Auszug aus dem Reisebericht Seidenstraße

 

Dienstag, der 01.05.2018

Der Flug von Bremen nach Istanbul war überhaupt kein Problem, zumal wir in den vorher gebuchten Genuss eines Platzes am Notausgang kamen und somit über genügend Beinfreiheit verfügten.

Während unseres 2,5 stündigen Aufenthaltes  in Istanbul konnten wir in einem englischen Pub Nähe unseres Abflug-Gates das Rückspiel in der  Champions-league  zwischen Real Madrid und Bayern München verfolgen. Leider haben meine Bayern trotz eines 2:2 den Einzug in das Finale verpasst, schade.

Kurz vor unserem Abflug trafen wir auf unseren Reiseleiter, Dr. Roland Jansen. Er ist zugegebener Maßen der Grund, warum ich mich zu diesem Zeitpunkt auf eine Reise in den Iran eingelassen habe.

Wir hatten eine tolle Reise mit ihm in Indien, wo wir von seinem umfassenden Wissen in den Wochen profitieren konnten und diese Reise intensive Eindrücke für uns hinterlassen hatte.

Es ist nun also geplant in Usbekistan mit einem Gruppenvisum einzureisen und wir erhalten von Herrn Jansen die Anweisung uns nach der Landung in Taschkent vor der Einreise zu versammeln.

Der Flug, wir haben wiederum einen Platz am Notausgang, ist zermürbend und da es ein Nachtflug ist, sehr schlafraubend.

Mit uns fliegen vorwiegend Usbeken, die eine Unmenge an Gepäck in Form von Kartons und Tüten bei sich tragen. Von Handgepäck ist hier wohl kaum die Rede. Was Sie jedoch insgesamt an Mitbringsel in die Heimat verbringen, erschließt sich uns erst am Gepäckband. Wegen der langen Wartezeit können wir das Treiben ausgiebig beobachten. Der Koffer unseres Schweizer Mitreisenden  kommt als letztes Gepäckstück vom Band, daher also Zeit genug.

Die Einreise in Usbekistan erfolgt ohne große Probleme und so sitzen wir bereits nach gut 2 Stunden Formalitäten in unserem voll klimatisierten Bus. Wenn ich wir sage, dann meine ich unsere Reisegruppe, bestehend aus 2 Paaren aus Dortmund, einem Schweizer Pärchen und dem Sohn eines der Dortmunder Paare. Weiter sind dem Bus zugestiegen der benannte Reiseleiter, Dr. Roland Jansen und neben dem Busfahrer, unsere  einheimische Reisebegleitung  Nina. Sie lebt in Samarkand, ist 63 Jahre und wurde am Goethe Institut ausgebildet. Sie arbeitet schon seit vielen Jahren für die Agentur und ist eine Seele von Mensch, wenn ich dies hier mal so despektierlich sagen darf.

Wir werden nett begrüßt und es geht zunächst in ein Hotel Usbekistan, einem ehemaligen sowjetischen Staatsbetriebes um zunächst mal einen Kaffee und ein Gebäck zu frühstücken. Wir hatten alle auf das Abendessen im Flugzeug verzichtet, war es für uns ja auch bereits weit nach Mitternacht, als es serviert wurde.

Mit dem Kaffee machen wir auch unsere  ersten Erfahrungen mit dem Verständnis von Service und Schnelligkeit in diesem ehemaligen sowjetischen Land. Nina ist ebenfalls immer schwer von ihren Landsleuten beeindruckt, wenn es um Bestellen und Abrechnen der Mahlzeiten in den Restaurants geht.

Leider sind die sehr jungen männlichen Servicekräfte nicht in der Lage zwei Getränkepreise zu addieren, es werden sofort die „Tasten“ geholt, wie Nina den Taschenrechner bezeichnet.

Nach geraumer Zeit erhalten alle Reisenden dann doch noch ein Heißgetränk und unsere Besichtigung beginnt ohne eine weitere Pause im Hotel.

Aus dem Fenster  unseres komfortablen chinesischen Busses erhalten wir die ersten Eindrücke von der usbekischen Hauptstadt. Unser erster Eindruck ist jung, sauber und unglaublich freundlich.

In Usbekistan sind  60% der Bevölkerung unter 18 Jahre. Auf den Straßen liegt nicht ein einziges Taschentuch rum und die Menschen stecken uns mit ihrer herzlichen und offenen Freundlichkeit förmlich trotz der Übermüdung an. Die Frauen, selbst die jüngeren Damen sind auffallend bunt in traditionelle Kleider gehüllt.

