bus, wir haben noch eine weite Fahrt vor uns.

Die Fahrt geht weiter durch die Karakum Wüste und unterwegs treffen wir auf einige Kamel Herden. Die Viecher haben ihre Jungen dabei und wir halten gebührenden Abstand zu den Tierchen, die sich wohl leicht zu unflätigem Verhalten hinreißen lassen. Ich habe nur eine bedingt kleine Auswahl an Kleidungsstücken im Koffer, somit möchte ich kein Risiko eingehen.

De Karakum Wüste nimmt gut 90 % der Fläche von Turkmenistan ein, das sind über 400000 Quadratkilometer.

Am frühen Abend kehren wir in einem privat geführten Haus ein und uns wird dort das Abendessen serviert. Wir sitzen in einem Innenhof, der untergehenden Sonne ausgesetzt, die Temperaturen liegen noch im oberen Bereich. Etwas ungastlich werden uns Salate, gefüllte Teigtaschen und ein etwas liebloses und geschmacksneutrales Plov serviert. Auch für die Bierchen mit einem Verfallsdatum aus dem März dieses Jahres, wir befinden und bereits im Mai,  nimmt man uns 15 Mannat pro Flasche ab, aber wenigstens kühl war das Getränk.

Nun sind es nur noch einige wenige Kilometer zu unserem Hotel und  da  die Bar wenig einladend ist, besorgt uns Stefan noch ein Schlummertrunk auf dem Zimmer. Das Hotel ist oberflächlich prunkvoll eingerichtet, ein gewisser Hang zur Gigantomanie kann man nun nicht leugnen. Die Halle ist überdimensioniert und überall protzt es gülden. Jedoch hier wie auch auf dem Zimmer stellt sich alles als ein großer „Fake“ heraus, alles großer Mist, vermutlich aus China.

 

Dienstag, der 08.05.2018

An diesem Morgen starten wir unseren gemeinsamen Tag erst um 9:30 Uhr und so bleiben Stefan und mir noch gut 1,5 Stunden um die Umgebung des Hotels und somit das Zentrum der Stadt Mary mit rund 120000 Einwohnern zu erkunden und auf unsere Chipkarten zu bannen. Die mehrspurigen Straßen sind wenig befahren und zu Fuß scheint sich der Turkmene eher ungern zu bewegen.

Die Leute, die uns begegnen sind jedoch sehr freundlich und schenken uns immer ein Lächeln. Der gemeine Turkmene spricht vermutlich morgens genauso ungern wie ich.

Mary ist Zentrum der turkmenischen Baumwollindustrie  und Erdgasförderung. Die Stadt liegt in der Karakumwüste und würde durch die Transkaspische Eisenbahn erschlossen. Die Oase wird durch den Fluss Murgab gespeist. Die Karakum Wüste nimmt fast 80% des Landes ein, sie ist eine Binnenwüste. Wegen des kontinentalen Klimas ist die Karakum extrem trocken. Es gibt weite Ebenen aus Lehm  und Geröll mit vereinzelten Akazien und Saksaulsträuchern neben Sicheldünen, flachen Wadis und Salzseen. Grasende Schafe, Ziegen und Kamele kündigen die wenigen Siedlungen an. Wieder bin ich sehr erstaunt, dass von den ehemaligen Karawansereien der Seidenstraßenrouten noch einige mehr oder weniger gut erhalten sind.

In den frühen Morgenstunden zeigt das Thermometer über 30 Grad und es soll im Laufe des Tages noch auf 39 Grad Celsius, im Schatten wohlgemerkt, ansteigen. Zum Abschluss unseres kleinen Ausfluges gehen wir noch in den kleinen Bazar und hier sind die Menschen etwas zurückhaltender uns gegenüber. Wir werden zunächst gemustert, nach einem Augenblick löst sich dann die Skepsis in ein freundliches Erwidern unseres Grußes. Die turkmenischen Frauen tragen hier ebenfalls bunte Kopftücher, jedoch mit einem Aufbau für einen ausgeprägten Hinterkopf.  Sie tragen unter dem sehr festen und bunten Tuch ein hufeisenförmiges Gestell aus Schaumstoff, darüber wird dann das Tuch gebunden. Wieder fällt auf, dass auch sehr viele junge Frauen diese Art Tracht tragen.