Für unsere erste Besichtigung fahren wir mit dem Bus bis in die Altstadt, wo wir unsere erste Medrese, die ehemalige Koranschule Barak-Khan aufsuchen.

Sie war zunächst als Mausoleum für den Vater des Erbauers 1530  geplant, wurde dann später aber als Medrese umgewandelt. Die Anlage ist schon mit den Ausmaßen von 70 x 44 m recht ansprechend und überzeugt durch einen großzügigen Innenhof. Die Mosaiken sind teils rekonstruiert aber beeindrucken durch die Farbigkeit.

Die Medresen wurden ab dem 10. Jh. zum Studium für islamische Wissenschaften gegründet, nachdem zuvor in Moscheen gelehrt wurde. Neben islamischem Recht wurden dann später auch theologische  und mathematische Wissenschaften gelehrt. Heute findet man in vielen Medresen Kunsthandwerker, die den wenigen Touristen ihre Waren verkaufen.

Anschließend fahren wir zum Kaffali-Schaschi-Mausoleum, die Begräbnisstätte des Stadtheiligen der Hauptstadt Taschkent mit Namen Abu Bakr Muhammad Ibn Ali Ibn Ismail al Kaffel al Schachi. Ich erspare mir weitere Details, nur so viel, er lebte als Schlosser in Taschkent, verstarb 976 und wird seitdem verehrt.

Von dort unternehmen wir einen längeren Gang durch die sonnenbeschienen Straßen, vorbei an dem Palais der Romanovs und dem Theater, zum Reiterdenkmal des einstigen Eroberers Amir Timur. Seine Hinterlassenschaften werden unsere  kommenden Tage in Usbekistan noch prägen. Das Denkmal steht in einer parkähnlichen Landschaft, in unmittelbarer Nähe des uns bereits bekannten Hotel Usbekistan.

Mit dem Bus geht es zu einem Einkaufszentrum, dort werden in der obersten Etage verschiedene  Gerichte zubereitet; wir bestellen einige kleine Spieße und gebackene Kartoffeln mit einer Sauercreme. Die Zubereitung dauert, doch das Resultat ist dann doch ganz lecker.

Wir besteigen wieder unseren Bus, der uns zu unserem Hotel, dem City Palace Hotel bringt.

Wir sind nun einigermaßen geschafft und beziehen unser recht großzügiges Zimmer.

Die fehlende Nacht könnte man nun nachholen, doch wir haben eigentlich gute Erfahrung damit gemacht sich so lange wie möglich wach zu halten und dann am Abend todmüde ins Bett zu wanken.

Wir ziehen dem Mittagsschlaf einen Besuch der legendären Metrostationen vor und lassen und von Nina einen Metroplan aushändigen. Die nächste Station befindet sich in der Nähe des Timur Denkmals und so schlendern wir nochmals zu dem Platz. Wir finden den Zugang zur Metro durch einen freundlichen Hinweis eines Usbeken und für umgerechnet 1€ treten wir die Reise in den Untergrund an.

Legendär ist die Metro wegen der sehr dekorativ ausgeschmückten Stationen, derlei wir drei besichtigen. Es gibt drei Linien, eine blaue, eine rote und eine grüne. Wir bewegen uns auf der roten und steigen dann noch in die blaue Linie um. Am Kosmopolitanplatz steigen wir aus und beschließen weiter zu Fuß den Weg zu unserem Hotel zurückzulegen. Wir kommen durch weitläufige schattige Parkanlagen die von Familien, die hier den Feierabend mit einem Eis verbringen, bevölkert sind.

In einem Pavillon nehmen wir unseren Kaffee und Espresso und lassen unseren Blick über die Menschen schweifen.

Uns fällt auf, dass die Stadt sehr großzügig angelegt ist und über ein üppiges Grün verfügt.

Es liegt nirgends Müll herum, auch dies eine positive Erkenntnis.

Am Abend fährt uns der Bus zu einem typischen Touristenrestaurant, dem Pilgrim, wo wir bereits von einer Folkloretruppe mit typischer usbekischer Musik erwartet werden.

 

Donnerstag, der 03.05.2018

Der heutige Tag beginnt mit einem Weckruf um 7:30 Uhr. Das Frühstück ist umfangreicher als erwartet, dies wird sich im Laufe der Reise jedoch noch ändern.