Die Temperatur grenzt nun bereits an die 40 Grad und wir sind in dem ca. 30 km entfernt von Mary gelegenen Ausgrabungsgebiet von Merw.

Merw war im Altertum eine Oasenstadt am Binnendelta des Murgab und liegt rund 30 km südöstlich von Mary entfernt. Die Stadt war eine wichtige Station an der Seidenstraße und an der Transkaspischen Eisenbahn. Das Gebiet wurde bereits in der Jungsteinzeit besiedelt und der heute älteste Teil der 12 ha großen Anlage ist eine befestigte Siedlung aus der achämenidischen Zeit, also 559-330 v. Chr..

Die Stadt wurde von den Parthern, anschließend von den Sassaniden beherrscht, 651 n. Chr. fiel die Stadt an muslimische Araber, die das sassanidische Perserreich erobert hatten.

1037 eroberten die Seldschuken Merw, sie wurde Hauptstadt.

Als die Mongolen 1221 einfielen wurde die Metropole zerstört und die Bevölkerung ermordet.  Es war wohl eine der blutigsten Eroberungen in der Weltgeschichte. Nach Usbeken, Turkmenen und Persern wechselten sich in der folgenden Geschichte als Eroberer ab und schließlich wurde der Ort 1925 Teil der Sowjetrepublik Turkmenistan.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 wurde Turkmenistan unabhängig.

Erik Kala ist der älteste Teil der Anlage und besteht aus den Resten der alten Stadtmauer.

Wir besteigen einen Teil der Mauer und haben einen unglaublichen Blick und Überblick über die  70 Quadratkilometer große Anlage. Anschließend geht es noch zu den anderen Überresten der nachfolgenden Epochen und zum Abschluss zum Mausoleum von Sultan Sandschar.

Nach dem Mittagessen in einem turkmenischen Restaurant lädt uns Natascha noch zu einem Besuch der schönsten orthodoxen Kirche von Mary ein. Es handelt sich um die Pokrowskaja-Kirche. Zum ersten Mal zeigt Natascha, eine eher unnahbare und resolut wirkende Frau Emotionen. Sie ist tief gläubig und erklärt uns sehr stolz die Bedeutung der Kirche für die in Mary lebenden Russen. Natascha lebt in Mary und Aschgabat und betreut auch ihre etwas gebrechliche 70 Jahre alte Mutter. Sie lebt nun in dritter Generation in Turkmenistan und ihre Großeltern wurden nach der Oktoberrevolution aus der Sowjetunion als reichere Leute verbannt. Sie konnte sich ihren neuen Lebensraum nicht selbst wählen und so kamen sie nach Turkmenistan. Ihre Mutter spricht russisch und beherrscht die turkmenische Sprache nur sehr schlecht.

Natascha musste sich 1993 für eine russische oder turkmenische Staatsbürgerschaft entscheiden und sie entschied sich für das Land ihrer Jugend, für Turkmenistan. Natascha wirkt auf uns jedoch durch und durch Russin zu sein und wir können, so glaube ich, das Gefühl der Heimatlosen nicht erahnen. Sie spricht von den Russen und den Turkmenen, sie unterscheidet schon die Volksgruppen und betont mehrfach, wie gut die Russen in die Gesellschaft integriert seien.

Glauben können wir ihr dies nicht so recht.

Da wir unser Gepäck bereits den ganzen Tag an Bord des Busses haben, starten wir nach dem Besuch der Kirche zum Flughafen.

Am Abend gegen 18:20 Uhr geht unser Flug nach Aschgabat.

Bevor wir das Flughafengebäude betreten dürfen, müssen wir erst mal wieder unsere Pässe vorzeigen. Im Vorfeld war uns gesagt worden, wir dürften nur maximal 15 Kilogramm Gepäck aufgeben, Übergepäck sei gebührenpflichtig.

Wir legen die Koffer aufs Band, doch keine Gebühr, alles ganz entspannt! Keine weitere große Kontrolle, alles unaufgeregt. Nach der Abfertigung nehmen wir in einer Wartezone Platz und nach geraumer Zeit werden wir zum Einchecken „ eingeladen“, wie es Natascha uns vermittelt. Wir sind leicht irritiert, doch dann wird uns schnell klar, dass unser Flug zum Boarding aufgerufen ist. Ich bin noch nie eingeladen worden ein Flugzeug zu besteigen, meistens werden wir aufgefordert, oder?

Das Flugzeug, eine Boeing 737-800, war so gut wie ausgebucht. Der rund 700 km lange Flug über etwa 90 Minuten war angenehm.

In Aschgabat angekommen haben wir wieder einen chinesischen Bus und unser erster Stopp ist ein kleines, nettes Restaurant in der Nähe des Regierungsbezirkes. Nach Suppe und Salat erhalten wir nun ein Hähnchenschnitzel, paniert. Dies ist wohl keine typische turkmenische Spezialität, doch Fleisch und Gemüse munden uns  nach all den Plovs ganz vorzüglich.

Weiter fahren wir durch den „Gigantismus“ des turkmenischen Präsidenten. Er hat einen Fabel für die Farbe Weiß und ließ die Wohngebäude seiner Hauptstadt mit weißen Platten aus Carrara-Marmor verkleiden. Die Straßen sind teils 8-spurig, doch nur von wenigen, meist weißen Autos befahren.

Aschgabat ist die Hauptstadt des Staates Turkmenistan , der in etwa so groß wie Deutschland ist, jedoch nur 5 Millionen Einwohner zählt. In Aschgabat leben heute ca. 900000 Einwohner. Im 19. Jh. war Aschgabat ein bedeutender militärischer Stützpunkt und wurde 1948 durch ein schweres Erdbeben zerstört. Die Stadt wurde wieder aufgebaut, doch erhielt sie ihre heutige Gestalt nach der Unabhängigkeit Turkmenistans von der Sowjetunion 1991. Der erste Präsident, Saparmurat Nijasow, der sich „Turkmenbaschi“ (Vater aller Turkmenen) nennen ließ, ließ auch seinem Gigantismus in Aschgabat freien Lauf und erschuf  eine Stadt  für sein eigenes Ego. Mit seiner Vorliebe für die Farbe Weiß ließ er die Fassaden mit weißem Marmor verkleiden und  auch heute nimmt man die wenigen Autos, vorwiegend mit weißer Lackierung , auf den überdimensionierten, teils 6-8-spurigen Straßen wahr. Abends tauchen tausende von hell leuchtenden Laternen die Stadt in ein unwirkliches Licht.

Heute beherrscht sein Nachfolger Gurbanguly Berdimuhamedow das Land und zeichnet sich mit so „zukunftsweisenden Gesetzen, wie das Fahrverbot für Frauen“ in neuerer Zeit aus.

Er prangt von den zahlreichen Werbetafeln der Stadt und hat sich auch schon ein passendes Denkmal errichtet.  Man bekommt den Eindruck: „ Ein toller Typ“.

Im Fitnesscenter unseres Hotels deuten Plakate von seinem läuferischen Können, trotz der tadellos sitzenden Haartracht. Natürlich pflegt er ein sportliches Engagement in einem weißen Trainingsanzug. Im weißen Anzug bezeugt er uns dann seine religiöse Einstellung vor einer Moschee. Übrigens lebt der durchschnittliche Turkmene von 300 Dollar im Monat, die Rentnerin bezieht 70-100 Dollar im Monat und möchte man auf dem staatseigenen Boden ein kleines Häuschen errichten, so sollte man schon über ein Kapital von umgerechnet 40-50000 Dollar verfügen.

Turkmenistan ist an Tourismus nicht wirklich interessiert, Transitvisum ist ok, aber man sollte auch schnell dieses Land wieder verlassen. Um die Pressfreiheit ist es mehr als mangelhaft bestellt, wir  haben die gesamte Zeit in Turkmenistan kein Telefonnetz, nur in den Hotels verfügen wir über ein sehr schwaches Wlan und von Satellitenschüsseln auf den Häusern ist keine Spur, keine Informationen rein oder raus. Mir sind einige Apps, wie z.B. „Spiegel online“ nicht zugänglich.