Die Gruppe ist pünktlich und um 9:00 Uhr beginnt die Reise nach Samarkand, gut 360 km entfernt. Die Straßen sind mehrspurig ausgebaut und in einem guten Zustand. Wir kommen außerhalb der Speckgürtel durch vorwiegend landwirtschaftlich genutzte Gegend. Unterwegs sehen wir die Bepflanzung der Baumwollfelder, die Pflanze ist einjährig und wird auch vorwiegend per Hand geerntet.

Unterwegs kommen wir an kleineren Dörfern und Ansammlung von kleinen Häuschen aus der Sowjetzeit vorbei. Die Dörfer und die Straßen alle picobello!

Die Häuschen sind alle mit einem roten Dach  versehen und haben einen blassgelben Anstrich.

Die Häuser auf dem Land sind noch vielfach in der Lehmbauweise erstellt und müssen stetig wieder hergerichtet werden. Der Vorteil dieser Bauweise liegt einfach in den unglaublich  guten ausgleichenden Temperaturen, bleiben die Räume im Sommer doch sehr lange angenehm kühl.

Wir sehen die Bauern teils mit kleinen Eselkarren ihre Güter transportieren, teils sind sie jedoch auch bereits motorisiert mit einer Art Dreirad.

Auffällig ist auch in diesem Teil der Erde, dass die schwere Feldarbeit vielfach von Frauen verrichtet wird, die Männer hüten die Schafe und Kühe oder sitzen eben nur so rum. Wie gesagt, wie überall auf der Welt.

Unser erster Halt ist ca. 30 km vor Samarkand das Observatorium von Ulug Beg. Sehr beeindruckend ist für uns das Interesse der Einheimischen, die sehr zahlreich die Sehenswürdigkeiten ihres Landes besuchen. Wir, die ausländischen Touristen,  sind ganz klar in der Minderheit, vielleicht liegt der Anteil der Touristen zwischen 5-10%, wobei die Deutsche Reisegruppe deutlich in der Mehrheit ist.

Nun aber zum Observatorium, dessen Reste erst 1908 entdeckt wurden.

Die Sternwarte wurde von Ulug Beg gegründet und er holte namhafte Wissenschaftler nach Samarkand, die durch ihre Studien diverse Fehler in den bereits existierenden Sterntabellen korrigierten. Die zentralasiatische Wüste bot sich für weitere Forschungen und Himmelsbeobachtungen an. Hierdurch konnten die Gelehrten 1437 das „Buch der Fixsterne“ erstellen, in dem 1018 Fixsterne genau lokalisiert werden konnten.

Das Herzstück der heutigen Überreste des Observatoriums sind Teile des beeindruckenden Sextanten, der mit einem Radius von 40 Metern in den Boden eingelassen ist und durch seine gewaltigen Ausmaße diese genauen Messungen ermöglichte. Bereits zu damaliger Zeit konnte man durch die Nord-Süd-Ausrichtung den Breitengrad Samarkands und die Schrägstellung der Erdachse unglaublich genau berechnen. Nebenbei bemerkt, hat man auch einen sehr schönen Blick über die nahe gelegene Stadt Samarkand zu seinen Füßen.

Mittlerweile ist es schon sehr warm geworden und wir sind dankbar für eine schöne erfrischende Dusche in unserem Hotel, leider wird es damit nichts, da man wegen des geringen Wasserdrucks unter unserer Dusche von Strahl zu Strahl hüpfen muss, einseifen nur mit sehr viel Geduld !

Den Abend beschließen wir zum Abendessen in einer usbekischen Familie. Wir fahren mit dem Bus in einen Vorort von Samarkand und werden sehr nett von der Familie empfangen. Die beiden kleinen Mädels sind sehr fotogen und das genießen Sie auch. Sie posieren vor uns und haben zunehmend Freude daran, wir natürlich auch. Das Wohnhaus besteht aus einem Innenhof mit einem kleinen Brunnen und wir steigen eine Stiege hoch in den ersten Stock. Unser Essen nehmen wir in einem sehr dekorativen großen Raum an einem üppig gedeckten Tisch ein. Natürlich haben wir uns vorher unserer Schuhe entledigt. Nein, es müffelt nicht.

Wir dürfen die Speisen auf dem Tisch genießen, es handelt sich um diverse gebackene Auberginen, mit Spinat gefüllte Teigtaschen, Salat mit Zucchini und Möhren, zum Hauptgericht machen wir unsere erste Erfahrung mit Plov, dem Nationalgericht in Usbekistan. Zum Knabbern zwischendurch liegen vor uns gezuckerte Erdnüsse und Kichererbsen in großzügiger Menge. Dann folgt auch noch ein Nachtisch in Form eines Käsekuchens. Wir sind mehr als gesättigt, zumal auch die Flaschen Wodka ihre Runden drehen. Getrunken wird sowohl Bier als auch Wein, der Rotwein ist sogar recht ansprechend.

Einen kleinen weiteren Höhepunkt erleben wir, da unser Fahrer noch zu einigen Nachtaufnahmen beim Grabmal des Timur anhält. Die Stätte Gur Emir  ist sehr schön illuminiert und animiert zu Nachtaufnahmen.

 

Freitag, 4.5.2018

Dieser Tag wird mega spannend, wir steigen in die Kultur und die Geschichte von Samarkand ein.

Es geht zunächst zum Gur Emir Mausoleum, Grabmal des Timur, ein gewaltiger Gebäudekomplex. Auch im Innern ist das Mausoleum über und über mit Gold ausgeschmückt. Neben Timur ist hier auch sein Enkel Ulug Beg begraben.

Nun aber mal in aller Kürze zur Geschichte der Stadt. Ich beginne mal mit der Zerstörung der Stadt im 13 Jh. durch die Mongolen. Sie musste also wieder aufgebaut werden und da fand sich ein Anführer eines mongolischen Stammes, der Barlas, die in Usbekistan siedelten. Sie hatten bereits unter dem legendären Dschingis Khan an Feldzügen teilgenommen. 1361 wurde Timur zum Minister in Samarkand ernannt. Aufgrund verschiedener Eroberungen verschaffte sich Timur zunehmend Einfluss und herrschte mit grausamer Gewalt. So soll er bei der Eroberung Isfahans von 70000 Gefangenen die Köpfe abhacken und diese zu einer gigantischen Pyramide aufschichten lassen.

Nach der Eroberung Indiens besiegte er 1401 die Mamelucken und kehrte danach wieder nach Samarkand zurück. So barbarisch Timur auch war, so hatte er auch den Geist seine Stadt mit Hilfe der besten Handwerker der damaligen Zeit zu einer der schönsten Metropolen zu erschaffen.

Heute können wir diese Baudenkmäler staunend bewundern.

Ulugh Beg ist der Enkel des großen Timur und wurde bereits als 15-Jähriger Statthalter von Samarkand. Er war eher den schönen Künsten und den Wissenschaften , besonders der Astronomie, zugewandt und hatte es wohl nicht so mit der Kriegsführung.

Unter seiner Verantwortung wurden eine Lehranstalt 1417 und das Observatorium von Samarkand 1428 gegründet. Er soll, wie sein Opa dem Suff zum Opfer gefallen sein, weniger in kriegerischer Auseinandersetzung, also nicht besonders heldenhaft. So wurde uns zumindest übermittelt.

Es geht zu Fuß durch eine Parkanlage, wir machen die ersten nasalen Erfahrungen mit dem Maulbeerbaum. Von den Beeren geht ein unglaublich lieblicher Duft aus, für mich wird dies der Geruch Usbekistans.

Laut Nina, unserer usbekischen Reiseführerin gibt es einen Maulbeerbaum mit weißen und mit schwarzen Beeren, wobei die schwarzen wesentlich aromatischer sein sollen und auch zu Konfitüre verarbeitet werden.

Neben dem betörenden Duft nimmt man den Baum unweigerlich durch den klebrigen Untergrund zwangsläufig wahr.

Ich habe beide Arten der Beeren probiert und nahm sie als sehr süß wahr, jedoch ohne jegliche Säure, bedingt wahrscheinlich durch die starke Sonneneinstrahlung.

Wir ziehen weiter in Richtung des Registan, dem zentralen Platz der Altstadt.

Hier besichtigen wir eine Medrese, eine ehemalige Koranschule.  Am Registan haben sich in den alten Gemäuern zahlreiche Handwerker und Händler niedergelassen. Wir besuchen einen Mann in seinem kleinen Geschäft, der seine  Musikinstrumente selbst fertigt und uns diese auch noch persönlich erklärt und bespielt. Wir nutzen noch die Freizeit um einige Händler zu besuchen und uns ihre Waren anzusehen.