 „Reporter ohne Grenzen“ gaben in ihrem neuesten Ranking um die Pressefreiheit Turkmenistan den drittletzten Platz, jedoch vor Eritrea und Nordkorea, immerhin.

Unser Hotel liegt auf einem Hügel oberhalb der Stadt und die Silhouette sieht man schon von weitem, es ähnelt dem Hotel Burj al arab in Dubai.

Wir betreten die Hotelhalle und sie erscheint wie ein Prunksaal eines Schlosses,  gülden leuchtet es von den Lüstern und Bilderrahmen, alles unglaublich überdimensioniert. Dieses Gefühl ereilt uns auch beim Betreten unseres Zimmers, einer ca. 110 Quadratmeter großen Suite. Überkommt einen der Harndrang sollte man auch frühzeitig in Richtung Badezimmer starten.

 

Mittwoch, der 09.05.2018

Wir genießen heute Morgen ein köstliches und reichhaltiges Frühstücksbüffet. Warmes Baguette und guter Kaffee gepaart mit einem tollen Ausblick von der 4. Etage unseres Hotels.

Um 9:30 Uhr treffen wir uns in der Lobby und wir fahren in das nahe der Stadt gelegene, etwa 12 km entfernte Nisa.

Nisa war die erste Hauptstadt der Parther, ein iranisches Volk aus dem Norden, welches ab dem 3. Jahrhundert  v. Chr.  ihr Reich im Nahen Osten aufbaute und  Nisa zu ihrem Verwaltungssitz machte.

Die Ausgrabungsstätte gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Stadt wurde 1930 entdeckt.

Sie besteht aus dem neuen Teil, dem der eigentlichen Stadt und dem alten Teil der Stadt Nisa, mit dem königlichen Palast. Er besteht aus einem fünfeckigen bis zu 7 Meter hohen Festungswall aus Stampflehm. Zur damaligen Zeit wurde der Wall mit gebrannten Ziegeln verstärkt und von über 40 Türmen  bewacht.

Es gab einen Palast und einen Tempel für die Toten. Wir werden von Natascha gebeten die gepflasterten Wege nicht zu verlassen, da es hier so possierliche Tierchen wie Skorpone, Cobras und andere Schlangen gibt.

Gewohnt wurde in der neolithischen Zeit in der Neuen Stadt, man ließ es sich gut gehen und hatte neben den Wohnhäusern auch Gebäude für die Vorratshaltung, wie zum Beispiel für Wein unterirdische  Kühl-und Lagerhäuser. Man fand direkt in den Boden eingegrabene Tonkrüge und über den Handel gab es sogar schriftliche Zeugnisse in „Stein gemeißelt“.

Auch Rauschmittel hat man wohl in größeren Mengen genossen. Die Stadt Neu-Nisa  bestand bis in das Mittelalter, die alte Stadt wurde bereits im 3. Jh. aufgegeben.

Funde belegen einen Einfluss verschiedener Völker, wohl zu erklären, da Nisa an der Haupthandelsroute zwischen Zentralasien und Europa lag. So fand man auch elfenbeinerne Trinkgefäße, die hellenistische Verzierungen, wie Greife,  Löwen und Centauren schmückten. Auch Büsten und Statuen aus Marmor gefertigt fand man in Nisa. Wir werden die beeindruckenden Ausgrabungsfunde später noch im Nationalmuseum Turkmenistans in Aschgabat im Original bewundern. Ich sage hier bewundern, denn so etwas Beeindruckendes habe ich selbst in Athen nicht zu sehen bekommen.

Besonders die Fundstücke aus Nisa, der Stadt, die wir zuvor selbst besuchten, haben uns natürlich besonders interessiert. Man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass es sich hier um Kunst und Gebrauchsgüter handelt, die Menschen vor über 2300 Jahren gefertigt haben und in einem unglaublich guten Zustand sind. Natürlich haben mich die diversen Tongefäße am meisten beeindruckt, da diese ungewöhnlich filigran hergestellt und gebrannt sind. Auch zur damaligen Zeit gab es bereits Töpferscheiben, die ein Ausformen der Gefäße erlaubte. Sieht man jedoch die Tonkrüge mit diesen gewaltigen Ausmaßen, so sind diese sicherlich in einer Aufbautechnik hergestellt und auch hier erkennt man die ausgeprägte handwerkliche Güte.