Die Bibi-Chanum -Moschee  ist wiederum eine großartige Moschee, sehr üppig ausgeschmückt. Timur hatte nach seinem Indienfeldzug die Idee eine der größten und schönsten Freitagsmoscheen seines Reiches zu errichten und widmete sie seiner Hauptfrau, einer Nachfahrin des legendären Dschingis Khan. Die Moschee wurde 1404 fertiggestellt und begann schon wenig später wieder zu verfallen, nach 200 Jahren sogar zur Ruine.

Mit der ganzen Truppe geht es dann noch über den Basar und Nina besorgt noch einige Dinge für das morgige Picknick.

Es gibt ein reichhaltiges Angebot an ganz köstlichen Tomaten und Gurken sowie Gemüse wie Rettich, Lauch, Zwiebeln und Kartoffeln. Alle Marktbeschicker begrüßen uns überaus freundlich und freuen sich von uns fotografiert zu werden.

Ich muss noch kurz über das Fladenbrot berichten, da man die Brote mit einem speziellen Stempel in der Mitte versieht, der auch nach dem Backen noch sichtbar bleibt, da das Brot dort nicht so aufgeht. Natürlich habe ich mir einen dieser sehr schönen Stempel erstanden und ich freue mich schon darauf mein nächstes Brot damit zu zeichnen.

Nun ist der Tag bereits in ein goldenes Licht getüncht und in diesem Licht dürfen wir durch die Gräberstraße von Schah-i-Sinda besuchen. Auch hier sind wir die Exoten, Einheimische dominieren die  Grabstätte.

Hier sind vorwiegend die Frauen von Timur begraben, man hat schlicht vergessen die Damen  in dem Mausoleum beizusetzen. Neben den Frauen liegen dort auch hohe Beamte aus der Zeit. Es reihen sich Mausoleum an Mausoleum und das früheste um 1335 datiert. Beachtenswert ist, dass die Technik des Brennens der Fliesen mit unterschiedlichen Farben, die nicht ineinander fließen in Europa erst etwa 100 Jahre später eingeführt wurde. Es sind unglaubliche Farbnuancen und das Auge weiß nicht, was es als erstes verarbeiten soll. Nun kommen wir bei der untergehenden Sonne auch noch in das fast goldene Licht und die Atmosphäre ist atemberaubend und ich lasse sie erstmal auf mich wirken.

Wir schlendern dann durch den Registan, mit seinem abendlichen Treiben und kehren in einer ehemaligen Karawanserei zum Abendessen ein. Wir werden wieder von Musikern erwartet und es endet dann sogar noch mit einem Tänzchen.

 

Samstag, 05.05.2018

Wir müssen zeitig raus, heute befahren wir, allerdings mit unserem chinesischen, gut klimatisierten Bus, die Hauptroute der Seidenstraße von Samarkand nach Buchara.

Die Landschaft wird mit zunehmendem Kilometer immer karger. Wir befinden uns in einem Steppengebiet und die Menschen versuchen aus den kargen Böden ihr Möglichstes zu holen, angebaut wird, wo möglich, vorwiegend Baumwolle und Weizen.

Die Landschaft geht über in die Wüste Karakum und nun kommt auch bei mir das Feeling der Seidenstraße wenigstens etwas auf.

Etwa 30 km vor Buchara liegt die Karawanserei von Rabat-e-Malek, die Vorderfront lässt die einstige Herberge der Kaufleute erahnen, von den ehemaligen Wohnräumen sind teils nur noch die Grundmauern erhalten. Es gab Essräume und Schlafräume für die Kaufleute und Stallungen für die Dromedare, Pferde und Esel. Um einen Innenhof lagen die zweistöckigen Zellen, unten Warenlager und oben meist die Gästezimmer der Kaufleute. Im Innenhof stand meist ein Brunnen, des Weiteren gab es oft auch einen kleinen Bazar, damit sich die Kaufleute mit dem Nötigsten versorgen konnten.

Die damaligen Karawansereien lagen immer eine Tagesreise, zur damaligen Zeit zwischen 30 und 40 Kilometer voneinander entfernt.

Der Karawanserei von Rabat-e-Malek gegenüber der Straße gelegen befindet sich ein ehemaliger Wasserspeicher aus der Zeit, die Kuppel über dem Wasserbecken verhindert ein übermäßiges verdunsten. Diese Kuppelbauten der Wasserspeicher sind wohl die Vorbilder für die Architektur der folgenden Jahre. Der Wasserspeicher wurde gespeist durch einen nahen Flusslauf und diente der Wasserversorgung der Karawanserei.

Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem nächsten Ziel, der Stadt Buchara. In der vollen Mittagshitze, das Thermometer zeigt ca. 32 Grad C, spazieren wir durch eine Parkanlage zum Mausoleum der Samaniden, eine architektonische Sensation, es ist das älteste erhaltene Zeugnis islamischer Architektur in Zentralasien. Kulturgeschichtlich bedeutsam, da dieses Mausoleum das einzige erhaltene Kuppelgrab der Samaniden ist. Der gute Erhaltungszustand  zeugt daher, dass der Bau unter Sandschichten verborgen war, er war zentraler Teil eines Friedhofes, welcher erst im 20. Jh. freigelegt wurde.

Vermutlich wurde das Mausoleum im 10. Jh. erbaut und ist die Grabstätte Ismail Samanis, er regierte 900-907. Es handelt sich um einen quadratischen Bau von 10 Meter Seitenlänge, mit Dreiviertel-Säulen und einer umlaufenden Arkadengalerie. An den oberen vier Seiten befinden sich ebenfalls kleinere Kuppeln, die einem Bienenkorb ähneln. Die ca. 9m hohe Kuppel bildet mit einer kleineren Laterne den oberen Abschluss des Gebäudes.

Die umlaufenden Rahmen sind mit geometrischen Ornamenten aus Terrakotten verziert. Es fallen immer wieder die achteckigen Anordnungen der Ziegel ins Auge, die geometrisch angeordnet sind. Das Mausoleum ist kulturgeschichtlich so bedeutend, als die islamische Weltanschauung die architektonische Verzierung von Gräbern verbietet.

Weiter geht es in der Mittagshitze zur Moschee Bolo-Chaus, einer Moschee mit zwanzig Säulen aus schwarzer Ulme, die sich in dem Wasserbecken spiegeln und dort 40 Säulen erscheinen lassen. Die Zahl 40 ist in Usbekistan eine Glückszahl. Die Intarsien, die Kassettendecke und die Holztür im Portal zeugen von meisterhafter Handwerkskunst.

Bei unserem Eintreffen in Buchara konnten wir bereits Teile der Stadtmauer sehen, unser Bus hält vor den Toren der Altstadt und den Rest des Weges zu unserem Hotel müssen wir zu Fuß  zurücklegen, Autos sind aus der Altstadt verbannt. Der kurze Weg überfordert uns nicht, zumal uns das große Gepäck nachgetragen wird.

Unser Hotel liegt super zentral in der Altstadt und nach dem kurzen Check-in nehmen wir bei einem Bierchen auf der Terrasse Platz und stimmen uns so auf die Atmosphäre ein. Die Altstadt wirkt auf uns wie aus dem Bilderbuch und auch schon ein bisschen zu aufgeräumt. Die Bauten sind alle super restauriert und wir finden keinen Müll auf den Straßen, wie bereits übrigens in allen Orten, die wir bislang besucht haben.

Am Abend essen wir im malerischen Innenhof des Hotels, wir sind an diesem Abend die einzigen Gäste und so wird es ein ausgelassener Abend. Das Hotel ist eine alte Karawanserei und einige der Reisenden bewohnen die obigen Räume rund um den Innenhof.

Wir spazieren nach dem Essen noch durch die Gassen der Altstadt und kommen an dem zentralen Platz, dem Labi-Chaus vorbei, hier tobt das Leben und um das Wasserbecken sind die Restaurants angeordnet. Chaus nennt man die Wasserbecken, die früher in den Oasen als Wasserspeicher für Trink- und Nutzwasser dienten. Es gab spezielle Wasserträger, die die Bewohner mit Wasser in Behältern  daraus versorgten. Es gab zur damaligen Zeit zahlreiche solcher Wasserbecken, die jedoch auch ein Nährboden für Krankheiten waren.

Heute  genießen rund um den Labi Chaus die Familien ausgelassen den milden Abend mit sommerlichen Temperaturen. Die Kinder spielen in den Parkanlagen, oder bekommen eine Runde auf bunten Elektroautos oder ein Eis von den Eltern spendiert. Die Menschen sind fröhlich und sehr, sehr freundlich zu uns Touris! Wir werden immer und immer wieder von den Leuten angesprochen. Sie möchten wissen, woher wir kommen und freuen sich über unseren Besuch. Man kommt sehr schnell mit den Leuten ins Gespräch und um einigermaßen zeitig wieder im Hotel zu sein müssen wir einige Gespräche sogar etwas kurz halten.