Wenn ich mir die Trinkgefäße aus Elfenbein jedoch ansehe, die so genannten Rytha, dann verschlägt es mir den Atem. Diese feinen Ziselierungen sind unbeschreiblich schön!

Wir haben uns eine kleine Mittagspause verdient, die wir in einer kleinen Mall verbringen . Nach dem Essen unter lauter einheimischen jungen Leuten, schlendern wir noch durch die Geschäfte. Wir entdecken auch die Dutt-ähnlichen Gebilde, die sich die turkmenischen Frauen auf den Kopf setzen und ihn dann mit einem mehr oder weniger bunten Tuch mit traditionellen Mustern befestigen. Der Dutt dient dazu, den Hinterkopf noch gewaltiger zu betonen, ein Schönheitsmerkmal.

Die Kinder tragen einheitliche Schuluniformen und die Studentinnen kleiden sich mit roten Samtkleidern und einem Hütchen auf den meist langen Haaren. Männer tragen Hemd und Hose, vielfach auch Krawatten, sie eifern ihrem Präsidenten nach, der ja auf den Plakaten  überall präsent erscheint.

 

Donnerstag, der 10.05.2018

Nach dem Weckruf um 7:00 Uhr und einem wieder grandiosen Frühstück starten wir heute um 8:30 Uhr Richtung Iran. Heute wird es ernst mit dem so ungeliebten Kopftuch.

Aber zunächst verlassen wir Aschgabat Richtung Gebirge und tauchen in eine hügelige, sehr grüne Landschaft ein, ein Vorteil zu dieser Jahreszeit zu reisen. Die Landschaft macht einen richtig satt-grünen Eindruck.

Nach etwa 40 km erreichen wir den ersten Grenzposten, hier gilt es lediglich die Pässe vorzuzeigen. Nun geht die Fahrt ca. 1 Stunde durch das Niemandsland. An dem Grenzposten angekommen gehen wir mit unserem Gepäck in die Abfertigungshalle, ein kleiner Raum mit zwei Schaltern.

Drei turkmenische  Frauen haben bereits Platz genommen. Eine der Damen mit den interessanten Kopftuchaufbauten gibt uns zu verstehen unsere Pässe einfach an dem einen Schalter abzugeben. Nun passiert erst mal nichts, eine ganze Stunde passiert erst mal nichts.

Dann kommt plötzlich Bewegung in die Szene, da die ersten Frauen ihre Pässe an dem zweiten Schalter gestempelt abholen dürfen und dann werden die Tüten, Taschen und Koffer auf einen kleinen Handkarren gepackt und sie dürfen den nächsten Raum betreten. Bei uns ist es dann nicht so reibungslos, da plötzlich nur noch 9 Pässe an den zweiten Schalter angekommen sind. Nun ist unser neuer Reiseleiter ebenfalls angekommen, eine Sahneschnitte!  Augen wie Omar Sharif, schlank wie eine Tanne und Haare wie Jesus, eben nur mega schwarz. Der Bengel ist super nett, 36 Jahre und hat 14 Semester in Köln Wirtschaftsinformatik studiert. Er spricht auch noch ein super Deutsch.

Also die Sahneschnitte kümmert sich nun um den fehlenden Pass, der die zwei Meter von Schalter eins zu Schalter zwei nicht geschafft hat, der erste Beamte hatte ihn  verdödelt. Das kann in dieser Hektik ja auch schon mal passieren. Wir bleiben entspannt.

Nun könnte es losgehen, mit der Abfertigung. Für uns wird das antiquarische Kofferband angeschmissen, die Koffer bewegen sich, mein kleiner Ziehkoffer bleibt nicht darauf liegen, ich entnehme ihn wieder des Bandes und gehe mit ihm  und meinem Rucksack an der Kontrolle vorbei und niemanden hat es gestört.

Nach der erneuten Passkontrolle und einem weiteren Stempel sind wir nun in den Iran eingereist, Allah sei

Dank!