Buchara ist mit 300000 Einwohnern zwar nicht die Hauptstadt von Usbekistan, doch mit einigen Universitäten und der unbeschreiblich schönen Altstadt ein Anziehungspunkt. Zum Teil entstanden die beeindruckenden Sehenswürdigkeiten schon vor über 1000 Jahren. Es ist für mich eine der schönsten Städte entlang der von uns besuchten Seidenstraßenroute.

 

Sonntag, der 06.05.2018

Nach einem Frühstück  geht es zum Labi Chaus Platz durch den Bazar und wir beobachten das lebendige Treiben der Händler, die ihre Stände mit den Waren bestücken und sich für den Tag rüsten. Einige Handwerker bearbeiten noch diverse Stücke, Silberschmiede treiben das Metall. Es handelt sich in Buchara um einen Kuppelbazar und man kommt in den Genuss eines ganz besonderen beschatteten Shoppingerlebnisses. Wir können das Handwerk der Goldstickerei  bewundern und sind über die Preise für ein Sakko mit Goldstickerei in Höhe von 3000  € erstaunt. Ich erstehe einige Schals aus Kamelhaar und Seide, nicht gerade billig, aber ich denke noch immer preiswerter als in Europa.  Der Bazar mündet sozusagen am Labi Chaus Platz, hier nehmende Händler und Einheimischen ihren Kaffee oder Tee rund um das zentrale Wasserbecken. Einige ältere Herren vertreiben sich ihre Zeit mit Backgammon.

Danach gehen wir zum Kalon Komplex mit dem bekanntesten Wahrzeichen Bucharas, dem 45,6 Meter hohen Minarett, welches noch aus vormongolischer Zeit, fertiggestellt 1127, besteht. Dschingis Khan, der mit der Zerstörung Bucharas, wie dem gesamten Gebiet, nicht zimperlich war und vieles dem Erdboden gleich gemacht hat, war wohl so beeindruckt vom Minarett, als das es dieses unverwehrt ließ. Minarette dieser Höhe dienten in früherer Zeit nicht nur zum Ausrufen des Gebetes, sie dienten als Wachtürme und als Wegweiser für die Karawanen. Im 18. / 19. Jh. diente das Minarett zu Hinrichtungen, Verbrecher wurden vom Turm in Säcken  zu Tode gestürzt.

Die Mir-i-Arab-Medrese wurde von seinem Namensgeber im Jahr 1535 erbaut und soll durch den Verkauf von 3000 schiitischen Sklaven finanziert worden sein. Die Medrese ist nahezu die einzige  Lehranstalt, die durchgängig als eine solche genutzt wurde, sieht man mal von der Zeit Stalins ab.

Eine weitere Medrese ist die des Ulug Beg, die um 1415, also noch zu seinen Lebzeiten erbaut wurde und die älteste erhaltene Medrese in Zentralasien ist. Auch diese Medrese ist mit bunt bemaltem Schmuckband und Majolika-Inschriften  an der Außenfassade reich verziert. Der Innenraum ist leider teils sehr verfallen.

Die der Ulug-Beg-Medrese gegenüberstehende Abdulasis-Khan-Medrese ist noch bunter und reicher mit Blumenmustern verziert. Im Aufbau erkennt man auch hier den typischen Grundriss einer Vier-Iwan-Anlage, mit einem hohen reich geschmückten Pischtak, den typischen Ecktürmen und den Zellen für die Studenten auf zwei Ebenen.

In einem voll klimatisierten Restaurant in der Nähe des Labi Chaus Platzes nehmen wir unser Mittagessen ein, Süppchen mit Gemüse und einen Fleischspieß.

Nach dem Essen bekommen wir Freizeit, die Stefan für einen Besuch eines Hamann nutzt und ich mich mit diversen Schals aus Kamelhaar und Seide eindecke.

Anschließend genießen wir auf der Hotelterrasse, die den Blick auf die Altstadt eröffnet die vorbeirauschende Szenerie. Zum guten Schluss erstehen wir noch beim vermeintlich besten Schmied ein schönes Messer mit Namen graviert und ebenfalls noch eine ausgefallene kleine Schere.

Den Abend beschließen wir bei einer iranischen Familie, die uns sehr lecker bekocht, leider wieder mit den traditionellen Gerichten, die wir nun bereits mehrfach genießen durften. Die gekochten Salate aus Kartoffeln und Rote Beete und natürlich der überall anzutreffende Plov in den unterschiedlichsten Variationen, mal mit Reis, mal mit Kartoffeln und mit mehr oder meistens weniger Fleisch brennt sich in unsere Geschmacksknospen ein.

Aber wir lassen das Bier fließen und einige genießen den ganz ordentlichen Wein, natürlich kreist auch noch die Flasche Wodka. Heute Abend verlässt uns unsere usbekische Reiseleiterin und wir verabschieden Sie herzlich.

 

Montag, der 07.05.2018

Am Morgen müssen wir wieder zu Fuß aus der Altstadt zum Bus gehen, unsere Koffer werden nachgebracht. Wir setzen unsere  Fahrt, etwa 90 Km  bis zur Grenze nach Turkmenistan fort. Die Gegend ist eintönig und ähnlich erregend ist dann auch der Grenzübergang.

Wir verlassen mit allem Gepäck unseren Bus und gehen von Passkontrolle zu Passkontrolle. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob alle Sicherheitskräfte auch die Pässe lesen können, oder nur die netten Bildchen ansehen. Aber alle sehr jungen Grenzbeamten gucken einem wenigstens tief in die Augen, das erlebt man ja auch nicht mehr alle Tage.

Die Ausreise aus Usbekistan geht verhältnismäßig schnell, wir werden  weiter zu einem kleinen Abfertigungshäuschen ins sogenannte Niemandsland mit einem Kleinstbus mit Anhänger für das Gepäck gefahren. 10 Leute auf und neben zwei schmalen Sitzreihen. Wir kommen uns unweigerlich näher. Nach knapp 1000 Metern kommen wir in der Demarkationslinie an. Natürlich wird der Reisepass wieder kontrolliert.

Mit uns warten nun zwei Frauen aus Turkmenistan an diesem Punkt, sie überqueren die Grenze mit über 20 Flaschen  Flüssigwaschmittel in 5 Literflaschen. Wir erfahren nachher, dass das turkmenische Waschmittel das bessere sein soll.

Vom Häuschen werden wir dann doch noch mit einem Kleinbus abgeholt und zum turkmenischen Zollgebäude gefahren.

Nun heißt es wieder warten, fast 2 Stunden verbringen wir dort. Wir reisen übrigens mit einem Gruppenvisum in Turkmenistan ein und unser Reiseleiter führt ein Einladungsschreiben für uns bei sich.

Unsere turkmenische Reiseleiterin namens Natascha erwartet uns bereits und ist auch etwas genervt von ihren eigenen Landsleuten. Aber dann.

Geht es doch noch los und nach dem bereits erwähnten tiefen Blick kommen nun unsere Koffer unter die staatliche Kontrolle. Die Rauchwaren wurden unter der Gruppe verteilt, es sind nur 2 Packung  Zigaretten pro Nase erlaubt.  Wir werden nach dem mitführen von Tramadol, einem bei uns verschreibungspflichtigen Schmerzmittel gefragt, es fällt in Turkmenistan unter ein Betäubungsmittelgesetz. Wir sind aber alle sauber. Stefan hat unsere Reiseapotheke in seinem  Koffer und dieser wird nun erst mal in Augenschein genommen. Ich habe zuvor die Arzneimittel ausgeblistert und die diversen Mittel  werden gründlich hinterfragt.

Ich bin da nun doch sehr skeptisch, was das Mädel vom Zoll davon versteht. Natascha wird nun auch so langsam ungehalten und verschafft sich durch ihr burschikoses Auftreten erst mal Respekt, mit anderen Worten, sie ist mega stinkig.

Nachdem wir wieder mal in Augenschein genommen sind, wird für uns das Kofferband, besser Kofferbändchen angeschmissen. Wir lassen unsere Koffer ablichten. Mein kleiner Handkoffer bewegt sich auf dem Band keinen Zentimeter, ich nehme ihn und meinen Rucksack wieder vom Band, gehe mit Gepäck am Band vorbei und entnehme meinen Koffer dem Band. Alles easy, es interessiert niemanden. Nun noch eine schnelle Passkontrolle und wir haben es geschafft, wir sind in Turkmenistan!